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    #21
    20082016

    Die Geschichte vom Bambus

    In einem großen Garten wuchs ein Bambusbaum.
    Von Jahr zu Jahr wurde er kräftiger und schöner.
    Der Herr des Gartens hatte seine Freude an ihm.

    Eines Tages aber blieb er vor ihm stehen und sagte:

    ?Lieber Bambus, ich brauche Dich!?

    Der Baum antwortete:

    ?Herr, ich bin bereit, gebrauche mich, wie du willst.?

    Die Stimme des Herrn wurde ernst:

    ?Um dich zu gebrauchen muss ich dich beschneiden.?...

    Der Baum erzitterte.

    ?Mich beschneiden? Deinen schönsten Baum im Garten? Nein bitte, das nicht, bitte nicht! -
    Verwende mich doch zu deiner Freude, Herr. Aber beschneiden....!?

    Der Herr sagte noch ernster:

    ?Wenn ich dich nicht beschneide, kann ich dich nicht gebrauchen.?

    Im Garten wurde es ganz still. Der Wind hielt den Atem an.

    Langsam beugte der Bambus seinen herrlichen Kopf und sagte leise:

    ?Herr, wenn du mich anders nicht gebrauchen kannst, dann beschneide mich!"

    Doch der Herr fuhr fort:

    ?Mein geliebter Bambus, ich werde dir auch Deine Blätter und Äste abschneiden!?

    ?Ach, Herr! Davor bewahre mich. Zerstöre meine Schönheit, aber lass mir bitte Blätter und Äste!"

    ?Wenn ich sie dir nicht abschneide, kann ich dich nicht gebrauchen!?

    Die Sonne versteckte ihr Gesicht hinter der Wolke. Ein Schmetterling flog ängstlich davon.

    Bis ins Mark getroffen, flüsterte der Bambus:

    ?Herr schlag sie ab!?

    ?Mein geliebter Bambus, ich muss dir noch mehr antun. Ich muss dich mitten durchschneiden und dein Herz herausnehmen. Wenn ich das nicht tue, kann ich dich nicht gebrauchen.?

    Da neigte der Bambus sich bis zur Erde

    ?Herr schneide und teile.?

    So schnitt der Herr des Gartens den Bambus. Hieb seine Äste ab, streifte seine Blätter fort, teilte ihn in zwei Teile und schnitt sein Herz heraus. Dann trug er ihn mitten durch die trockenen Felder in die Nähe einer Quelle. Dort verband er mit dem Bambusstamm die Quelle mit der Wasserrinne im Feld.
    Und das klare, glitzernde Wasser schoss durch den zerteilten Körper des Bambus in den Kanal und floss auf die dürren Felder, um eine reiche Ernte möglich zu machen.

    So wurde der herrliche Bambus erst zum großen Segen, als er gebrochen und zerschlagen war.

    (Aus China)

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      #22
      20082016 - von Tarajal

      Fang an!

      Es gibt Menschen, die haben hervorragende Ideen, bewundernswerte Visionen und große Ziele. Aber allein damit ist es nicht getan, um diese auch in (persönlichen) Erfolg umzuwandeln. Handeln ist gefragt, anfangen!

      Ein Meister zu seinem Schüler: ?Fange an, dann wirst du lernen!?

      Der Schüler antwortete: ?Ich weiß aber noch nicht genug!?

      ?Dann warte!?

      ?Worauf soll ich warten??, wollte der Schüler wissen.

      Des Meisters Antwort: ?Bist du anfängst!?

      Weisheit aus China


      Um noch eine chinesische Weisheit zu zitieren:

      Jede Reise beginnt mit dem ersten Schritt.

      Und nach Goethe:

      Es ist nicht genug zu wissen, man muss auch anwenden;
      es ist nicht genug zu wollen, man muss auch tun.

      Und dieses Zitat von Goethe möchte ich noch ergänzen:
      ? und man muss auch durchhalten.

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        #23
        21082016 - von Tarajal

        Die päpstliche Pantomime

        Vor vielen, vielen Jahren, im Mittelalter, wurde der Papst von seinen Ratgebern gedrängt, die Juden aus Rom zu verbannen. Es gehört sich nicht, sagten sie, daß diese Leute ungestört ausgerechnet im Zentrum des Katholizismus lebten. Ein Ausweisungsedikt wurde aufgesetzt und verkündet, zur großen Bestürzung der Juden, die wußten, daß sie anderswo noch schlechter behandelt werden würden als in Rom.
        So ersuchten sie den Papst, das Edikt noch einmal zu überdenken.
        Der Papst, ein gerechter Mann, machte ihnen einen fairen Vorschlag: die Juden sollten einen der ihren ernennen, um mit ihm in Pantomime zu debattieren. Wenn ihr Sprecher gewönne, könnten die Juden bleiben.

        Die Juden kamen zusammen, um den Vorschlag zu überdenken. Ablehnung bedeutete Ausweisung aus Rom, Annahme die Gefahr einer sicheren Niederlage, denn wer könnte eine Debatte gewinnen, in der der Papst sowohl als Beteiligter wie Richter mitwirkte? Gleichwohl blieb nichts
        anderes übrig, als anzunehmen. Nur fand sich kein Freiwilliger für diese Aufgabe. Die Bürde, für das Schicksal der Juden verantwortlich zu sein,
        war schwerer als jemand auf sich nehmen wollte. Als nun der Hausmeister der Synagoge erfuhr, was vorging, trat er vor den Oberrabbi und
        stellte sich freiwillig dafür zur Verfügung, sein Volk in der Debatte zu vertreten. ?Der Hausmeister?? sagten die anderen Rabbis, als sie davon hörten. ?Unmöglich!?

        ?Je nun?, sagte der Oberrabbi, ?keiner von uns ist gewillt, es zu tun. Also entweder der Hausmeister oder keine Debatte.? So wurde der Hausmeister, weil kein anderer wollte, bestellt, mit dem Papst zu debattieren.

        Als der große Tag kam, saß der Papst auf einem Thron auf dem Petersplatz, umgeben von seinen Kardinälen, einer großen Menge von Bischöfen, Priestern und Gläubigen gegenüber. Dann traf die kleine jüdische Delegation ein in schwarzen Roben und mit wallenden Bärten, in ihrer Mitte der Hausmeister.

        Der Papst wandte sich dem Hausmeister zu, und die Debatte begann. Feierlich hob der Heilige Vater einen Finger und fuhr mit ihm über den Himmel. Der Hausmeister zeigte sofort energisch auf die Erde. Der Papst schien etwas überrascht. Noch würdevoller hob er wieder einen
        Finger und hielt ihn dem Hausmeister nachdrücklich vors Gesicht. Der Hausmeister hob daraufhin drei Finger und hielt sie genau so bestimmt
        vor das Gesicht des Papstes, der von dieser Geste überrascht schien. Dann griff der Papst mit der Hand in sein Gewand und holte einen Apfel aus der Tasche. Daraufhin griff der Hausmeister in seine Papiertasche und holte ein flaches Stück Matze heraus. Da erklärte der Papst mit lauter Stimme: ?Der jüdische Vertreter hat die Debatte gewonnen. Das Ausweisungsedikt
        wird hiermit zurückgezogen.?

        Die jüdischen Führer umringten den Hausmeister und führten ihn weg. Die Kardinale drängten sich erstaunt um den Papst. ?Was geschah, Euer Heiligkeit?? fragten sie. ?Wir konnten den schnellen Ausfällen und Paraden der Debatte nicht folgen.? Der Papst wischte sich den Schweiß von der Stirn und sagte: ?Dieser Mann ist ein brillanter Theologe, ein Meister der Debatte. Ich bewegte meine Hand über den Himmel, um damit anzudeuten, daß das ganze Universum Gott gehört. Er zeigte mit seinen Fingern nach unten, um mich zu erinnern, daß es einen Ort, Hölle genannt, gäbe, wo der Teufel absolut herrscht. Ich hob dann einen Finger, um anzuzeigen, daß Gott Eins ist. Stellen Sie sich mein Erschrecken vor, als er drei Finger hob, um zu zeigen, daß sich dieser eine Gott auch in drei
        Personen manifestiert, womit er sich unserer Lehre von der Dreieinigkeit anschloß.

        Wohl wissend, daß es unmöglich sein würde, dieses theologische Genie auszustechen, verlagerte ich die Debatte schließlich auf ein anderes Gebiet. Ich holte einen Apfel heraus, um anzudeuten, daß laut einiger neumodischer Theorien die Erde rund sei. Er zog sofort ein flaches
        Stück ungesäuerten Brotes heraus, um mich zu erinnern, daß laut Bibel die Erde eine Scheibe sei. Es blieb nichts anderes übrig, als ihm den Sieg zuzuerkennen.?

        Unterdessen waren die Juden in ihrer Synagoge angekommen.
        ?Was geschah?? fragten sie den Hausmeister verwundert. Dieser war empört. ?Es war ein blödes Getue?, sagte er. ?Zunächst bewegte der Papst seine Hand, als wolle er den Juden sagen, raus aus Rom. Also zeigte ich
        nach unten, um ihm klarzumachen, daß wir uns nicht rühren würden. Dann zeigte er mit einem Finger drohend auf mich, als wollte er sagen, werde mir bloß nicht unverschämt. Also hob ich drei Finger, um ihm zu verstehen zu geben, daß er uns gegenüber dreimal so unverschämt han-
        dele, wenn er uns aus reiner Willkür aus Rom ausweise.

        Was macht er dann? Er holt sein Frühstück heraus. Also holte ich auch meines.?

        Oft ist Wirklichkeit nicht das tatsächlich Bestehende, sondern das, was wir als solche anzusehen gewillt sind.

        Aus "Warum der Schäfer jedes Wetter liebt" von Anthony de Mello

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          #24
          22082016 - von Tarajal

          "Jung sein..."

          Die Jugend kennzeichnet nicht einen Lebensabschnitt,
          sondern eine Geisteshaltung;
          sie ist Ausdruck des Willens,
          der Vorstellungskraft und der Gefühlsintensität.
          Sie bedeutet Sieg des Mutes über die Mutlosigkeit,
          Sieg der Abenteuerlust über den Hang zur Bequemlichkeit.

          Alt sein bedeutet nicht, viele Jahre gelebt zu haben.
          Man wird alt, wenn man seine Ideale aufgibt.
          Die Jahre zeichnen zwar die Haut
          - Ideale aufgeben aber zeichnet die Seele.
          Vorurteile, Zweifel, Befürchtungen
          und Hoffnungslosigkeit sind Feinde,
          die uns nach und nach zur Erde niederdrücken
          und uns vor dem Tod zu Staub werden lassen.

          Jung ist, wer noch staunen und sich begeistern kann.
          Wer noch wie ein unersättliches Kind fragt: Und dann?
          Wer die Ereignisse herausfordert
          und sich freut am Spiel des Lebens.

          Ihr seid so jung wie euer Glaube.
          So alt wie eure Zweifel.
          So jung wie euer Selbstvertrauen.
          So jung wie eure Hoffnung.
          So alt wie eure Niedergeschlagenheit.

          Ihr werdet jung bleiben, solange ihr aufnahmebereit bleibt:
          Empfänglich fürs Schöne, Gute und Große,
          empfänglich für die Botschaften der Natur,
          der Mitmenschen, des Unfasslichen.

          Sollte eines Tages euer Herz
          geätzt werden von Pessimismus,
          zernagt von Zynismus,
          dann möge Gott Erbarmen haben
          mit eurer Seele - der Seele eines Greises.

          Marc Aurel (121-180), römischer Kaiser

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            #25
            23082016 - von Tarajal

            Das ist der Sinn

            Meine Augen sind da für das Licht,
            für das Grün des Frühlings,
            für das Weiß des Schnees,
            für das Grau der Wolken,
            für das Blau des Himmels,
            für die Sterne der Nacht.

            Mein Mund ist da für das Wort,
            für das gute Wort,
            auf das einer wartet.
            Meine Lippen sind da für den Kuß
            und meine Hände,
            um zärtlich und sanft zu sein,
            um zu streicheln
            und Trost zu spenden,
            und meine Füße,
            um den Weg zu meinem Nächsten zu gehen.

            Mein Herz ist da für die Liebe,
            für die Wärme,
            für jene, die in Kälte
            und Einsamkeit leben.
            Ohne Leib bin ich nirgends,
            ohne Sinn bin ich nichts.
            Alles das hat Bedeutung.

            Alles das ist da
            für das unvorstellbare Wunder,
            daß es soviel wunderbare Menschen um mich gibt?
            Warum begreife ich dann nicht,
            daß ich für die Freude gemacht bin?

            ? Phil Bosmans
            (1922 - 2012), belgischer Ordenspriester, Telefonseelsorger und Schriftsteller, ?der moderne Franziskus?

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              #26
              24.08.2016 - von Tarajal

              Die Macht einer Frau

              Elf Leute hingen an einem Seil von einem Hubschrauber.
              Es waren zehn Männer und eine Frau.
              Da das Seil nicht stark genug war, um alle zu halten,
              beschlossen sie, dass einer loslassen müsste,
              weil sie sonst alle abstürzen würden.
              Sie konnten sich nicht entscheiden, wer das sein sollte,
              bis schließlich die Frau eine sehr rührende Rede hielt und sagte,
              sie würde freiwillig loslassen, weil Frauen es gewohnt seien,
              alles für ihre Kinder und ihren Mann aufzugeben,
              Männern alles zu schenken und nichts dafür zurückzubekommen.
              Als sie fertig war, begannen alle Männer zu klatschen.

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                #27
                25.08.2016

                Zuviel Schulung schadet nur

                Ein Mann mittleren Alters war 25 Jahre lang Hausmeister in einer Schule gewesen. Eines Tages wurde er zum Schulleiter gerufen.
                ?Ich habe Ihre alten Bewerbungsunterlagen von vor 25 Jahren durchgesehen. Ich habe kein Abschlusszeugnis von einer höheren Schule gefunden. Haben Sie ein Gymnasium besucht??
                ?Ich bin nie auf einer höheren Schule gewesen,? antwortete der Hausmeister.
                ?Tut mir leid, dass ich Ihnen das sagen muss, aber wir haben neue Personalrichtlinien bekommen. Alle Angestellten der Schule müssen wenigstens Abitur haben. Sie haben zwar 25 Jahre lang fantastische Arbeit geleistet, aber ich muss Ihnen kündigen. Richtlinie ist nun mal Richtlinie.?
                Der Hausmeister brachte sein Putzzeug weg und ging nach Hause. ?Was nun?? sagte er zu seiner Frau. ?Ich bin mein Leben lang Hausmeister gewesen. Vielleicht kann ich mich als Hausmeister selbständig machen.?
                Die erste Firma, bei der er vorsprach, sagte gleich zu: ?Sie können bei uns putzen. Wir wissen ja, wie gut Sie das in der Schule gemacht haben.?
                Bei der zweiten Firma lief es genauso. Bald hatte der Hausmeister mehr Gebäude sauberzuhalten, als er allein schaffte. Er stellte einen Assistenten ein.
                Das Geschäft weitete sich immer mehr aus. Der Hausmeister stellte mehr Leute ein. Die Kunden waren so zufrieden, dass sie ihn auch noch mit Wartungs- und Renovierungsarbeiten beauftragten.
                Nach einigen Jahren war der Hausmeister wohlhabend. Er hatte ein paar Dutzend Mitarbeiter, Lastwagen, Maschinen und ein sechsstelliges Guthaben bei der Bank.
                Eines Tages bekam er eine Einladung von seiner Bank. Der Vizepräsident begrüßte ihn: ?Es freut mich, dass Sie gekommen sind. Wir haben Sie ja noch nie kennengelernt. Es kommen immer nur Ihre Angestellten, um Geld einzuzahlen. Bei einer Revision haben wir kürzlich festgestellt, dass Sie nie einen Antrag auf Kontoeröffnung unterschrieben haben.?
                ?Würden Sie der Ordnung halber bitte unterschreiben??
                ?Ich kann nicht schreiben,? entschuldigte sich der Hausmeister. ?Ich bin nie zur Schule gegangen. Würde ein X reichen??
                ?Aber natürlich.? Der Banker wollte einen so wichtigen Kunde nicht kränken. ?Das ist erstaunlich. Ein Hausmeister macht sich selbständig, baut eine große Firma auf und wird einer unserer größten Kunden. Stellen Sie sich mal vor, was aus Ihnen geworden wäre, wenn Sie eine gute Schulbildung gehabt hätten.?
                ?Zum Teufel!? sagte der Hausmeister. ?Wenn ich eine höhere Schule besucht hätte, wäre ich immer noch Hausmeister.?

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                  #28
                  26.08.2016

                  Leere erzeugt Ärger

                  Eines Tages ging der berühmte Schwertmeister und Zenanhänger Tesshu zu Dukuon und berichtete ihm triumphierend, er glaube, dass alles, was existiert, leer ist, es weder du noch ich gibt, usw.

                  Der Meister hörte schweigend zu, bis er plötzlich seine lange Tabakpfeife ergriff und Tesshu auf den Kopf schlug.

                  Der erzürnte Schwertkämpfer hätte den Meister auf der Stelle getötet, doch Dukuon sagte ruhig:

                  "Die Leere ist schnell dabei, Ärger zu zeigen, nicht wahr?"

                  Mit einem gezwungenen Lächeln verließ Tesshu den Raum.

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                  • Schriftgröße
                    #29
                    27.08.2016

                    Der Apfelbaum

                    Auf einer Wiese, draußen vor der Stadt, stand ein prächtiger Apfelbaum. Alle Leute, welche vorbeikamen, blieben stehen und bewunderten diesen gesunden, schönen Baum. Ihr Kommentar: ?Ist das nicht ein selten schöner Baum??

                    Die Äpfel jedoch waren unzufrieden: ?was heißt da schöner Baum, nur wir sind doch wichtig. Könnte man nicht Jahr für Jahr so viele schöne Äpfel pflücken, wäre doch der ganze Baum nicht viel wert.
                    Nur auf die Äpfel kommt es also an!?

                    Mit dieser Meinung waren aber die Blätter gar nicht einverstanden. ?Ohne und Blätter kann doch der Baum gar nicht existieren. Was soll also dieser Unsinn. Man stelle sich einmal vor - ein Apfelbaum ganz ohne Blätter - wie sähe das aus?
                    Nein, nicht die Äpfel sind wichtig, nur auf die Blätter kommt es an.?

                    Jetzt aber meldeten sich auch die Wurzeln: ?Äpfel und Blätter sind zwar ganz schön, aber ohne uns Wurzeln würde der Baum keinen Halt haben. Außerdem saugen wir doch tief aus dem Boden Wasser. Auch wenn es längere Zeit nicht geregnet hat, erhalten wir doch den Baum am Leben.
                    Also ganz klar, nur auf die Wurzeln kommt es an!?

                    Alle waren sie unzufrieden, die Äpfel, die Blätter und auch die Wurzeln, denn jeder war fest davon überzeugt, dass es nur auf ihn allein ankomme und nur er für den Erfolg wichtig sei. Aber wie kann man das beweisen? Nach reiflichem überlegen fanden die Äpfel die Lösung:

                    Streik! Ja, sie beschlossen: ?im nächsten Jahr gibt es an diesem Baum keine Äpfel!?

                    Als dies die Blätter und Wurzeln erfuhren, beschlossen auch sie, im nächsten Jahr zu streiken. Also gab es im nächsten Jahr weder Äpfel noch Blätter an diesem Baum. Es war kein schöner Anblick. Aber auch die Wurzeln verkümmerten. Schon der kleinste Windstoss brachte den ganzen Baum stark ins Wanken. Der einst so stolze Baum bot einen trostlosen Anblick. Niemand blieb mehr vor diesem jämmerlichen ?Gehölz? stehen.

                    Nur einer schaute sich den einst so schönen Baum an: der Bauer. Sein Urteil:
                    ?dieser Baum ist krank, schade?. Schon am nächsten Tag fällte er ihn, noch bevor er andere anstecken konnte.

                    Und dies alles nur, weil keiner gemerkt hat, dass jeder an seinem Platz wichtig ist und große Ziele nur gemeinsam erreicht werden können.

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                      #30
                      27.08.2016

                      Verzeihen ist die größte Heilung

                      ... wenn ein Stammesmitglied der Babemba aus Südafrika ungerecht gewesen ist oder unverantwortlich gehandelt hat, wird er in die Dorfmitte gebracht, aber nicht daran gehindert wegzulaufen.
                      Alle im Dorf hören auf zu arbeiten und versammeln sich um den "Angeklagten". Dann erinnert jedes Stammesmitglied, ganz gleich welchen Alters, die Person in der Mitte daran, was sie in ihrem Leben Gutes getan hat.
                      Alles, an das man sich in Bezug auf diesen Menschen erinnern kann, wird in allen Einzelheiten dargelegt. Alle seine positiven Eigenschaften, seine guten Taten, seine Stärken und seine Güte werden dem "Angeklagten" in Erinnerung gerufen. Alle, die den Kreis um ihn herum bilden, schildern dies sehr ausführlich. Die einzelnen Geschichten über diese Person werden mit absoluter Ehrlichkeit und großer Liebe erzählt. Es ist niemandem erlaubt, das Geschehene zu übertreiben und alle wissen, dass sie nichts erfinden dürfen. Niemand ist bei dem, was er sagt, unehrlich und sarkastisch. Die Zeremonie wird so lange fortgeführt, bis jeder im Dorf mitgeteilt hat, wie sehr er diese Person als Mitglied der Gemeinde schätzt und respektiert. Der ganze Vorgang kann mehrere Tage dauern. Am Ende wird der Kreis geöffnet, und nachdem der Betreffende wieder in den Stamm aufgenommen worden ist, findet eine fröhliche Feier statt.
                      Wenn wir durch die Augen der Liebe sehen, wie es in der Zeremonie so schön sichtbar wird, entdecken wir nur Vergebung und den Wunsch nach Integration. Alle Mitglieder des Kreises und die Person, die in der Mitte steht, werden daran erinnert, dass durch Verzeihen die Möglichkeit gegeben wird, die Vergangenheit und die Angst vor der Zukunft loszulassen. Der Mensch in der Mitte wird nicht länger als schlecht bewertet oder aus der Gemeinschaft ausgeschlossen. Stattdessen wird er daran erinnert, wie viel Liebe in ihm steckt und dann wieder in die Gemeinschaft integriert!

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                        #31
                        Allen stillen und auch aktiven Mitleser an dieser Stelle ein herzliches Dankeschön.
                        Der Thread wird von mir aus persönlichen Gründen bis auf weiteres nicht mehr weitergeführt.

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                          #32
                          Aus aktuellem Anlass


                          Ein Mann war in einen Brunnen gefallen und hatte sich eingekeilt, als Mulla Nasrudin vorüber kam. Das Wasser stieg langsam höher, doch auf die Rufe der Helfer "Gib uns deine Hand!" reagierte der Mann nicht. Nasrudin schob sich durch die gaffende Menge, beugte sich zu dem Mann hinunter und sagte: "Mein Freund, welchen Beruf übst du aus?" "Ich bin Steuerprüfer", ächzte der Mann. "In diesem Fall", brüllte Mulla Nasrudin, "Nimm meine Hand!" Sofort ergriff der Mann die Hand und Nasrudin zog ihn herauf in Sicherheit. Der Mulla drehte sich zu der verblüfften Menge um und sagte: "Niemals den Mann von der Steuer darum bitten, euch etwas zu geben, Ihr Schwachköpfe!"


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                            #33
                            Die Welt in Ordnung bringen

                            Ein kleiner Junge kam zu seinem Vater und wollte mit ihm spielen. Der aber hatte keine Zeit für den Jungen und auch keine Lust zum Spiel. Also überlegte er, womit er den Knaben beschäftigen könnte. Er fand in einer Zeitschrift eine komplizierte und detailreiche Abbildung der Erde.
                            Dieses Bild riss er aus und zerschnipselte es dann in viele kleine Teile. Das gab er dem Jungen und dachte, dass der nun mit diesem schwierigen Puzzle wohl eine ganze Zeit beschäftigt sei. Der Junge zog sich in eine Ecke zurück und begann mit dem Puzzle.
                            Nach wenigen Minuten kam er zum Vater und zeigte ihm das fertig zusammengesetzte Bild.
                            Der Vater konnte es kaum glauben und fragte seinen Sohn, wie er das geschafft habe.
                            Das Kind sagte: "Ach, auf der Rückseite war ein Mensch abgebildet. Den habe ich richtig zusammengesetzt. Und als der Mensch in Ordnung war, war es auch die Welt."


                            Verfasser unbekannt


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                              #34
                              Ver-rückt?

                              Ein mächtiger Zauberer, der ein Königreich zerstören wollte, schüttete einen Zaubertrank in den Brunnen, aus dem alle Einwohner tranken. Wer von diesem Wasser trank, der würde verrückt werden. Am folgenden Morgen trank die ganze Bevölkerung davon, und alle wurden verrückt außer der König, der einen eigenen Brunnen für sich und seine Familie besaß, zu dem der Zauberer keinen Zugang hatte. Besorgt versuchte er die Bevölkerung unter Kontrolle zu bringen, indem er eine Reihe von Sicherheits- und Gesundheitsmaßnahmen erließ. Doch die Polizisten und Inspektoren hatten von dem vergifteten Wasser getrunken, hielten die Beschlüsse des Königs für absurd und beschlossen ,sie keinesfalls zu befolgen.
                              Als die Bevölkerung von den königlichen Verordnungen hörte, glaubte sie, der Herrscher sei verrückt geworden und würde nunmehr sinnloses Zeug schreiben. Sie begaben sich unter lautem Geschrei zur Burg und verlangten seinen Rücktritt.
                              Verzweifelt willigte der König ein, den Thron zu verlassen, doch die Königin hinderte ihn daran und sagte: "Lass uns zum Brunnen gehen und auch daraus trinken. Dann sind wir genauso wie sie." So geschah es. Der König und die Königin tranken vom Wasser der Verrücktheit und fingen sogleich an, sinnlose Dinge zu sagen. Nun bereuten die Untertanen ihr Ansinnen. Jetzt, da der König soviel Weisheit zeigte, könne man ihn doch weiter das Land regieren lassen.
                              Das Leben in dem Land verlief ohne Zwischenfälle, wenn es auch anders war, als das der Nachbarvölker. Und der König regierte bis ans Ende seiner Tage:



                              Aus: "Veronika beschließt zu sterben" von Paulo Coelho



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                                #35
                                Deine Aufgabe

                                Eine große Trockenheit war über das Land gekommen. Zuerst war das Gras braun und grau geworden. Dann starben Büsche und kleinere Bäume. Kein Regen fiel, der Morgen erwachte ohne die Erfrischung des Taus. Viele Tiere waren verdurstet, denn nur wenige hatten noch die Kraft gehabt, aus dieser Wüste zu fliehen. Die Trockenheit dauerte an. Selbst die stärksten, ältesten Bäume, deren Wurzeln tief in die Erde reichten, verloren ihre Blätter. Alle Brunnen und Flüsse, die Quellen und Bäche waren vertrocknet.
                                Eine einzige Blume war am Leben geblieben, denn eine ganz kleine Quelle gab noch ein paar Tropfen Wasser. Doch die Quelle verzweifelte: "Alles vertrocknet, verdurstet und stirbt, und ich kann nichts daran ändern. Wozu soll es noch sinnvoll sein, dass ich ein paar Tropfen aus der Erde hole und auf den Boden fallen lasse?"
                                Ein alter kräftiger Baum stand in der Nähe. Er hörte die Klage und sagte, bevor er starb, zur Quelle:
                                "Niemand erwartet von dir, dass du die ganze Wüste zum Grünen bringst. Deine Aufgabe ist es, einer einzigen Blume Leben zu geben. Mehr nicht."


                                aus Afrika


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                                  #36
                                  Über das Leben der Papalagi (Europäer)

                                  Der Papalagi ist immer unzufrieden mit seiner Zeit und er klagt den großen Geist dafür an, dass er nicht mehr gegeben hat. Ja, er lästert Gott und seine große Weisheit, indem er jeden Tag nach einem ganz gewissen Plan teilt und zerteilt. Er zerschneidet ihn gerade so, als führe man kreuzweise mit einem Buschmesser durch eine weiche Kokosnuss.
                                  Alle Teile haben ihren Namen: Sekunde, Minute, Stunde.
                                  Die Sekunde ist kleiner als die Minute, diese kleiner als die Stunde, und man muss sechzig Minuten und noch viel mehr Sekunden habe, ehe man soviel hat wie eine Stunde...
                                  Es gibt in Europa nur wenige Menschen, die wirklich Zeit haben, Vielleicht gar keine. Daher rennen auch die meisten durchs Leben wie ein geworfener Stein.
                                  Fast alle sehen im Gehen zu Boden und schleudern die Arme weit von sich, um möglichst schnell voranzukommen.
                                  Wenn man sie anhält, rufen sie unwillig: "Was musst du mich stören, ich habe keine Zeit, sieh zu, dass du die deine ausnützt!"
                                  Sie tun gerade so, als ob ein Mensch, der schnell geht, mehr wert sei und tapferer als der, welcher langsam geht.
                                  Ich glaube, die Zeit entschlüpft ihm wie eine Schlange in nasser Hand, gerade weil er sie zu sehr festhält.
                                  Er lässt sie nicht zu sich kommen.
                                  Er jagt immer mit ausgestreckten Händen hinter ihr her, er gönnt ihr die Ruhe nicht, sich in der Sonne zu lagern. Sie soll immer ganz nahe sein, soll etwas singen und sagen.
                                  Die Zeit ist aber still und friedfertig und liebt die Ruhe und das breite Lagern auf der Matte.
                                  Der Papalagi hat die Zeit nicht erkannt, er versteht sie nicht, und darum misshandelt er sie.



                                  Auszug aus der Rede des Südseehäuptlings Tuiavii aus Tiavea



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                                    Denke, bevor du urteilst

                                    Eines Nachts befand sich eine Frau am Flughafen. Sie mußte mehrere Stunden auf ihren Flug warten. Während sie wartete, kaufte sie sich ein Buch und eine Packung Kekse um sich die Zeit zu vertreiben. Sie schaute sich nach einem Platz zum sitzen um und wartete.
                                    Sie war vertieft in ihr Buch, als sie plötzlich einen jungen Mann bemerkte, der neben ihr saß und ohne jegliche Zurückhaltung seine Hände ausstreckte und nach der Packung Kekse griff,welche zwischen ihnen lag. Er begann einen Keks nach dem anderen zu essen.
                                    Da sie deshalb nicht viel Aufhebens machen wollte, entschied sie sich ihn zu ignorieren. Die Frau, ein bißchen belästigt, aß die Kekse und beobachtete die Uhr, während der junge und schamlose Keksdieb dabei war die Packung leer zu essen. Die Frau begann sich an diesem Punkt zu ärgern, und dachte: ?Wenn ich keine solch gute und erzogene Person wäre, hätte ich diesem kühnen Mann gleich ein blaues Auge verpasst."
                                    Jedes Mal wenn sie einen Keks aß, nahm sich der Mann auch einen. Der Dialog zwischen ihren Augen setzte sich fort und als nur noch ein Keks übrig war, fragte sie sich, was er wohl nun tun würde. Sanft und mit einem nervösen Lächeln nahm der Mann den letzten Keks und brach es in zwei. Er bat eine Hälfte der Frau an, während er die andere Hälfte selbst aß.
                                    Rasch nahm sie den Keks und dachte: ?Was für ein unverschämter Mann! Wie unerzogen! Er hat mir nicht einmal gedankt!" Sie hatte noch nie jemanden so kühlen getroffen. Erleichtert aufatmend hört sie wie ihr Flug angekündigt wurde. Sie ergriff ihre Taschen und ging ohne nach hinten zu blicken wo der unverschämte Dieb saß.
                                    Nach dem Einstieg in das Flugzeug, und nachdem sie sich gesetzt hatte, suchte sie nach ihrem Buch, welches bald ausgelesen war. Während sie in ihre Tasche blickte, fand sie, völlig überrascht, ihre Packung Kekse fast unberührt. ?Wenn meine Kekse hier sind", dachte sie, sich schrecklich mies fühlend, ?waren die anderen seine, und er hat versucht sie mit mir zu teilen". Es war zu spät um sich bei dem jungen Mann zu entschuldigen, sie begriff schmerzhaft, daß sie diejenige war die unverschämt, unerzogen und ein Dieb gewesen war, und nicht er.

                                    Wie oft in unserem Leben, waren wir uns einer Sache sicher und gewiß, nur um später zu entdecken, daß das doch nicht wahr war?

                                    Wie oft hat unser mangelhaftes Vertrauen uns dazu verleitet andere ungerecht zu verurteilen mit den Vorstellungen die wir uns einbildeten, die aber oft weit weg von der Wirklichkeit und Wahrheit lagen?


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                                      Wirklich schwierig ...

                                      Ein junger Mann kam zum Meister und berichtete ihm von seinen Erlebnissen.
                                      "Im Himalaja traf ich einen weisen, alten Mann, der in die Zukunft sehen kann. Diese Kunst lehrte er auch seinen Schülern." sprach er voller Begeisterung.
                                      "Das kann jeder." sprach der Meister ruhig. "Mein Weg ist viel schwieriger."
                                      "Wirklich?" fragte der junge Mann. "Wie ist Euer Weg, Herr?"
                                      "Ich bringe den Menschen bei, die Gegenwart zu sehen."


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                                        #39
                                        Der große starke Bach

                                        Am Anfang war es ganz finster und ich hatte mich dauernd irgendwo angestoßen, weil ich nichts sehen konnte. Und ich hatte auch gar nicht gewusst, wo ich war, und was, und überhaupt. So bin ich dann nur ziellos durch die Höhlen geplätschert, bis da auf einmal ein kleines helles Etwas war. Ich hab es einfach mal für einen Lichtstrahl gehalten. Und da bin ich ganz schnell hin geflossen, weil ich doch so furchtbar neugierig war. Da haben aber die hinter mir gedrängelt, die bösen Erdzwerge, weil sie doch auch was sehen wollten, und eh ich's mich versah, haben die mich einfach rausgeschubst. Au weia, war das aber hell, eine ganze Menge Licht. War riesig verwirrt und bin einfach mal weiter geflossen. Da gab es aber viel zu sehen, da draußen, und ich kam aus dem Staunen gar nicht mehr raus. Ich hab vor lauter Gucken erst gar nicht gemerkt, dass ich immer größer wurde, und warum. Aber dann war ich aufmerksamer und schließlich sah ich einen anderen, so wie ich einer bin, und er kam auf mich zu. Der war aber viel kleiner als ich, und als er mich berührte, da war er gar nicht mehr zu sehen. Ha, hab ich mir gedacht, das hast du nun davon, wenn du so klein und schwach bist, und ich war ganz stolz auf mich und immer mehr von den anderen hab ich verschluckt. Aber plötzlich war da einer, der war auch so groß wie ich. Na warte, sagte ich bei mir, dem werde ich's zeigen. Uiih, war ich groß und stark, ganz viel stärker als der andere, und da hab ich einfach schwapp gemacht und weg war er. Na ja, das ging so eine Weile weiter, und dann ist es passiert. Grad hab ich mich ein bisschen um Steine gedreht, mal links mal rechts, und da war er da. Also so was hatte ich noch nicht gesehen. Wie kann ein einzelner Bach nur so viel Wasser an sich reißen, dass er größer wird als ich. Grummel grummel, hab ich mich geärgert, als der andere einfach mit mir schwapp gemacht hat, und weg war ich. Und gelacht hat der über mich, und wie. So dass ich ganz kleinlaut geworden bin und einsehen musste, dass es wohl immer andere geben würde, die größer und stärker sind. Aber gelauert hab ich, dass dem anderen Mal der Spott verginge, und auch er auf einen Größeren trifft. Aber da kam und kam keiner und er wurde immer größer, aber auch träger und älter. Und eines Tages, da hat er mir gesagt, wie unendlich müde er doch wäre, aber ich grollte immer noch und hab einfach so getan, als ob ich ihn nicht hörte.
                                        Endlich, da war der Tag meiner Rache gekommen, meines Spottes, denn da sind wir schließlich im Meer angekommen, und das war noch viel größer als ganz groß. Und schon wollte ich über den großen bösen Fluss lästern und lachen, als ich seinen erleichterten Seufzer hörte. Und ich hab auch gespürt, dass ich auf einmal ganz leicht und frei war. Und da waren so viele andere, und alle gleich, und alle eins, und alle ich, und ich alle. Da hab ich endlich gemerkt, dass Größe und Stärke vergängliche Trugbilder sind, die nur aus dem Vergleich mit den anderen entstehen. Doch was braucht man Trugbilder im Meer, wo alle eins sind, und als ich das erkannt hatte, da war ich frei.


                                        Zuletzt geändert von kubde; 05.02.2017, 11:49.

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                                          #40
                                          Bewusst werden

                                          Ein Steinmetz saß am Fuße eines mächtigen Berges und bearbeitete in der Hitze der Mittagssonne einen Felsen.

                                          Es war sehr anstrengend und er schaute nach oben und sprach: "Lieber Gott, was bin ich für ein armer Mann, könnte ich doch die Sonne sein, die auf alles scheint, dann ginge es mir immer gut."

                                          Er hatte diesen Wunsch gerade ausgesprochen, da wurde er die Sonne. Nun stand er hoch oben am Himmel und schien auf alles herab und freute sich. Plötzlich kamen Wolken auf und versperrten ihm die Sicht auf die Erde.

                                          "Lieber Gott," sagte er " was nutzt es mir die Sonne zu sein, wenn die Wolken mächtiger sind ... könnte ich doch die Wolken sein!"

                                          Es dauerte nicht lange und er war die Wolken und zog gemächlich über die Erde. Ein Sturm kam auf und trieb die Wolken auseinander. "Lieber Gott, wenn der Sturm mächtiger ist, so möchte ich lieber der Wind sein, der über die Erde weht." Er wurde der Wind und wehte über die Erde, freute sich an seiner Kraft.

                                          Plötzlich wurde er von einem hohen Berg aufgehalten, der Wind brach sich an dem mächtigen Berg. "Lieber Gott, so stark möchte ich sein, dass ich sogar den Wind aufhalten kann und so mächtig." Er wurde zu dem hohen Berg und stand majestätisch da.

                                          Auf einmal merkte er, wie unten an seinem Fuße jemand saß und hämmerte ...



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