Ob Dankes-, Lob- Schimpf- oder Machtworte, sie beschreiten unbeirrbar ihren Weg um gehört zu werden, können aber auch verletzen, nachdenklich stimmen, Freude bereiten, Furcht verbreiten, und vor allem – sie können missverstanden werden.
Einem gesprochenen Wort kann durch Stimmmodulation die Schärfe genommen, die Sinnhaftigkeit unterstrichen, als Frage im Raum stehen oder als Antwort das Ende eines beginnenden Gedankenaustausches sein.
Was passiert jedoch mit einem geschriebenen Wort?
Es präsentiert sich unabänderlich, unauslöschlich und ohne begleitende Gestik, ohne auf Resonanzen des Gegenübers eingehen zu können. Mit Tinte, Farbband, digitalisiert oder mit Druckerschwärze die weißen Seiten eines Blattes füllend, steht es schutzlos da, um Anerkennung heischend und doch hilflos so mancher Fehlinterpretation ausgeliefert. Und doch wird es nur geschrieben um gelesen zu werden, um Gefühle zu erwecken, zu Heiterkeit oder Nachdenklichkeit zu motivieren, oder ganz einfach nur um Mitzuteilen.
Überlegungen anstellen, Gedanken spinnen, Szenarien beschreiben, in Worte fassen, Sätze bilden, Artikel- Kolumnen- oder Romane schreiben ist eine einsame Angelegenheit. Allein gelassen, das weiße Blatt Papier oder den stumm flimmernden Bildschirm vor Augen, reihen sich Worte an Worte, formen Gedanken zu Sätzen und erzählen gepaart mit der Hoffnung verstanden zu werden. Manchmal erreichen geschriebene Worte ihr Ziel, bringen Menschen zum Lachen, erinnern an Selbsterlebtes, verrücken die eigene Sichtweise, weil sie den Blickwinkel verändern. Selten jedoch erfährt der Schreiber davon.
Als mich Stefan und Andreas vor jetzt fast einem Jahr motivierten Artikel und Kolumnen für das Forum zu schreiben, bzw. zu veröffentlichen war ich skeptisch. „Wer weiß was das für Leute sind die sich da einklicken“ dachte ich mir, und dass meine Art zu schreiben ja nicht wirklich etwas mit „Neuigkeiten von der Insel“ zu tun hat.
Ich möchte mich an dieser Stelle einmal für Eure unendlich vielen lieben Kommentare und Antworten bedanken. Schreiben ist gar keine so einsame Sache, wenn man es für die Leser des Forums macht. Man ist plötzlich Teil des Ganzen, fühlt sich verstanden, bekommt Lob, die mir manchmal die Schamesröte auf die Wangen treibt.
Ich danke Euch allen dafür und wünsche Euch ein wunderschönes Wochenende.
Eure Wienerin
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Irene-Christine Graf
... wenn ich ihn auch nach Stunden, Tagen oder Wochen noch in meinem Kopf bewege und ihn nicht - kaum gelesen - schon wieder vergessen habe,
... wenn ich den Sinn des Textes in Alltagssituationen als Deja-vú-Erlebnis wiederfinde oder mich bzw. mir bekannte Menschen sich in den Texten wiederspiegeln.
So geht es mir mit so manch einem Artikel von Dir und das ist schön. Nur schreibe ich selten einen Kommentar dazu, da es mir leichter fällt, ein Foto mit "schön" zu titulieren, als einen Artikel zu kommentieren, der mich nachdenklich oder heiter gestimmt hat. Da bin ich dann mal wortfrei.
Ich hoffe, noch viele Artikel von Dir zu lesen und wünsche ebenfalls ein schönes Wochenende.
Lg, Gaviota
Sie sind einfach toll und ich muss immer schmunzeln wie treffend sie geschrieben sind.
Danke fuer die Artikel OHNE wuerde es nur ein ganz gewoehnliches Forum sein wie jedes andere Forum auch.
Liebe Wienerin!
Deine Geschichten erinnern mich sehr an meine Kindheit. Ich hatte eine Uroma in Wien und Verwandte in Graz. Dann sind wir oft auf Sommerfrische nach Puch gefahren und die Leute haben auch alle so gesprochen wie Du. Das war eine sehr schöne Zeit für mich. Deshalb lese ich gerne was Du schreibst. Mach weiter so, vielleicht solltest Du Schriftstellerin werden.
Alles Liebe Shiva.
zu Deinem Thema mal eine Kurzgeschichte aus meinem Buch..
BlumenkohlWolken-Gedanken
Es war einfach faszinierend mit dieser Frau zu sprechen. Immer wieder und immer öfter suchte sie ihre Nähe, nahm sich immer mehr Zeit und es fiel ihr immer schwerer, wieder zu gehen. Wieviel Erkenntnis und Verstehen lag doch in ihren Erzählungen. Es war wie eine neue Welt, die sich ihr eröffnete, je mehr Zeit sie mit dieser Frau verbrachte.
Auch an diesem Tag saßen beide auf dem breiten mit einem transparenten Dach geschützten Balkon im Obergeschoss des Hauses und sahen über das Land hinweg auf den Horizont. Aus der Sicht von hier oben war der Horizont exakt in der Mitte die Trennlinie zwischen Himmel und Erde. Es war Sommer und vor ihnen breitete sich ein Teppich von Grün aus. Wiesen, Felder, Bäume ? und am Horizont sanfte Waldhügel. Oberhalb der Trennlinie ein Blau ? gleichmässig, und an diesem Tag unglaublich weich und intensiv zugleich. Wolken in sämtlichen Weiss-Nuancen waren verstreut über dieses flächendeckende Blau.
Längst hatte sie während der vergangenen Wochen und Monate neben dieser Frau die Analogie gelernt ? wie oben so unten. So registrierte sie sehr wohl, dass alles ständig in Bewegung war. Dass es keinen einzigen Augenblick gab, der sich in exakt dieser Konstellation, in der sie ihn wahrnahm, wiederholen würde. Niemals mehr würden alle Grashalme dieselbe Position gleichzeitig einnehmen, niemals mehr würden sich im selben Moment in derselben Formation die Wolken am Himmel platzieren. Niemals mehr würde sie dieselben Gedanken parallel zu diesem Geschehen haben. Und niemals mehr würde in diesem Augenblick dasselbe auf der Welt passieren ? Menschen, die endgültig dem Atem aushauchen - Kinder, die geboren werden ? Freude, die empfunden wird ? Gedanken, die losgelassen werden. Das alles würde sich nie mehr in dieser Form gleichzeitig wiederholen...
Wie immer, sassen beide bereits mehrere Minuten schweigend nebeneinander und es war, als sogen beide etwas ein. Ruhe ? eine unglaublich wohltuende Ruhe war spürbar. Dann begann die Frau mit leiser Stimme zu reden. Sie erzählte nicht ? es war, als würde sie ?laut denken?. Und es war ein Teilen dieser Gedanken, das dadurch stattfand. Es war der Moment, in dem sie begann, dazu zu lernen. Und es war der Moment, der sie immer wieder leicht staunen liess ? diese Frau setzte jedes Mal exakt an dem Punkt an, bei dem sich ihre letzten Gedanken aufgehalten hatten. So auch dieses Mal...
?.. Gedanken sind der Ursprung von Allem. Sie sind nicht greifbar und doch existent. ? Sieh dir diese Wolke an ..?, sie zeigte auf eine Kumulus-Wolke, deren Form an einen Blumenkohl erinnerte ? es schien, als ob ständig neue Blumenkohl-Röschen dazukämen ? aus dem Nichts auftauchten und dennoch unverkennbar den Ursprung aus dieser einen Wolke hatten. ?.. wenn diese Wolke ein Gedanke ist, so bist du jetzt Augenzeuge der Macht eines Gedanken. Wärst du da oben und würdest versuchen, ihn zu greifen ? du würdest ins Leere fassen. Aber er ist da ? sieh dir das an ..?.
Sie sah, wie sich die Form dieser BlumenkohlWolke veränderte, wie sie unentwegt wuchs. Es schien, als würde ein Röschen immer wieder neue Röschen erzeugen ? als würde der eine Gedanke immer weitere nach sich ziehen. Doch die Einheit blieb bewahrt. Sie bemerkte, dass die Farbe der BlumenkohlWolke sich veränderte. Das helle leuchtende Weiss bekam einen Grau-Stich. Der Kern begann sich zu verdunkeln. Die Macht dieser Wolke breitete sich zusehends aus. Sie bedeckte nun schon ein sehr grosses Stück des Himmels und drohte, die Einwirkung der Sonnenstrahlen zu verhindern. ? Was mochte die Aussage dieses Gedanken in seinem Ursprung gewesen sein. Ob es zu Beginn ein guter Gedanke war, der durch unkontrollierbar gewordene Röschen-Bildung seine Richtung und seinen Inhalt verloren hatte? Oder war es ein böser Gedanke, der sich anfangs hinter scheinheilig reinem Weiss verborgen hatte und allmählich mit dem Wachsen der Macht sich begann, zu offenbaren?
Sie begann, zu recherchieren .. Natürlich sei es nachweisbar, wieso eine Wolke sichtbar wird. Jeder Wissenschaftler konnte mit hieb- und stichfester Sicherheit die Zusammensetzung einer Wolke belegen. Doch waren auch diese kleinsten Partikelchen, die sie im Zusammenschluss ?sichtbar? machten, im Ursprung nicht ebenfalls schon Gedanken? ? Welch immense Macht hatte also ein Gedanke ? und welch unauslöschliche Existenz steckte dahinter, war er nur erst einmal ?geboren?..
Sie spann diesen Faden noch weiter zurück. War nicht auch ein Gedanke der Ursprung eines gesprochenen Wortes .. war somit das gesprochene Wort schon eine Weiterentwicklung eines Gedanken und somit bereits nicht schon wesentlich ?gewaltiger? ..
Wie oft hört man den Satz ?.. tut mir leid, ich hab mir nichts dabei gedacht ..? ? aber konnte das überhaupt sein? Kaum. Weil man viele Gedanken, die teilweise im Unterbewussten ruhen, nicht gern an die Oberfläche lässt. Schliesslich ist man ja ?unschuldig? und von der eigenen ?Reinheit? überzeugt. Doch nach dem Gesetz ?wie oben so unten? bestimmt diese Analogie auch den Menschen. Kein Hell ohne Dunkel ? kein Gut ohne Böse. Es ist in uns allen und es ist allein unsere Aufgabe, uns dessen bewusst zu werden. Wandelbar ist dieses Gesetz nicht. Niemals. Denn es ist die Basis der Schöpfung. Aber es ist an uns, damit umzugehen...
.. Jedesmal, wenn sie auf einer Wiese liegt, die Sommersonne geniesst und zum Himmel sieht, sind sie wieder da ? diese BlumenkohlWolken-Gedanken. Und zwischenzeitlich hat sie gelernt, dieses Wissen im Umgang mit anderen Menschen und sich selbst umzusetzen, auch wenn der Blick zum Himmel gerade mal nicht gegeben ist...
Copyright - versteht sich
Liebe Grüße
Milli
Eine sehr schöne und wahre Geschichte.
Die Summe unserer Gedanken, Worte und Gefühle erzeugt unsere äußeren Lebensumstände. Umgekehrt spiegeln uns unsere Lebensumstände und die Menschen in unserem Umfeld unseren inneren Zustand wider.
Gedanken formen unsere Realität. Es geht nicht darum, keine negativen Gedanken mehr zu haben, sondern darum ,die positiven überwiegen zu lassen.
Der Gedanke ist das einzig Reale und die Materie ist die Illusion.
Einen schönen Sonntag Euch Allen Shiva.
(Bärbel Mohr)
Wie einfühlsam doch Deine Geschichte wie, mit welch zarten Worten Du doch Urgewalten beschreibst, wie sehr sie zum Nachdenken motiviert und wie sehr sie das Bedürfnis in mir erweckt einmal mit Dir gemeinsam den Weg der Wolken zu beobachten und friedvolles Schweigen mit Worten des Verstehenes zu unterbrechen.
Wenn es Dir genau so geht, würde ich mich unendlich freuen Dich einmal einladen zu dürfen.
Wünsche noch einen schönen Sonntag
Die Wienerin
"Wir sind, was wir denken.
Alles, was wir sind, entsteht mit unseren Gedanken.
Mit unseren Gedanken machen wir die Welt.
Sprich oder handle mit einem reinen Geist und Glück wird folgen.
Sprich oder handle mit einem unreinen Geist und Sorgen werden folgen."
(Buddha)
ist das geschriebene Wort doch vielleicht manchmal viel ausdrucksstärker als das Gesprochene? Klar, jeder interpretiert es mit eigenen Gedanken, aber um die zu Lenken und dem Leser die Richtung der eigenen Meinung zu weisen gibt es doch das wundervolle Hilfsmittel der Satzzeichen. Drei Punkte in Folge zeigen einem, wenn der Gedanke nicht komplett niedergeschrieben wurde, ein Ausrufezeichen unterstreicht den Satz und gibt ihm die gewollte Kraft, Anführungszeichen weisen uns auf Zitate, Ironie oder anderes hin, was aus dem Konsens in der Regel deutlich hervor geht.
Das schöne am geschriebenen Wort ist doch, daß einem nicht mal eben Sachen raus rutschen, die man so nicht "sagen" wollte. Ich denke, daß ein Autor, egal zu welchem Thema oder aus welchem Lebensbereich, sehr wohl die Gedankengänge der Lesenden kennt oder zumindest erahnen kann.
Ich bin noch recht neu hier im Forum und lese sehr Deine Beiträge sehr gerne. So tiefgründig zu schreiben liegt mir nicht. Ob meine Art zu schreiben hier ankommt weiß ich auch noch nicht. Allerdings ermutigst Du, wie man an den Antworten zu Deinen Kolumnen ja deutlich sieht, andere dazu, ausführlich ihre Gedanken in Worte zu fassen und niederzuschreiben. Und das machst Du schriftlich ;-)