Ja, ja, Sie haben die Frage richtig verstanden. Ich frage nicht, ob Sie auf einer Ihrer Urlaubsreisen die Insel If besuchten um sich ein persönliches Bild des Leidens des Grafen von Monte Christo, jener sagenumwobenen Figur Alexandre Dumas, zu machen. Nein, ich frage, ob Sie diesen schrecklichen Ort kennen, wo Menschen ihrer Freiheit beraubt, mehr oder weniger zu Recht oder Unrecht hinter hohen Mauern und vergitterten Scheiben ihr Dasein fristen.
Freiheit, dieses Wort, das im deutschen Wortschatz der Begriff von Unabhängigkeit von Zwang oder Bevormundung ist, ist doch das höchste Gut des Menschen. Doch das Leben bringt die Erkenntnis, dass es wahre Freiheit nur selten gibt und wir uns selbst Gefängnisse bauen dessen Gitterstäbe aus Unwissenheit, Vorurteilen und Engstirnigkeit bestehen.
Denken wir doch einmal zurück an unsere Schulzeit. Waren da nicht unsere Gedanken, dass, wenn wir den Lehrabschluss, das Abitur oder das Studium endlich erfolgreich hinter uns gebracht haben würden, wir dann endlich frei wären? Wir dachten teilweise sogar richtig, denn wir waren frei von despotischen Lehrherren, ungerechten Lehrern oder nervtötenden Professoren und sind doch nur abgerutscht in die nächste Abhängigkeit – in die des Wirtschaftslebens. Zeitdruck, Erfolgszwang und Durchhaltevermögen sind doch unsere täglichen Wegbegleiter.
Denken wir doch auch einmal zurück an unser erstes Rendevous. Eingeengt von Vaters Vorschriften „um 10:00 Uhr bist Du zu Hause…“, „ich will den jungen Mann erst kennenlernen…“, „mit so einem kurzen Rock verlässt Du nicht das Haus …“ oder „in diesen Kreisen darfst Du nicht verkehren…“ hatten wir doch nur einen Wunsch – FREI zu sein. Doch frei – wofür? Frei für die nächste Bindung an einen Lebenspartner, die Gründung einer Familie und die damit verbundene Verantwortung.
Freiheit bedeutet aber nicht nur sich von elterlichen Vorschriften oder Abhängigkeiten zu befreien sondern vor allem von festgefahrenen Vorteilen Abstand zu nehmen.
Ein Vorurteil ist, wie dieses Wort ja unweigerlich ausdrückt, ein Urteil b e v o r man die genauen Hintergründe ergründet oder Fakten begriffen hat. Und unser Leben ist geprägt von Vorurteilen.
Wir lernen in der Schule, dass unsere Religion die einzig wahre ist und manche von uns bauen aus diesem Fehlwissen eine Mauer der Intoleranz die sie selbst einengt, oder sogar noch zu kriegerischen Handlungen führt.
Wir werden zu Selbstbewusstsein erzogen. Wir lernen die Vorzüge unseres Kulturkreises kennen, sind stolz auf die vollbrachten Taten unserer Vorfahren, die Errungenschaften der so genannten zivilisierten Welt und bemerken manchmal gar nicht, oder oft auch zu spät dass wir vor lauter Fortschritt nur Rückschritte machen. Wir sind Gefangene in einer Welt die uns den Zugang zu anderen Kulturen verwehrt.
Wir schmunzeln über Menschen die ihre Nahrung mit den Händen essen und haben doch verlernt auf unseren Körper zu hören. Wir lauschen andächtig den perfekt aufbereiteten Meldungen die in uns Feindbilder projezieren und überhören die innere Stimme, die uns sagt, dass wir bewusst manipuliert werden. Wir besuchen ferne Länder, bestaunen mit gaffenden Augen die gewinnbringend vorgegaukelten Lebensgewohnheiten anderer Völker, und nur manche von uns fragen sich dann, ob die Welt in der wir leben wirklich im Einklang mit der Natur und sich selbst ist.
Ich glaube, erst wenn wir die Gitterstäbe der Intoleranz zerbrechen, wir einen Weg suchen andere zu verstehen und vor allem zu akzeptieren, werden wir frei sein in einer friedlichen Welt.
Nehmen wir zwischenzeitlich doch die Möglichkeiten wahr, unseren beengten Blick durch das einengende Gitter zu werfen um zu sehen, dass manchmal Menschen halt ein anderes Gedankengut haben als wir selbst.
Christian Morgenstern schrieb einmal dieses köstliche Gedicht
Es war einmal ein Lattenzaun,
mit Zwischenraum, hindurchzuschaun.
Ein Architekt, der dieses sah,
stand eines Abends plötzlich da ?
und nahm den Zwischenraum heraus
und baute draus ein großes Haus.
Der Zaun indessen stand ganz dumm,
mit Latten ohne was herum.
Ein Anblick grässlich und gemein.
Drum zog ihn der Senat auch ein.
Der Architekt jedoch entfloh
nach Afri- od- Ameriko
mit Zwischenraum, hindurchzuschaun.
Ein Architekt, der dieses sah,
stand eines Abends plötzlich da ?
und nahm den Zwischenraum heraus
und baute draus ein großes Haus.
Der Zaun indessen stand ganz dumm,
mit Latten ohne was herum.
Ein Anblick grässlich und gemein.
Drum zog ihn der Senat auch ein.
Der Architekt jedoch entfloh
nach Afri- od- Ameriko
Wir wollen doch keine fest gemauerten Gefängnisse aus den Begriffen Überheblichkeit, Engstirnigkeit oder Dummheit bauen, sonst müssten wir vielleicht auch noch fliehen und das wäre doch schade meint
Eure Wienerin
Irene-Christine Graf
Irene-Christine Graf
wenn man von "Freiheit" spricht, so sollte man dies hier wiaaen und verstehen:
http://fourwinds10.com/siterun_data/...p?q=1211490008
dann ist klar wie weit es damit her ist ...
Liebe Gruesse Roland
war in Ludwigsburg eine zeitlang bei der Post beschaeftigt und "durfte" die Post ins Gefaengnis ausliefern.
Musste durch saemtliche schwere Eisentueren bis ich endlich dahingelangte wo ich die Post abzugeben hatte, ich war immmer froh wenn ich wieder draussen war.
Eisentuer auf, Eisentuer zu, naechste auf,zu............