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Freitag, der 27.

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  • Freitag, der 27.

    Wenn im sonst so wohlsortierten Vorratsschrank gähnende Leere herrscht und der Gefrierschrank mehr Eisschicht als Inhalt aufzuweisen hat, ist es wieder einmal soweit einen Großeinkauf ins Auge zu fassen. Das in Aussicht gestellte Schweinsbratel, für das man halt auch Zutaten braucht, überzeugt sogar den Ehemann, der sich leise grummelnd hinter der Zeitung verschanzt und misstrauisch die immer länger werdende Liste betrachtet.
    Mehl, Zucker, Reis, steht hier.
    „Wir waren doch erst einkaufen“.
    „Ja, vorigen Monat.“
    Um Salatöl, Butter, Pflanzenfett wird die Liste erweitert, was den nettesten aller Ehemänner dazu motiviert mir einen Vortrag über den täglichen Fettbedarf eines Menschen zu halten. Die aufgelisteten Gewürze interessieren ihn weniger, weil ja klein, doch der Hinweis, dass auch Trinkwasser fehlt entlockt ihm ein tiefes Stöhnen.
    Er steht da, ausgehfertig, weil heute ja Großeinkauf auf dem Programm steht, der Gefrierschrank tröpfelt noch immer leise vor sich hin, weil man ja noch schnell die Auftauautomatik eingeschaltet hat um für den geplanten Einkauf Ordnung zu schaffen. „Hast Du Angst dass das Gewerbeinspektorrat Deine Kühlschränke kontrolliert, oder warum putzt Du schon wieder?“, fragt er mich konsterniert und hilft mir die sich bereits auf dem Boden ausbreitende Pfütze aufzuwischen. Der Gefrierschrank ist fertig und betriebsbereit, mein Mann muss sich umziehen, weil seine Hose einen Teil des aufgetauten Eises abbekommen hat. Ein absolutes Drama, weil er ja nur eine erklärte Lieblingshose hat.
    Wir sitzen im Auto, fahren Richtung Einkaufszentrum, ich frage vorsichtig ob er auch genug Geld mithabe, er greift an seine Tasche, flucht, weil sich das Börsel doch in der anderen Hose befunden habe, wir kehren in das Haus zurück und dort läutet das Telefon.
    „Hallo wie geht es Euch denn?“
    „Danke gut, aber wir haben Großkampftag vor uns“ höre ich ihn sagen „mein liebend Weib möchte den Supermarkt leerkaufen.“
    „Oh, schade, weil wir Euch doch heute besuchen wollten.“
    „Aber das ist doch kein Problem“ strahlt er und in Erwartung eines gemütlichen Nachmittags vereinbart er einen Termin zu Kaffee und Kuchen mit einer anschließenden Kleinigkeit.
    „War Dir doch recht“ fragt er mich, als wir wieder im Auto saßen und uns Richtung Supermarkt bewegten „die sind doch unheimlich nett.“

    Der Parkplatz vor dem Einkaufszentrum ist überfüllt, wir zwängen uns in eine eben freigewordene Lücke, mir schwant schreckliches ob der Menschenmassen und denke an das Datum. Es ist der dritte Tag des Monats und die canarische Bevölkerung hat ihren wohlverdienten Lohn auf dem Kontoauszug gefunden. Der Euro, den ich zur Freigabe eines Einkaufswagens in die Vorrichtung schieben will klemmt, ich probiere es bei einem anderen, mit dem gleichen Resultat, mein Mann hat mehr Glück und wir betreten das Gebäude, den laut quietschenden Wagen vor uns herschiebend. „Wann kommt der Besuch“ frage ich vorsichtig und ein ungutes Gefühl breitet sich in meiner Magengrube aus.
    Im Kaffeehaus sehen wir Freunde, die uns laut winkend dazu auffordern mit ihnen doch ein Tässchen Kaffee zu trinken, die Männer beschweren sich lautstark über das allgemeine Rauchverbot und auch mir fehlt, wenn ich ganz ehrlich bin, das berühmte Zigaretterl zum hervorragend zubereiteten Cappuccino. Die Laune meines Mannes hat sich schlagartig gebessert, ich blicke auf die Uhr, sehe die sich anscheinend in Windeseile bewegenden Zeiger, krame in meiner Handtasche auf der Suche nach meiner Einkaufsliste und bemerke, dass diese einsam und verlassen auf dem Küchentisch liegengeblieben ist.
    „Wir sollten weitergehen“ meine ich und verabschiede mich mit dem Versprechen einen Apfelstrudel für den nächsten Tag zur Einladung zu unseren Freunden mitzubringen.

    Die Gänge zwischen den Regalen erweisen sich als Treffpunkt canarischer Großfamilien. Man erzählt sich die Neuigkeiten der letzten Tage oder Wochen, lässt die prall gefüllten Einkaufswagen verlassen mitten am Weg stehen und die Kinder hemmungslos toben und auf den Regalen klettern. Wir flüchten, ziehen eine Nummer bei der Fisch- und der Wursttheke, hiefen Wasserkanister und Getränke in den mit leichten Linksdrall schwankenden Wagen, treffen Bekannte und bedauern uns gegenseitig ob des Übels, dass ausgerechnet heute so viel los ist. Mehl, Zucker, Reis wandern in den Wagen wir versuchen unser Glück an der Wursttheke, doch dort sind noch 22 Kunden vor uns, gehen weiter zum Fischstand, sehen dass nur noch 6 vor uns sind, bleiben und warten. Ein Kind, eingezwängt zwischen Küchenrollen und Klopapier brüllt wie am Spieß, die Mutter steht seelenruhig daneben und telefoniert anscheinend mit ihrer Freundin. Mir fällt ein, dass mir ja auch noch Küchenrollen fehlen, laufe in den nächsten Gang, stehe vor mir unbekannten Produkten, sehe ein Angebot das verlockend erscheint und wahrscheinlich auch nicht schlechter ist als das von mir normalerweise gekaufte. Ich nehme es, eile zurück zu meinem Mann, der noch einen Bekannten getroffen hat und fröhlich plaudernd mit ihm dort steht. Die aufgerufene Nummer ist schon zwei Zahlen weiter als mein Zettel aufweist, wir beschließen diesmal auf Frischfisch zu verzichten und kaufen ein tiefgekühltes Produkt. Bei der Wursttheke haben wir mehr Glück, wir hängen noch in der Warteschleife, doch ein ebenfalls brüllendes Kind in Begleitung zweier seelenruhig plaudernden Erwachsenen zerrt an meinen Nerven. Mein Mann wirkt trotzdem entspannt, weist mich auf einen dem Kind gegenüber Grimassen schneidenden älteren Mann hin, dessen Gesichtsausdruck auch mich zum Lachen bringt.

    Murphy´s Gesetz, das zum Beispiel besagt dass der größte Mann immer vor uns den Platz im Kino eingenommen hat, bewahrheitet sich auch an der Kassa. Die Dame vor uns hat zwar wenig Produkte im Wagen, doch anscheinend eine Naheverhältnis zur Kassierin. Sie plaudert ungehindert über Freunde und eine beabsichtigte Fiesta, ist sichtlich froh, dass einer der Artikel vom Kassensystem nicht angenommen und Hilfe herbeigerufen wurde. Wir türmen unsere zusammengesuchten Artikel auf das Laufband, ich finde Schokolade, Gänseleberpastete und Knabbereien die weder in meiner Absicht noch auf meiner Liste zu finden sind und erhalte von meinem Mann die Auskunft, dass irgend ein guter Geist sie wohl in den Wagen gelegt haben müsse. Wir sind an der Reihe, werden freundlich begrüßt, es findet sich ein nicht ausgepreistes Gemüse unter den Waren, mein Mann verzichtet großzügig auf Austausch und wir bezahlen eine Rechnung, die in mir die Frage aufwirft ob das wohl Peseten oder doch schon Euro sind.

    „War doch gar nicht so schlimm“ sagt mein Mann, als wir zu Hause angekommen und er gemütlich auf der Terrasse ein frisches Weckerl mit Schinken verzehrt. Vor dem nächsten Großeinkauf werde ich ihn daran erinnern
    meint ihre Wienerin
    Irene-Christine Graf

    • tenflor
      #1
      tenflor kommentierte
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      liebe wienerin

      deine artikel sind immer richtig passend.
      kommt mir irgendwie bekannt vor

      lg regina

    • Ulrich
      #2
      Ulrich kommentierte
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      morgens um neun ist das einkaufszentrum fast menschenleer,
      die kreischenden kinder schlafen noch, an der fischtheke warten nur zwei leute,
      an der wurtstheke sieht es ähnlich aus.

      kann nur sein, dass ich vor euch an der kasse stehe (und ich bin 1,96)

    • Die Wienerin
      #3
      Die Wienerin kommentierte
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      wenn Du mir dann noch erklärst wie ich meinen Mann um 9 Uhr in den Supermarkt bringe könnten wir uns vielleicht einmal treffen. Er ist übrigens 1,90.

    • Ulrich
      #4
      Ulrich kommentierte
      Kommentar bearbeiten
      wenn ich jetzt schreibe "dann komm doch ohne mann",
      dann könnte das missverstanden werden

      wir haben bei uns aufgabenverteilung.
      ich bin für´s einkaufen und kochen zuständig,
      meine frau für die handwerklichen dinge.

    • Santana
      #5
      Santana kommentierte
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      Wie immer freu ich mich auf die Berichte, ich verschlinge sie nahezu,
      eunfach treffend wie es so halt ist
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