Die Veränderung des Weltklimas durch menschliche Einflüsse mit einem Anstieg der Durchschnittstemperaturen, welche zum Abschmelzen der Pol-Kappen führt, ist eine Realität, die nur von wenigen Wissenschaftlern infrage gestellt wird. Die Streitfrage ist nur noch, in welchem Rhythmus und Intensität dies geschehen wird.

In der Universität von La Laguna wird von einer Gruppe Wissenschaftler versucht, diese Veränderungen vorauszusagen und mögliche Auswirkungen zu bestimmen.
In der Abteilung für Katastrophenvorsorge, Ciudades Resilientes, die von der UN unterstützt wird, leitet der Doktor für Geographie Pedro Dorta diese Untersuchungen.

Einer ihrer Erkenntnisse ist, dass die Kanaren nicht auf die Veränderungen vorbereitet sind, Intensivere Regenfälle, mehr Dürre, Hitzewellen und stärkere Brandung mit entsprechend höherer Gefahr von Schäden an der Küste, auch durch den Anstieg des Meeresspiegels.

Die Landgesetze erfordern Risikokarten in der Regionalplanung, man muss aber zum Grund des Problems vordringen, keine Region kann Niederschlagsmengen in Höhe von 200 Litern auf den Quadratmeter in wenigen Stunden schadlos überstehen, und diese Phänomene werden noch häufiger auftreten als zur Zeit, sie können aber gemildert werden, so Dorta, der Klimarisiken, den Transport von Sahara-Sand und historische Klimatologie studiert.

Ein weiterer Mitarbeiter ist Jaime Diaz Pacheco, spezialisiert auf geographische Informationssysteme, er untersucht die Entwicklung der Städte durch Beobachtung und Modellierung der Dynamik des Wandels in der Landnutzung.

Er gibt an, dass Risikoeinschätzungen bei der Planung immer nur Empfehlungen sind, aber nicht verbindlich.
Man könne nicht, wie schon in Japan und Frankreich geschehen, bestehende Ansiedlungen umsiedeln aufgrund von Risikoberechnungen, aber man kann zukünftig alte Fehler vermeiden wie zum Beispiel die Bebauung von Barrancos.

Diaz ist auch Förderer des UN Projekts Cuidadas Resilientes, welches versucht, Gefahren zu widerstehen und sich von Naturkatastrophen zu erholen und diese Erfahrungen dabei weiterzugeben.


Auch Abel Lopez gehört zu der Gruppe, er ist Experte für die Planung und Behandlung von Natur-Risiken, die Risiken sind nicht nur klimatischer Art, sondern laut Lopez auch Geologisch-Geomorphologisch und anthropogener Natur.
Er beschäftigt sich mit Erdrutschen und gibt zu bedenken, dass es auf den Kanaren durchaus bebaute Gebiete gibt, die in Hinblick auf solche Risiken nicht hätten bebaut werden dürfen.

Auch Sara Cabello, Spezialistin im Zivilschutz und dem Management von Notfällen sieht die Notwendigkeit, die Bevölkerung teilhaben zu lassen an der Vermeidung von Risiken, deshalb sei nicht nur die Forschung und Ausbildung auf Fachebene notwendig, sondern auch die Beteiligung der Gesellschaft.

All diese Experten kommen zu dem Ergebnis, dass die Kanaren mit zu den am dichtesten besiedelten Gebieten in Europa gehören mit sehr viel unwegsamen Gelände, und wo mehr sintflutartige Regenfälle gemessen werden, als es normal sei und wo es zu allem Überfluss Bebauungen ohne Sinn und Verstand über Barrancos gäbe.
Das Parlament solle deshalb die Pläne zur Reduzierung von Risiken mit in die Planungen aufnehmen.

Vor allem bei Neuplanungen müssen neben EU-Normen auch die Faktoren der Erderwärmung berücksichtigt werden, so Dorta, die Niederschläge durch die Erwärmung des Meerwassers werden zunehmen, aber auch die Hitzewellen aus der Sahara und die damit erhöhte Gefahr von Waldbränden.

Auch der Anstieg des Meeresspiegels, und sei es bei vorsichtigen Schätzungen nur um einen Meter, würde an den Küsten zu erheblichen Schäden führen können, vor allem bei Hochwasser.

Vor allem in Hinblick auf den Tourismus sei der Erhalt der Küsten und Strände ein absolutes Muss bei zukünftigen Planungen.

Laut der Forscher geht aber das größte Risiko von Starkregen aus, die in der Geschichte der Kanaren schon Hunderte von Toten verursachten, sie weisen aber auch auf die Gefahren durch die Hitzewellen hin, über deren Opfer es zwar keine Statistik gäbe, die aber wahrscheinlich schon mehr Todesopfer gefordert hätten als die Niederschläge.

In Hinblick auf die Gefahr durch Vulkane gäbe es ein niedrigeres Gefahrenpotenzial, aber durch die intensive Bebauung sei die Gefahr gestiegen.

Das Bewusstsein für die Natur verringert sich durch die Bebauung, so Dorta, man hätte Barrancos zugeschüttet und leite das Wasser nun in andere.
Das Wissen der lokalen Bevölkerung über schon vergangene Ereignisse müsse in die Risikobewertungen einfließen.

Neben der Gefahr, dass durch den Klimawandel auch krankheitsübertragende Insekten Einzug halten auf den Kanaren, bringt der Wandel aber auch die Chance für neue Nutzpflanzen, die sich dann dem veränderten Klima auf den Kanaren anpassen würden.

Zu dem Lehrstuhl an der ULL gehören neben den schon erwähnten Wissenschaftlern auch noch Carmen Romero, Geografin mit Schwerpunkt auf historischen Vulkanismus; Sebastián Martín, Experte in der kommunalen Durchführung von Notfallplänen; Gloria Elena Gil, Spezialistin für Sozialpsychologie y Widerstandskraft sowie die Mitarbeiter Constantino Criado, Professor für Physische Geographie und Lucas González, Arzt für medizinische Epidemiologe.

Momentan verfügen nur 11 der 31 Gemeinden über den gesetzlich vorgeschriebenen Notfallplan, Güimar stößt in Kürze dazu, diese Gemeinde ist auch die einzige, die die Forschungen der ULL finanziell unterstützt.

Die anderen Gemeinden sind La Laguna, El Rosario, Candelaria, Santa Cruz de Tenerife, Adeje, Candelaria, Icod de los Vinos, Arico, El Tanque, Puerto de la Cruz, Tacoronte, und San Miguel

Laut Dorta gibt es noch große Unterschiede in den Gemeinden, in einigen funktioniert der Zivilschutz hervorragend, in anderen nicht.



http://www.diariodeavisos.com/2015/1...asara-factura/