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    Waren Sie schon einmal auf einem agujero negro? Ich schon, vor langer Zeit einmal, in den ländlichen Gegenden Österreichs, in der Türkei, Griechenland und Italien, und ... vor geraumer Zeit, hier, im Zentrum von Puerto de la Cruz. Das agujero negro ist jener Ort, der, touristenfreundlich, die Worte „por favor, no tirar usado papel higienico en water“ „bitte werfen Sie benütztes Klopapier nicht in die Muschel“, dreisprachig an der Tür hängen hat und auf österreichisch auch Plumpsklo genannt wird. Dieses stille Örtchen, hat standhaft den Errungenschaften der Jetztzeit standgehalten und stinkt leise vor sich hin.

    Sie kennen doch sicher den weisen Spruch „zeige mir Deine Freunde und ich sage Dir wer Du bist“, der sich doch so oft bewahrheitet hat. Ich möchte diese Worte etwas verfälschen und behaupte „zeige mir Deine Toilette .... „ Sie finden das lächerlich? Naja Sie haben schon recht, aber doch auch nicht ganz.

    Ein Restaurant, dessen Toilette blitzsauber ist, lässt vermuten, dass auch in der Küche mit Sorgfalt agiert wird, ein Kaffeehaus auf dem Auszüge aus dem amtlichen Telefonbuch lustvoll auf die Häusltür gekritzelt wurden, lässt doch auch so manches erahnen. In der Wiener Innenstatt wurde der Millionste Besucher der ältesten öffentlichen Toilette mit einer Rolle Klopapier geehrt und wer von uns hat nicht schon mal in äußerster Not diese hilfreiche Institution gesucht um sich anschließend mit Grausen abzuwenden.

    Ich finde, dass wir diesem intimen Ort allzu wenig Aufmerksamkeit schenken Die Hersteller von Putzmitteln, Raumsprays oder Toilettenpapier mit Rosenaufdruck haben zwar die Marktlücke schon längst erkannt und machen Lust auf atlantikfrisches Raumklima, zitronengeschwängerte Feuchttücher und nach Rosenholz duftende Wischtücher, aber die parfümierten Fäkalien sind halt noch nicht erfunden worden und so ist und bleibt das Häusel halt ein Stiefkind.

    Noch bemerkenswerter ist jedoch, dass jeder Fortschritt natürlich auch viele Nachteile hat. Kalkulieren wir doch einmal den Jahresbedarf an Klopapier. Na, ganz erklecklich, denn man will sich nicht lumpen lassen und kauft natürlich nur das, laut Werbung auch für Babypopos geeignete „Streichelweiche“. Man gönnte sich ja sonst eh nichts. Wie viele Informationen gehen doch dadurch verloren. Zu Großmutters Zeiten, als noch sorgsam die Zeitungen gehortet wurden, um dann, nach strengen Richtlinien gefaltet, gerissen und mit einem Schnürl versehen zu werden, hatte doch der Herr der Schöpfung die Möglichkeit, am stillen Örtchen, das Klopapier-Puzzlespiel zur Perfektion zu bringen. Der aus der Mitte stammende Hinweis auf so weltbewegende Ereignisse, wie zum Beispiel die Ergebnisse aus der letzten Bundesliga, konnte auch noch Tage danach in mühevoller Kleinarbeit nachvollzogen werden. Die Röte im Gesicht des Göttlichen, nach vollendeter Sitzung, konnte man demnach dem schlechten Spielergebnis, oder aber auch einer etwas festeren Verdauung zuschreiben.

    Nun ist aber der sogenannte heimische „stille Ort“ ein Raum, der so manches Mal von Besuchern aufgesucht wird. Herr und Frau von Welt wollen sich natürlich auch hier keine Blöße geben, schmücken den Ort des Vergänglichen mit Accessoirs der Spitzenklasse, Ton in Ton natürlich, und geben ihn den Touch des internationalen Flairs. Ganz zufällig steckt hier, im vergoldetem Zeitungsständer natürlich, das Prospekt von sündhaft teuren Kreuzfahrten, ganz selbstverständlich neben Spiegel und Focus. Die gute Hausfrau erkennt man, wenn die Kreuzfahrten nicht mehr in DM oder Schillingen angeboten werden und im Focus nicht gerade von Clintons Affaire mit Monika Lewinsky berichtet wird. Der etwas infantile, aus einem kinderlosen Haushalt stammende, Geist hat noch die Jubiläumsausgabe von Mickey Mouse etwas zerfleddert liegen und der abgegriffene Basteiroman mit dem sinnigen Titel „.. und aus dem Häusel hört man Wischgeräusche“ gibt auch zu denken.

    Nachdem man den Fortschritt aber ja nicht aufhalten kann und Druckerschwärze am Popo auch nicht das wahre Vergnügen ist, werden wir uns auch in Zukunft von kreativen Werbemanagern beraten lassen, welches Papierl wann zu verwenden ist. Was mich nur wundert ist, dass noch niemand eine „offizielle Klozeitung“ erfunden hat. Inhaltlich variabel, um den jeweiligen Stimmungen anzupassen, die Artikel in verschiedenen Längen, wegen der Anpassung an den Stuhlgang, und ausgestattet mit Fortsetzungsroman. Die Größe an die räumlichen Gegebenheiten angepasst und vor allem ohne Angabe des Erscheinungsdatums, um den Hausfrauen nicht das Leben zu erschweren.

    Aber selbst nach Jasmin duftendes Klopapier und die neueste Ausgabe der Bildzeitung wird mich nicht mehr dazu verleiten können, dieses Örtchen im Zentrum von Puerto de la Cruz aufzusuchen. Es sei denn, ich möchte etwaigen Besuchern dieser Insel beweisen wie die Menschen früher einmal lebten. Das wäre aber doch eher etwas für ein völkerkundliches Museum

    meint Eure Wienerin
    Irene-Christine Graf

    • Flowerpower1211
      #1
      Flowerpower1211 kommentierte
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      Klo !!

      Liebe Wienerin!

      Du hast es wie immer auf den Punkt gebracht!! Klasse -ich lache mich schief.....
      Danke Dir sehr für diesen Artikel!!

      Herzliche Grüße Flowerpower1211 - Ute

    • LaTorre
      #2
      LaTorre kommentierte
      Kommentar bearbeiten
      Göttliche Geschichten......

      und Anekdoten, wie immer von der "Wienerin", ein Genuss sie zu lesen !

      Tja, wie viele wohl wissen, kommen viele technischen Neuerungen aus dem fernen Asien, in diesem Falle aus Japan.

      Dort wurden diese "Probleme" des geheimen "Örtchens" mit Lösungen bedacht, die hier in Europa man nur erträumen kann.

      Stellt euch vor, da der "Japaner" von jeher ein schüchterner, schambewusster Typ ist, ist es ihm undenkbar, Geräusche, obwohl natürlicher Herkunft, aus einem "Excusado" ( Toilette ) herausdringen zu lassen. Lieber verkneift er sich alles.

      So gibt es nun seit mehreren Jahren schon, dank der Elektronik, "geschäftebegleitende" WC-Spülsysteme, die keine Wünsche offenlassen. Ein kleiner, flacher Kasten an der Wand, natürlich mit für uns unleserlichen Schriftzeichen, dient als "Steuergerät" für die "sanitäre" Angelegenheit.

      Mit vorprogrammierten Standardmelodien, Lautstärkeregulierung und diversen speziellen Spülprogrammen kann sich der "Kunde" nach Herzenslust berieseln lassen, auch den "Allerwertesten" mit lauwarmem, parfümiertem Wasser abduschen und mit regulierbarem Föhn trocknen lassen, denn der Japaner kennt kein "Klo-" Papier.

      Neuerdings ist das "Örtchen" auch ans Internet angeschlossen, wo man sich dann die neuesten Songs auf die "Klo-" Spülung überspielen kann oder auf der dem "Tron" gegenüber angebrachten Flat-Screen auch die neuesten Nachrichten oder Shows geniessen kann.

      Somit kommt es auch nicht zur Ansammlung von "Druckerschwärze" am Südpol!

      Aber es kommt zu Gedränge, wenn es sich um öffenliche "Örtchen" handelt.

      Natürlich gehört zu diesem "Kasten" an der Wand auch noch das betreffende Gegenteil, das eigentliche WC-Becken, ohne das nichts von alledem funktionieren würde.

      Dann macht mal etwa 4.000 Euros locker, das kostet nämlich der Spaß !!


    • Beate
      #3
      Beate kommentierte
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      Wienerin, LaTorre: Einfach herrlich

    • tenflor
      #4
      tenflor kommentierte
      Kommentar bearbeiten


      sehr schöne geschichten

      @wienerin
      das mit dem zeitungspapier kenne ich noch

      @la torre
      von dem japanischen modell hab ich neulich was im tv gesehen
      ehe das einer von uns europäern verstanden hat, sind die hosen voll
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