Nun bin ich halt ein Mensch, der an Altem und Gewohntem hängt. Man hat sich an so manche Tücken gewöhnt (wie auch an die kleinen Macken des Ehemanns) und ich empfinde es als persönliche Beleidigung, wenn mein Handmixer nach 15 Jahren und unendlich vielen Saucen, Cremen und Torten den Geist aufgibt.
Mein Entsetzen können Sie sich demnach vorstellen, als meine Waschmaschine nur mehr leise vor sich hin schepperte. Also rief ich meine Freundin an, von der ich wusste, dass der Onkel vom Freund einer Freundin so ein Wunderexpemplar von Mann kannte der alles kann. Schnell war eine Telefonnummer eruiert und ich rief an:
„da Josef“ meldete sich ein Stimme mit unverkennbar tschechischem Akzent „wer da rufen?“
„Grüß Gott“ meldete ich mich höflich „mein Name ist Graf. Ich habe Ihre Nummer von Frau Schmidt“
„Nix kennen Frau Schmidt, aber nix machen. Was Du brauchen.“
„Ich habe ein Problem. Meine Waschmaschine klingt sonderbar und pumpt kein Wasser mehr ab“.
„No, kann nicht sein großes Problem“ sagte er mit dem Brustton der Überzeugung „werma uns amol anschaun“.
Nach Bekanntgabe meiner Adresse und einer Terminvereinbarung sortierte ich die Schmutzwäsche, in der Überzeugung am nächsten Tag wieder eine voll funktionsfähige Maschine zu haben.
Josef kam, mit zweistündiger Verspätung, ließ sich bei einem Häferl Kaffee die Symptome einmal genauestens erklären, meinte dann, dass ein kleines Bierchen bei der Hitze gar nicht so schlecht wäre und erzählte mir von seiner Verwandtschaft in Joslowitz. Nach einem weiteren Bier und einer kleinen Jause (weil er vor lauter Arbeit den ganzen Tag noch nichts gegessen habe) machte er sich an die Arbeit. Er zog die Waschmaschine aus dem Verbau, montierte die Abdeckung ab, kratzte sich am Kopf und meinte „da muss der Schestak her“.
Ein weitere Terminvereinbarung wurde getroffen „morgen nix geht, weil Schestak andere Baustelle“ und ich stopfte die neuerlich angefallene Schmutzwäsche in den Korb.
Schestak kam im Schlepptau von Josef. Dem Alter nach musste er in jugendlichen Jahren noch dem Kaiser die Schuhe geputzt haben, und ob er mit der Elektronik meiner Waschmaschine zurechtkam wagte ich zu bezweifeln. „Ich nix trinken Bier – sonst ich krieg Blähungen. Du haben Wein?“ Natürlich hatte ich Wein im Haus und versorgte die Beiden mit einem frisch aus dem Ofen genommenen Schweinsbratel. Schestak hatte eine große Verwandtschaft, hatte auch Familienfotos dabei und erklärte mir die Verwandtschaftsverhältnisse auf das Genauste.
„No, dann schau ma a mal“ meinten die Zwei, nach einem zum Abschluss getrunkenem Kaffee und einem Schnapserl aus der Bar meines Mannes.
Ich hatte gar nicht gewusst aus wie vielen Teilen so eine Waschmaschine besteht, aber ich glaube die Beiden haben mit Akrepie die Maschine in alle Einzelteile zerlegt und sind, nach mehrstündiger Arbeit, und dem Versprechen ein Ersatzteil zu besorgen, abgezogen.
„ Aber morgen nix geht, weil Schestak andere Baustelle. Und brauch ma a bisserl an Anrieb, weil müss ma kaufen a Material.“
Nach Bezahlung einer erklecklichen Summe stockte ich meine Schmutzwäschesammlung auf, räumt die Spuren der fulminanten Jause weg und versuchte über die kunstvoll drapierten Einzelteile hinwegzusehen. Meine Freundin rief an, ob eh alles geklappt hätte und mein Mann brachte mir das Prospekt einer bekannten Waschmaschinenfirma.
Zwei Tage später rief Josef an und erklärte mir „nix mehr gibt Sachen für so altes Glumpert. Sein großes Problem. Aber wenn Du wissen andere Baustelle dann sagen, dass Josef können alles.“
Mein Mann tobte, rief eine Lieferfirma an und ließ eine neue Maschine kommen. Das ist mir vor einigen Jahren in Wien passiert.
Und nun hatte ich ein ähnliches Problem in Teneriffa. Mit Schweißperlen auf der Stirn dachte ich an mein Erlebnis in Wien, besorgte mir Prospekte von neuen Waschmaschinen und klagte meinen Kummer einer Freundin. Doch die kannte jemanden, der jemanden kannte, der sich mit solchen Problemen auskennt. Telefonnummern wurden ausgetauscht, vorsorglich Waschtermine bei der Freundin ausgemacht und die Vorhangwaschaktion verschoben. Pablo hieß der junge Mann, war Canario, sprach kein Wort Deutsch, hatte weder Hunger noch Durst, machte die Maschine auf, arbeitete sich zielsicher zu dem Problem vor, reparierte es, wusch noch die Pfütze vom Boden auf, nahm einen absolut gerechtfertigten Stundenlohn und verabschiedete sich mit einem fröhlichen „Hasta luego“.
Schön dass es gute Freundinnen und solche Wunderexemplare unter den Männern gibt
meint Eure Wienerin
Irene-Christine Graf

na dann viele weitere jahre mit dieser maschine - die geht bestimmt so schnell nicht wieder kaputt...
ich finde Deine Kolumnen einfach immer wieder
Herzerfrischend und total auf den Punkt getroffen.
Servus Natascha
danke liebe wienerin
mußte mal wieder herzlich lachen
pablo ist mir sehr sympatisch
und bei den anderen typen - saufen essen und nix richtig tun
die hätte ich achtkantig rausgeschmissen
freue mich auf deinen nächsten artikel, bis demnächst
falls du mal wieder Probleme hast mit WaMa, Trockner & Co., dann ruf mich einfach an. Ich hab zwar "null Ahnung", aber freu mich auch Kaffee, Kuchen und Wein......
Übrigens, deine Beiträge saug ich in mich auf wie sonst nur das Dorada, du bist eine Bereicherung für unser Forum.....Danke!