Autofahren soll sicherer werden: Das ist neu auf Spaniens Straßen

Autofahren soll in Spanien sicherer und umweltfreundlicher werden: 2024 gelten einige neue Regeln im Straßenverkehr. Alles Wissenswerte für Autofahrer im Überblick.

Madrid - Mit Beginn des Jahres 2024 stehen Autofahrer in Spanien vor einer Reihe signifikanter Änderungen und Neuerungen im Straßenverkehr. Diese Entwicklungen betreffen eine Vielzahl von Aspekten – von der Einführung neuer Technologien bis hin zu gesetzlichen Anpassungen. Ziel dieser Neuerungen sei, so heißt es von offizieller Seite, die Sicherheit auf den Straßen zu erhöhen, die Umweltbelastung zu verringern und den Umgang mit Verkehrsangelegenheiten zu vereinfachen. Welche Neuerungen und Änderungen Autofahrer und andere Verkehrsteilnehmer ab diesem Jahr und künftig erwarten, folgend im Überblick.

Welche Dokumente müssen Autofahrer und Motorradfahrer in Spanien mit sich führen?
Mit jedem neuen Jahr kommen in Spanien Neuigkeiten und Änderungen nicht nur in Steuerbelangen auf Bürger zu, sondern auch im Straßenverkehr. 2024 sind in Spanien bereits einige neue Normen in Kraft getreten, weitere werden bald eingeführt und wiederum andere sind in Planung. Bevor wir aber die wichtigsten Neuigkeiten und Änderungen in Sachen Autofahren in Spanien ansprechen, möchten wir noch einmal in Erinnerung rufen, welche Unterlagen im Fahrzeug mitgeführt werden sollten: Das sind der Führerschein (carnet de conducir), der Fahrzeugschein (permiso de circulación) und die TÜV-Karte (ITV, tarjeta de la inspección técnica).

Diese drei Dokumente müssen im Original, möglich ist auch eine beglaubigte Kopie (allerdings nur innerhalb Spaniens), bei jeder Fahrt mit sich geführt werden. Nicht mehr obligatorisch ist das Mitführen der Versicherungspolice oder der Quittung der letzten Zahlung an die Versicherungsgesellschaft. Dasselbe gilt übrigens auch, wenn man als Tourist in Spanien mit einem Mietwagen unterwegs ist. Fehlt eines der vorgeschriebenen Dokumente, kann ein Bußgeld von zehn Euro pro fehlendem Dokument erhoben werden. Autofahrer, denen Fahrzeugpapiere gestohlen wurden oder verloren gegangen sind, müssen dies bei der Polizei melden. Des Weiteren muss ein Termin bei der Verkehrsbehörde (DGT) sowie beim TÜV (ITV) vereinbart werden, um Duplikate anzufordern. Bei Reisen ins Ausland muss neben den Original-Fahrzeugpapieren ebenfalls die Grüne Karte beziehungsweise die internationale Versicherungskarte mit sich geführt werden.

Autofahren in Spanien: Führerschein, Fahrzeugschein und mehr digital per App dabei haben
Die spanische Straßenverkehrsbehörde DGT (Dirección General de Tráfico) weist auf ihrer Webseite darauf hin, dass über die Smartphone-App „miDGT“ der Führerschein - bald wohl in Form des EU-weit gültigen digitalen Führerscheins -, Fahrzeugschein und die ITV-Karte digital für Autofahrer zur Verfügung stehen und diese dieselbe Rechtsgültigkeit haben wie die physischen Dokumente. Zusätzlich ist es möglich, mit dieser App weitere Informationen über das Fahrzeug und Verkehrsangelegenheiten abzurufen. Dazu zählt etwa die Abfrage und Bezahlung von Bußgeldern, der Punktestand des (spanischen) Führerscheins, die Terminvereinbarung bei der Straßenverkehrsbehörde, Einsicht der Fahrzeugpapiere oder Meldung bei Verlust der Fahrzeugpapiere.

V16-Notlicht macht das Warndreieck im Straßenverkehr Spaniens für Autofahrer überflüssig
Kommen wir zu den Neuerungen auf Spaniens Straßen: Ab 2024 hat das traditionelle Warndreieck zur Kennzeichnung von Pannen und Unfällen für Autofahrer im Straßenverkehr Spaniens ausgedient. An dessen Stelle tritt die V16-Lichtsignalanlage, häufig auch nur als V16, Notlichtsignal oder Notlicht bezeichnet. Dabei handelt es sich um ein blinkendes orangefarbenes 360-Grad-Licht, das darauf abzielt, die Sichtbarkeit des liegengebliebenen oder verunfallten Fahrzeugs zu erhöhen. Es wird vorzugsweise direkt auf dem Fahrzeugdach platziert, ohne dass der Autofahrer dafür aussteigen muss.

Beim Aktivieren des V16-Notfalllichts sendet dieses nicht nur Lichtsignale aus, sondern übermittelt zusätzlich in Echtzeit den Standort an die digitale Plattform 3.0 von Spaniens Straßenverkehrsbehörde DGT. Die Batterie des Geräts soll eine Lebensdauer von mindestens 18 Monaten haben. Mitzuführen haben Autofahrer V16 im Handschuhfach. Wer sich das V16-Notlichtsignal noch nicht zugelegt hat, hat Zeit bis Ende 2025, ab dem 1. Januar 2026 ist es dann Pflicht. Wichtig beim Kauf: Das V16-Gerät muss von der DGT anerkannt sein. Normalerweise gibt es dafür einen Hinweis auf der Verpackung des V16-Notlichts. Auch die DGT selbst gibt Auskunft über die zugelassenen V16-Marken auf ihrer Webseite.

Der B1-Führerschein in Spanien: Ein neues Kapitel für junge Fahrer und Elektromobilität
Eine weitere Neuerung auf Spaniens Straßen ist, dass Personen ab 16 Jahren jetzt die Möglichkeit haben, den Führerschein B1 zu machen. Mit dem B1 dürfen vierrädrige und dreirädrige Fahrzeuge bis 400 Kilogramm, maximal 15 kW und bis 90 Kilometern pro Stunde gefahren werden. Für den B1-Führerschein müssen eine theoretische und eine praktische Prüfung absolviert werden. Ziel der Initiative ist, die Elektromobilität gerade bei jungen Menschen in Spanien zu fördern. Nebenbei soll die B1-Fahrerlaubnis eine kostengünstigere Alternative zum traditionellen B-Führerschein sein. Der B1-Führerschein ist drei Jahre lang gültig, danach können die Fahrer auf den regulären B-Führerschein upgraden.

Das ist neu auf Spaniens Straßen: Umweltzonen in Großstädten ab 2024
Auch Spanien will mit Umweltzonen in Städten dazu beitragen, den ökologischen Fußabdruck im urbanen Straßenverkehr zu reduzieren. Das „Klimawandel und ökologischer Wandel“-Gesetz Spaniens verpflichtet alle Städte mit mehr als 50.000 Einwohnern sowie Gemeinden mit mehr als 20.000 Einwohnern, die die zulässigen Schadstoffwerte überschreiten, ZBEs (Zona de Bajas Emisiones), also Niedrigemissionszonen, einzurichten. Zu beachten ist, dass viele der betroffenen Städte eigene Kriterien anwenden - eine der Städte, die schon weit gekommen sind bei der Einrichtung der Umweltzonen, ist beispielsweise Benidorm an der Costa Blanca.
Die Niedrigemissionszonen der spanischen Städte, die die Umweltzonen bereits eingeführt haben, können auf der Webseite des Automobilclubs Race eingesehen werden. Welche Arten von Umweltplaketten gibt es nun in Spanien? 1) Null-Label (blau): Plug-in-Hybride mit einer Reichweite von bis zu 40 Kilometern, Brennstoffzellenfahrzeuge, Elektroautos und Elektrofahrzeuge mit verlängerter Reichweite. ECO (blau und grün): Nicht-Plug-in-Hybride, Erdgasfahrzeuge und Plug-in-Hybride mit einer Reichweite von höchstens 40 Kilometern im Elektromodus. Umweltzeichen C (grün): Pkw und Transporter mit Benzinmotor, die ab 2006 zugelassen wurden, sowie Pkw und Transporter mit Dieselmotor, die ab September 2015 zugelassen wurden. Kennzeichnung B (gelb): Personenkraftwagen und Kleintransporter mit Benzinmotor, die zwischen Januar 2001 und 2005 zugelassen wurden. Außerdem Diesel-Pkw und -Kleintransporter, die von 2006 bis August 2015 zugelassen wurden. Die Aufkleber gibt es in Spanien in den Post-Büros (Correos) für 5 Euro.

Unterwegs auf spanischen Straßen: Diese Regeln kommen für Motorradfahrer
Kürzlich haben die DGT und Innenminister Spaniens Fernando Grande-Marlaska angekündigt, dass im Laufe des Jahres 2024 eine Reihe von neuen Regeln für Motorradfahrer eingeführt werden, die die Sicherheit erhöhen sollen. Zu den neuen Maßnahmen gehört das obligatorische Tragen eines Integral- oder Modulhelms, der Gesicht und Nacken ausreichend schützt, sowie die obligatorische Teilnahme an einem Kurs für Fahrer mit einem Führerschein der Klasse B (älter als drei Jahre), die Motorräder mit einem Hubraum von bis zu 125 Kubikzentimetern fahren wollen.Eine weitere angekündigte Maßnahme ist die Pflicht zum Tragen von speziellen Handschuhen in Spanien. Man geht davon aus, dass die Handschuhe der Norm EN 13594 entsprechen müssen. Die EN 13594 Norm kennzeichnet Schutzhandschuhe für Motorradfahrer und legt die Anforderungen, Testverfahren sowie die Leistungskriterien fest, um die Sicherheit und den Schutz der Hände bei Unfällen oder Stürzen zu gewährleisten. Diese europäische Norm definiert Standards für die Herstellung und Bewertung von Motorradhandschuhen hinsichtlich ihrer Abriebfestigkeit, Schnittfestigkeit, Reißfestigkeit und Stoßdämpfungsfähigkeiten.

Führerschein im Alter: Was sich für Senioren in Spanien ändert
Senioren in Spanien werden mit den neuen Straßenverkehrs-Normen dazu veranlasst, ihren spanischen Führerschein in kürzeren zeitlichen Abständen zu erneuern. Statt alle zehn Jahre wird der Zeitraum für Personen über 65 Jahre auf fünf Jahre verkürzt. Aber das ist noch nicht alles. Wer über 70 Jahre alt ist, muss seinen Führerschein alle zwei Jahre erneuern. Um den Führerschein zu verlängern, bedarf es eines psychophysischen Zertifikats auf Basis eines Antizipations- und Koordinationstests, einer Untersuchung des Hör- und Sehvermögens sowie eine allgemeine Gesundheitsuntersuchung. Für die Erneuerung des Führerscheins kann in Spanien jedes zugelassene Centro de Reconocimiento de Conductores aufgesucht werden. Neben der Führerscheinverlängerung machen diese in der Regel auch vor Ort das entsprechende Foto. Die allgemeine Gebühr für die Erneuerung eines Führerscheins (tasa 4.3) beträgt derzeit normalerweise 24,58 Euro, die ärztliche Untersuchung und der psychotechnische Test kosten zwischen 20 und 60 Euro.

EU verlangt Event Data Recorder in Neufahrzeugen - für Elektrofahrzeuge braucht es einen Energiepass
Auch die EU lässt sich immer wieder Neuerungen im Straßenverkehr einfallen. Ab Juli 2024 beispielsweise müssen alle in der Europäischen Union (EU) verkauften Neuwagen mit einem Gerät ausgestattet sein, das zweifellos die Art und Weise der Untersuchung von Verkehrsunfällen verändern wird. Dieses Gerät, ein sogenannter Event Data Recorder (EDR), wird ähnlich funktionieren wie die seit den 1960er Jahren in der Luftfahrt verwendeten Black Boxes, aber eben für Autos. Die Einführung des EDR-Systems, gemäß einem Bericht von Infoboe, wird für Personenkraftwagen der Klasse M1, das bedeutet mit bis zu acht Sitzen, und für Nutzfahrzeuge der Klasse N1, das heißt für Lastkraftwagen und Kleintransporter mit einem Gewicht von weniger als 3.500 Kilogramm, verbindlich vorgeschrieben sein. Diese Verordnung betrifft nur neu zugelassene Modelle. In drei Jahren müssen zudem alle Elektrofahrzeuge, die in der Europäischen Union verkauft werden, einen sogenannten Batteriepass haben. Das hat die Europäische Kommission vor einigen Tagen beschlossen. Dieses digitale Dokument, das ab Februar 2027 verpflichtend sein wird, wird es unter anderem ermöglichen, die Herkunft der bei der Herstellung verwendeten Rohstoffe, wahrscheinlich mithilfe der Blockchain-Technologie, zu überprüfen. Der Batteriepass wird ein digitales Dokument sein, das mit der Fahrgestellnummer des Fahrzeugs verknüpft ist und einen QR-Code enthält, auf den sowohl Werkstätten als auch Händler zugreifen können.

ITV-Aufkleber in Spanien: Ein traditionelles Symbol im Wandel der Technologie
Der ITV/TÜV-Aufkleber auf der oberen rechten Seite der Windschutzscheibe älterer Autos ist fast schon ein traditionelles Merkmal spanischer Autos. Der ITV-Aufkleber zeigt an, dass das Fahrzeug die technische Fahrzeugkontrolle bestanden hat, die alle zwei Jahre für Fahrzeuge zwischen vier und zehn Jahren und jährlich für Fahrzeuge, die älter als zehn Jahre sind, vorgeschrieben ist. Diese Plaketten können grün, rot oder gelb sein. Die Farbe ermöglicht es Polizisten schnell zu erkennen, ob das Fahrzeug die Inspektion des spanischen TÜV/ITV bestanden hat. Nichtsdestotrotz könnten auch die Tage der ITV-Plaketten in Spanien gezählt sein, wenn voraussichtlich auch noch nicht in diesem Jahr, so die DGT. Eine neue Form soll es den Verkehrsbehörden insbesondere bei Straßenkontrollen erleichtern, unter anderem den Zustand des Fahrzeugs zu erkennen, seine Daten zu erfassen und zu überprüfen, ob das Fahrzeug alle Bedingungen erfüllt. Das von der DGT in Erwägung gezogene System wird elektronisch sein und eine Anwendung nutzen, die über ein Mobiltelefon gesteuert werden kann. In der Zwischenzeit ist es gut zu wissen, dass das Bußgeld für eine fehlende ITV-Plakette an der Windschutzscheibe, selbst wenn sich der Aufkleber anderswo am oder im Fahrzeug befindet, 100 Euro beträgt.