Auch wenn sein Ursprung in der Landwirtschaft liegt, wäre San Andres undenkbar ohne seine Verbindung zum Meer und damit zum Fischfang.
Daher verwundert es nicht, dass es dort eine lange Tradition im Schiffsbau gibt.
Diese Tradition ist aber nun scheinbar vor dem Aussterben.
José Ramón Martín mit seinen 57 Jahren ist der einzige übrig gebliebene Schiffszimmermann und damit wohl auch der letzte, der diese Tradition fortgeführt hat.
Mit 15 Jahren begann er mit dem Schiffsbau, angelernt von seinem Onkel Genaro.
Kurioserweise wollte er aber, im Gegensatz zu seinen Kollegen, nie ein eigenes Schiff haben, er arbeitete immer am Boot seines Vaters, sagt er mit einem lächeln, während er das Boot seines Schwagers in der Cofradia de Pescacoders in San Andres repariert.
Auch wenn es nicht den Anschein erweckt, haben die Aufträge massiv abgenommen mit der Krise und mit neuen Werkstoffen wie Glasfaser.
Es war aber nicht immer so, wenn man sich eine Legende der Zimmermannszunft von San Andres in Erinnerung ruft, Manuel Torres Hernández, genannt "Lillito", der von allen Bootsbauern verehrt wird und von dem gerne Anekdoten erzählt werden.
Gut 50 Jahre lang war er, nun auch längst pensioniert, Bootsbauer des Real Club Náutico de Santa Cruz und überwachte, zusammen mit einem Schweizer Kollegen, auch den Bau von Yachten in der Nähe von Los Rodeos.
Lillito selbst erlernte die Kunst auch von seinem Onkel Perico und von seinem Ausbilder Jose Cova.
Um sich weiterzubilden, wartete er sogar zwei Jahre auf ein Buch über den Schiffsbau, was im schließlich aus Argentinien zugeschickt wurde.
Nun fehlen aber die "Erben", denen man die Geheimnisse und das Wissen weitergeben könnte.
Die Mentalität hat sich verändert, jeder fragt nur noch nach dem Verdienst, so Jose Ramon, der sogar Workshops über den Schiffsbau abgehalten hat, einen davon sogar auf dem alten Postschiff "La Palma", drei Jahre insgesamt, aber nicht genug, um wirklich alles Wissen zu vermitteln, denn eine offizielle Ausbildung dauert 4 Jahre und die Pflicht, nun einen Abschluss mit dem Titel "ingeniero naval" zu erhalten, um Schiffe bauen zu dürfen wird wohl dazu führen, dass die Bootsbauer von San Andres die letzten sind.
Dies alles war anders, als Lillito noch Boote baute, damals wurden sogar die Werkzeuge zur Holzbearbeitung selbst gebaut.
Das Holz wurde aus Anaga besorgt, selbst geschlagen.
Bevorzugt wurden Lorbeerbäume, Kanarische Kiefer oder Kastanien.
Sie wurden im Anaga gesägt und auf den Schultern bis zum Strand von Roque Bermejo transportiert, von wo aus sie dann mit Ruderbooten nach San Andres geschleppt wurden, "tras la Arena" wie Las Teresitas von den Alten genannt wurde.
Heutzutage arbeitet Ramon mit anderen Holzarten aus Afrika oder Europa, Sapeli, eine Art Mahagoni, Maulbeere und Kastanie.
Und auch beim Werkzeug hat sich viel verändert, nun fast alles elektrisch, seit es verboten wurde, Holz auf der Insel zu schlagen.
Ramon ist immer noch Mitglied im Club Antequera und nutzt noch immer jede Gelegenheit, rauszufahren, mit seinem Boot "Andrea 2", natürlich selbst gebaut.
Aber er weiss nicht, wer es zukünftig reparieren kann.
http://eldia.es/santacruz/2016-05-15...nos-barcos.htm