Schon oft wurde hier im Forum über die Jagd mit Podencos gesprochen (edit: geschrieben :-) )
Heute konnte ich einige Szenen bei einer solchen Jagd fotografieren.
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Wie wird die Existenz der Kaninchen auf den Kanaren eigentlich gesehen?
Ich vermute ja mal stark, das die Kaninchen irgendwann mal eingeführt wurden. Betrachtet man die Tiere als Gefahr für die heimische Flora, oder machen die keine Probleme?
Ist die Jagd evtl. sogar notwendig, um die Ausbreitung in schach zu halten?
Mehr Hunde und Jäger als Beute! Wildkaninchen scheinen rar zu werden....
Stimmt wohl - habe heute morgen rund um den Teide (hoch über La Esperanza, runter über La Orotava) bestimmt 100 pick-ups mit Hundemeuten auf der Ladefläche gesehen. Und die sind seit ein paar Wochen jeden Donnerstag und Sonntag unterwegs.Um so erstaunlicher, dass ich tatsächlich einen Fang ablichten konnte (Bild 5, in der Hand des Jägers ein Kaninchen, das die Hunde kurz vorher gefangen hatten).
@Michael Schuler
Zu deiner Frage kann lagarto als Biologe fachkundiger als ich Antwort geben.
Kanickel wurden von Spaniern auf die Insel gebracht. Nach der Erobererzeit, vor mehr als 500 Jahren. Mit ihrer Vermehrung hat sich auch eine Seuche verbreitet, die aus Frankreich kommt. Ein Arzt wollte vor langer Zeit den lustigen Gesellen Gutes tun, aber der Versuch ging in die falsche Richtung. Es ist eine Art Hautkrankheit mit Ekzemen die sich auch auf die Augen ausdehnt. Die belasteten Kaninchen sind nicht geniessbar und sterben schnell. Deshalb waren die Kaninchen hier nie eine richtige Plage oder Gefahr fuer die Natur. Soweit mein Wissen ueber Kanickel.
Schoene Bilder, Uli. Sehe gerne die Podencos mal in voller Aktion mit Spass an der Sache. Da kann man mal eben ihre Not in den Zwingern waehrend 11 Monaten und das dahin vegetieren auf Strasse und im Wald vergessen.
Kaleika hat das Wesentliche schon erklärt. Kaninchen sind hier nicht endemisch und auch nicht wirklich soweit in die Ökosysteme integriert, dass sich ihr Bestand von allein regelt. Ohne Jagd geht es leider nicht. Das ist ähnlich wie in vielen anderen Gegenden auch, wo es keine natürlichen Fressfeinde (mehr) gibt. Wenn dann die Pflanzenfresser sich ungehemmt vermehren können, hat das massive Auswirkungen auf die Flora, hier vor allem auf die Hochgebirgsflora der Ca?adas, die dann nicht ausreichend nachwachsen kann. Ob wir die Jagd als solche schön finden oder nicht, aufgrund des Fehlers, Kaninchen hier einzuschleppen, ist sie nicht mehr verzichtbar, es sei denn, es gelänge, alle Kaninchen dieser Insel auszurotten. Das aber ist äußerst unwahrscheinlich.
Mit der Myxomatose (von Kaleika erwähnte Kaninchenkrankheit) lassen sich die Kaninchen nicht kontrollieren; denn Voraussetzung für die flächendeckende Ausbreitung dieser Seuche ist eine hohe Populationsdichte (mit den entsprechenden negativen Folgen für die Ökosysteme). Da bleiben aber immer einige Überlebende übrig und das Spielchen wiederholt sich alle paar Jahre in Wellen. Und ob der Tod durch die Wirkung dieses Virus humaner ist als jede der üblichen Jagdmethoden, sei dahingestellt. Für ein Kaninchen ist es mit Sicherheit ebensowenig erstrebenswert mit eitrig verklebten Augen, struppig-nassem Fell und gestörter Wärmeregulation über einen längeren Zeitraum zu verrecken.
lagarto66
Bergführer & Biologe
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näher an die Natur!
Zuletzt geändert von lagarto66; 03.09.2012, 01:51.
Toll, Ulrich, dass Du mit Deinen Fotos echte Authentizität in ein Thema bringst, bei dem die oft rein gefühlsgeleitete Interpretation gern falsch liegt.
Der Jagd (sowohl in Deutschland, als auch anderswo) stehe ich eigentlich neutral gegenüber.
Im letzten/vorletzten Jahrhundert wurden die meisten Predatoren, insbesondere in Mitteleuropa ja leider ausgerottet. Von daher ist die Jagd unverzichtbar.
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