dann füll ich hier halt mal ein wenig den thread auf, bis er denn hoffentlich wieder geschlossen wird.
Die Rechtskolumne der Zeit
12. Januar 2016, 12:07 Uhr
Thomas Fischer ist Bundesrichter in Karlsruhe und schreibt für ZEIT und ZEIT ONLINE über Rechtsfragen. Weitere Artikel seiner Kolumne finden Sie hier ? und auf seiner Website.
Liebe Leserinnen und Leser,
heute scheint mir ein kleiner Zwischenruf zum Thema "Sexmob" (Bild) dringend erforderlich. Das ist, wie uns mitgeteilt wird, ein nordafrikanisch oder sogar arabisch aussehendes Pack, das unsere Städte verunreinigt und unsere Frauen belästigt. Wir wollen jetzt einmal dahinstehen lassen, verehrte Kenner des Diercke Weltatlas und Freunde des Maghreb, wo Ihrer Ansicht nach die Grenze zwischen Arabien und Nordafrika verläuft. Köln, Frankfurt und Hamburg zählen aber, da haben Sie recht, allenfalls zum sekundären Siedlungsgebiet jener Stämme. Deutschland hat sich bereits mit seiner ganzen Geisteskraft daran gemacht, die Sache zu klären. Schon ist der Kölner Polizeipräsident im Orkus verschwunden. Da wird ein kleines Untersuchungsausschüsschen nicht mehr lange auf sich warten lassen. 2017 sind Landtagswahlen.
Analysen
Unser Herr Bundesjustizminister Heiko Maas hat darauf hingewiesen, es habe sich beim Phänomen Sexmob ? oder, in seinen Worten, bei den "Horden" von Köln ? um eine "neue Form organisierter Kriminalität" gehandelt. Da wir im Interesse des Koalitionsfriedens nicht hoffen wollen, dass der Minister eine Regierungspartei im Verdacht hat, an dieser Organisation beteiligt gewesen zu sein, darf man dies wohl als innovativen Beitrag zur Kriminologie verstehen. Bisher dachten wir, "Organisation" sei irgendetwas anderes als die zufällige Zusammenballung eines Haufens Besoffener, lassen uns allerdings gern belehren.
Wissenschaft, Kriminalbürokratie und Juristen rudern ein bisschen zurück: Es sei "denkbar", dass die am Hauptbahnhof Köln seit jeher tätigen organisierten Banden von Taschendieben sich am Silvesterabend auch irgendwie zwischen Hauptbahnhof und Dom befunden hätten. In der Tat, das wäre denkbar. Wäre ich Taschendieb von Beruf, ich wäre jedenfalls dort gewesen: Mehr unbeschwerte Opfer auf einem Haufen gibt's sonst nur am Rosenmontag.
Bleibt die Frage: Wer sind die organisierten Taschendiebe, die dort seit Langem tätig sind? Warum erfahren wir erst jetzt von ihnen? Lebenspraxis: Der Kolumnist ging vor Silvester 2015 samt Rollkoffer abends um 21 Uhr vom Hauptbahnhof über die Domplatte. Gerade noch rettete er sich in den Hoteleingang vor zwei Verfolgern, die man als "aggressive Bettler" oder "unorganisierte Rauschgiftsüchtige" bezeichnen könnte. Die Herren waren eindeutig weder arabisch noch nordafrikanisch, sondern einheimische Freunde des Heroins. Das war das dritte Mal in zwei Jahren. Kein Innenminister weit und breit.
Unsere Bundeskanzlerin hat am 7. Januar gesagt, sie überdenke die Ausweisungspraxis. Die Süddeutsche schreibt, Frau Merkel wolle uns damit sagen: Ich kann auch anders! Und ZEIT ONLINE fügt hinzu, damit stehe eine "Zeitenwende" bevor. Da fürchtet sich der fremde Mob, wenn die Bundeskanzlerin ihre Praxis überdenkt. Von ferne winkt das Grundgesetz: Leben wir, ohne es bemerkt zu haben, inzwischen in einer Präsidialdemokratie?
Nun gut, die Sache ist noch nicht zu Ende gedacht. Zum Beweis vorerst, live aus dem Denkprozess, ein Kanzler-Video: "Es ist richtig und gut, dass es jetzt sehr, sehr viele Anzeigen gibt", sagt unsere Bundeskanzlerin. Ein schöner Satz, der freilich zwei Auslegungsvarianten zulässt. Niemand wird der Sprecherin ernsthaft unterstellen, sie freue sich darüber, dass es sehr, sehr viele Straftaten gegeben habe. Deshalb bleibt nur diese Variante: Es gab sehr, sehr viele Straftaten, und richtig und gut ist, dass diese nun angezeigt werden. Ich hörte allerdings die Kanzlerin noch nie sagen, es sei wichtig und gut, dass es sehr, sehr viele Anzeigen wegen Tankstellenüberfällen gibt.
Woher weiß die Bundeskanzlerin, dass es sehr, sehr viele Straftaten gegeben hat? Ich an ihrer Stelle würde sagen: Das weiß ich aus den sehr, sehr vielen Strafanzeigen. So schließt sich der Kreis der Mob-Bekämpfung, freilich auch der sinnlosen Beweiswürdigung. Dass man das "richtig und gut" findet, ist entweder ziemlich crazy oder eine üble Verdrehung. Der einzig rationale Blickwinkel, aus dem die vielen Anzeigen "richtig und gut" sind, ist das Interesse der CDU/CSU an einer Zeitenwende in der Ausländerpolitik.
Ganz große Verschwörung!
Fragen
Es gibt, liebe Leserinnen und Leser, nach der Erkenntnis der Bundeskanzlerin "Fragen, die über Köln hinausgehen: Gibt es gemeinsame Verbindungen? Gibt es in Teilen von Gruppen so was wie Frauenverachtung?" Denn: "Wir müssen dem mit aller Entschiedenheit entgegentreten."
Ja, das ist gut gefragt und tief geschürft: Gibt es in Teilen von Gruppen so was wie Frauenverachtung? Wir fragen zurück: Was sind "Teile von Gruppen"? Sind es einzelne Menschen? Gibt es Frauenverachtung in Menschen? Oder sind es Teilgruppen? Hat man jemals davon gehört, dass es in Teilgruppen von Gruppen oder Gruppen von Teilen oder Teilgruppen von Teilgruppen so was wie Frauenverachtung, Männerverachtung, Araberverachtung, Schwulenverachtung, Türkenverachtung, Kopftuchmädchenverachtung oder sonstige Verachtung gegeben habe? Schwierige Frage! Gut, dass sie einmal ausgesprochen wurde! So was wird ja sonst meist verschwiegen und ist ein Tabu.
Die Frage, ob es, über Köln hinaus, "gemeinsame Verbindungen" gibt, ist fast noch scharfsinniger. Ganz große Verschwörung!
Apropos Tabu: Man las am 7. Januar, es sei nicht ausgeschlossen, dass sich unter den Tätern auch Flüchtlinge befunden haben. Am 8. Januar lasen wir, die Straftäter hätten ausschließlich Asylantragspapiere vorweisen können und sich ? das nenne ich zügige Integration! ? in perfektem Deutsch mit folgenden Worten höhnend an Polizeibeamte gewandt: "Ich bin Syrer. Ihr müsst freundlich zu mir sein. Frau Merkel hat mich eingeladen!"
Ja, liebe Leser, genau so wird es gewesen sein, daran kann man keinen Zweifel haben, denn es steht ja im Einsatzbericht. Da geht dem Pegidisten das Klappmesser in der Tasche auf! Ob es sich bei dem zitierten Syrer um einen Straftäter handelte, war bis zum Redaktionsschluss leider noch nicht geklärt. Ganz gewiss werden wir das aber noch erfahren. Denn es ist nicht vorstellbar, dass ein solcherart angesprochener Polizeibeamter mit Fachhochschulausbildung einen dringend Straftatverdächtigen nicht festgenommen hat, der ihm das sagte. Oder war der des Gutmenschendeutsch mächtige Syrer am Ende gar nicht verdächtig?
Am 9. Januar lasen wir, von 31 Tatverdächtigen seien 18 Asylbewerber gewesen. Diesen 18 Personen würden allerdings keine Sexualdelikte zur Last gelegt. Gleichwohl analysierte das Feuilleton der FAZ am selben Tag, die Berichterstattung jener Medien, die sich gegen eine Identifizierung der Tatverdächtigen mit "Flüchtlingen" wende, sei "das Gegenteil von Journalismus". Am 11. Januar meldete die Süddeutsche, es lägen über 500 Anzeigen vor, gegen 20 (!) Verdächtige werde ermittelt.
Allgemeine Ansicht: Es müsse im Umgang mit Ausländerkriminalität endlich Ehrlichkeit her. Der Kolumnist unterstützt das ausdrücklich. Eine aufgeklärte Gesellschaft kann nicht hinnehmen, dass Jahr um Jahr wider jede Evidenz behauptet wird, man wisse leider immer noch nicht, ob der internationale Leistungssport aus kriminell organisierten Kartellen bestehe, man habe leider noch nicht herausfinden können, welche ausländischen Mitarbeiter der Deutschen Bank dem deutschen Rentner in spe ein Drittel seiner Altersvorsorge unter dem Sofakissen weggezogen haben, und es sei völlig ungeklärt, ob der ausländische Pharmakonzern Pfizer das ihm hierzulande gewährte Gastrecht dazu missbraucht habe, 100.000 deutsche Ärzte zu bestechen, 250 Krankenkassen zu betrügen und fünf Millionen deutsche Frauen an ihrer Gesundheit zu beschädigen.
Deshalb kann man den Führern unserer großen deutschen Parteien einfach nur recht geben: Schluss mit der politisch motivierten Schonung von Ausländern! Knallharte Verfolgung nordamerikanischer Verbrecher, die das Gastrecht in Ramstein missbrauchen! Konsequente Ermittlung gegen ausländische Täter, die gegen Recht und Gesetz die Telekommunikation deutscher Frauen abhören! Sofortige Entlassung der Innen- und Justizminister, die es aus politischer Opportunität unterlassen haben, mit der ganzen Härte des Rechtsstaats gegen die Taten von Ausländern einzuschreiten, die von deutschem Boden aus menschenrechtswidrige Entführungen oder Folterungen organisierten, anordneten oder durchführten!
"Ich sage: Null Toleranz gegenüber kriminellen Ausländern!", sprach Sigmar Gabriel. "Es geht darum, alle Möglichkeiten des internationalen Rechts auszuloten, um kriminelle Ausländer in ihre Heimat zurückzuschicken." Besser, liebe Leser, kann man das gar nicht sagen. Da kann selbst die sogenannte FDP, unser waches Auge des Rechtsstaats, nicht mithalten: "Köln darf nicht für unangemessenes Verhalten missbraucht werden", sprach ihre Vertreterin. Wann kommt der Gesetzentwurf zur Strafbarkeit des "Missbrauchs von Städten"?
Alles extrem satirisch
Frauenfreunde
Die Menge war "tausendköpfig", meldete in der ersten Freude des Superlativs unsere wie stets kurz nach der Tat zum Ort des Verbrechens geeilte Gewerkschaft der Polizei. Nach Ausnüchterung und bei nochmaligem Nachzählen ergaben sich "circa 400" Köpfe.
Es ist nun, liebe Christen und Muslime, leider nicht ausgeschlossen, dass sich in dieser Menge zwei Jesuiten auf der Durchreise von Oslo nach Rom befanden. Es ist auch nicht ausgeschlossen, dass sich unter den organisierten Taschendieben eine Frau, vier Iren und zwölf Russen befunden haben. Die sich wie überall übergebenden britischen Domstadtbesucher lassen wir hier beiseite, um nicht unnötige Ressentiments zu schüren. Warum sollte das alles ausgeschlossen sein, da wir ja nicht wissen, was "die Tat" dieser organisierten Bande und was "die Täter" waren?
"21 Verdächtige sind identifiziert", meldete der Deutschlandfunk am 8. Januar, "allerdings befinden sich noch nicht alle in Gewahrsam". Ja gut, sagt der noch nicht vollständig benebelte Kriminologe: Wenn alle Tatverdächtigen in Deutschland "in Gewahrsam" (meint wahrscheinlich: Untersuchungshaft) zu nehmen wären, müssten wir die Anzahl der Gefängnisse etwa verzehnfachen. Dann gründet Pegida eine Bürgerbewegung gegen Justizvollzugsanstalten und für die Einführung der vorläufigen Todesstrafe.
http://www.zeit.de/gesellschaft/zeit...edpost.link.sf
Die Rechtskolumne der Zeit
12. Januar 2016, 12:07 Uhr
Thomas Fischer ist Bundesrichter in Karlsruhe und schreibt für ZEIT und ZEIT ONLINE über Rechtsfragen. Weitere Artikel seiner Kolumne finden Sie hier ? und auf seiner Website.
Liebe Leserinnen und Leser,
heute scheint mir ein kleiner Zwischenruf zum Thema "Sexmob" (Bild) dringend erforderlich. Das ist, wie uns mitgeteilt wird, ein nordafrikanisch oder sogar arabisch aussehendes Pack, das unsere Städte verunreinigt und unsere Frauen belästigt. Wir wollen jetzt einmal dahinstehen lassen, verehrte Kenner des Diercke Weltatlas und Freunde des Maghreb, wo Ihrer Ansicht nach die Grenze zwischen Arabien und Nordafrika verläuft. Köln, Frankfurt und Hamburg zählen aber, da haben Sie recht, allenfalls zum sekundären Siedlungsgebiet jener Stämme. Deutschland hat sich bereits mit seiner ganzen Geisteskraft daran gemacht, die Sache zu klären. Schon ist der Kölner Polizeipräsident im Orkus verschwunden. Da wird ein kleines Untersuchungsausschüsschen nicht mehr lange auf sich warten lassen. 2017 sind Landtagswahlen.
Analysen
Unser Herr Bundesjustizminister Heiko Maas hat darauf hingewiesen, es habe sich beim Phänomen Sexmob ? oder, in seinen Worten, bei den "Horden" von Köln ? um eine "neue Form organisierter Kriminalität" gehandelt. Da wir im Interesse des Koalitionsfriedens nicht hoffen wollen, dass der Minister eine Regierungspartei im Verdacht hat, an dieser Organisation beteiligt gewesen zu sein, darf man dies wohl als innovativen Beitrag zur Kriminologie verstehen. Bisher dachten wir, "Organisation" sei irgendetwas anderes als die zufällige Zusammenballung eines Haufens Besoffener, lassen uns allerdings gern belehren.
Wissenschaft, Kriminalbürokratie und Juristen rudern ein bisschen zurück: Es sei "denkbar", dass die am Hauptbahnhof Köln seit jeher tätigen organisierten Banden von Taschendieben sich am Silvesterabend auch irgendwie zwischen Hauptbahnhof und Dom befunden hätten. In der Tat, das wäre denkbar. Wäre ich Taschendieb von Beruf, ich wäre jedenfalls dort gewesen: Mehr unbeschwerte Opfer auf einem Haufen gibt's sonst nur am Rosenmontag.
Bleibt die Frage: Wer sind die organisierten Taschendiebe, die dort seit Langem tätig sind? Warum erfahren wir erst jetzt von ihnen? Lebenspraxis: Der Kolumnist ging vor Silvester 2015 samt Rollkoffer abends um 21 Uhr vom Hauptbahnhof über die Domplatte. Gerade noch rettete er sich in den Hoteleingang vor zwei Verfolgern, die man als "aggressive Bettler" oder "unorganisierte Rauschgiftsüchtige" bezeichnen könnte. Die Herren waren eindeutig weder arabisch noch nordafrikanisch, sondern einheimische Freunde des Heroins. Das war das dritte Mal in zwei Jahren. Kein Innenminister weit und breit.
Unsere Bundeskanzlerin hat am 7. Januar gesagt, sie überdenke die Ausweisungspraxis. Die Süddeutsche schreibt, Frau Merkel wolle uns damit sagen: Ich kann auch anders! Und ZEIT ONLINE fügt hinzu, damit stehe eine "Zeitenwende" bevor. Da fürchtet sich der fremde Mob, wenn die Bundeskanzlerin ihre Praxis überdenkt. Von ferne winkt das Grundgesetz: Leben wir, ohne es bemerkt zu haben, inzwischen in einer Präsidialdemokratie?
Nun gut, die Sache ist noch nicht zu Ende gedacht. Zum Beweis vorerst, live aus dem Denkprozess, ein Kanzler-Video: "Es ist richtig und gut, dass es jetzt sehr, sehr viele Anzeigen gibt", sagt unsere Bundeskanzlerin. Ein schöner Satz, der freilich zwei Auslegungsvarianten zulässt. Niemand wird der Sprecherin ernsthaft unterstellen, sie freue sich darüber, dass es sehr, sehr viele Straftaten gegeben habe. Deshalb bleibt nur diese Variante: Es gab sehr, sehr viele Straftaten, und richtig und gut ist, dass diese nun angezeigt werden. Ich hörte allerdings die Kanzlerin noch nie sagen, es sei wichtig und gut, dass es sehr, sehr viele Anzeigen wegen Tankstellenüberfällen gibt.
Woher weiß die Bundeskanzlerin, dass es sehr, sehr viele Straftaten gegeben hat? Ich an ihrer Stelle würde sagen: Das weiß ich aus den sehr, sehr vielen Strafanzeigen. So schließt sich der Kreis der Mob-Bekämpfung, freilich auch der sinnlosen Beweiswürdigung. Dass man das "richtig und gut" findet, ist entweder ziemlich crazy oder eine üble Verdrehung. Der einzig rationale Blickwinkel, aus dem die vielen Anzeigen "richtig und gut" sind, ist das Interesse der CDU/CSU an einer Zeitenwende in der Ausländerpolitik.
Ganz große Verschwörung!
Fragen
Es gibt, liebe Leserinnen und Leser, nach der Erkenntnis der Bundeskanzlerin "Fragen, die über Köln hinausgehen: Gibt es gemeinsame Verbindungen? Gibt es in Teilen von Gruppen so was wie Frauenverachtung?" Denn: "Wir müssen dem mit aller Entschiedenheit entgegentreten."
Ja, das ist gut gefragt und tief geschürft: Gibt es in Teilen von Gruppen so was wie Frauenverachtung? Wir fragen zurück: Was sind "Teile von Gruppen"? Sind es einzelne Menschen? Gibt es Frauenverachtung in Menschen? Oder sind es Teilgruppen? Hat man jemals davon gehört, dass es in Teilgruppen von Gruppen oder Gruppen von Teilen oder Teilgruppen von Teilgruppen so was wie Frauenverachtung, Männerverachtung, Araberverachtung, Schwulenverachtung, Türkenverachtung, Kopftuchmädchenverachtung oder sonstige Verachtung gegeben habe? Schwierige Frage! Gut, dass sie einmal ausgesprochen wurde! So was wird ja sonst meist verschwiegen und ist ein Tabu.
Die Frage, ob es, über Köln hinaus, "gemeinsame Verbindungen" gibt, ist fast noch scharfsinniger. Ganz große Verschwörung!
Apropos Tabu: Man las am 7. Januar, es sei nicht ausgeschlossen, dass sich unter den Tätern auch Flüchtlinge befunden haben. Am 8. Januar lasen wir, die Straftäter hätten ausschließlich Asylantragspapiere vorweisen können und sich ? das nenne ich zügige Integration! ? in perfektem Deutsch mit folgenden Worten höhnend an Polizeibeamte gewandt: "Ich bin Syrer. Ihr müsst freundlich zu mir sein. Frau Merkel hat mich eingeladen!"
Ja, liebe Leser, genau so wird es gewesen sein, daran kann man keinen Zweifel haben, denn es steht ja im Einsatzbericht. Da geht dem Pegidisten das Klappmesser in der Tasche auf! Ob es sich bei dem zitierten Syrer um einen Straftäter handelte, war bis zum Redaktionsschluss leider noch nicht geklärt. Ganz gewiss werden wir das aber noch erfahren. Denn es ist nicht vorstellbar, dass ein solcherart angesprochener Polizeibeamter mit Fachhochschulausbildung einen dringend Straftatverdächtigen nicht festgenommen hat, der ihm das sagte. Oder war der des Gutmenschendeutsch mächtige Syrer am Ende gar nicht verdächtig?
Am 9. Januar lasen wir, von 31 Tatverdächtigen seien 18 Asylbewerber gewesen. Diesen 18 Personen würden allerdings keine Sexualdelikte zur Last gelegt. Gleichwohl analysierte das Feuilleton der FAZ am selben Tag, die Berichterstattung jener Medien, die sich gegen eine Identifizierung der Tatverdächtigen mit "Flüchtlingen" wende, sei "das Gegenteil von Journalismus". Am 11. Januar meldete die Süddeutsche, es lägen über 500 Anzeigen vor, gegen 20 (!) Verdächtige werde ermittelt.
Allgemeine Ansicht: Es müsse im Umgang mit Ausländerkriminalität endlich Ehrlichkeit her. Der Kolumnist unterstützt das ausdrücklich. Eine aufgeklärte Gesellschaft kann nicht hinnehmen, dass Jahr um Jahr wider jede Evidenz behauptet wird, man wisse leider immer noch nicht, ob der internationale Leistungssport aus kriminell organisierten Kartellen bestehe, man habe leider noch nicht herausfinden können, welche ausländischen Mitarbeiter der Deutschen Bank dem deutschen Rentner in spe ein Drittel seiner Altersvorsorge unter dem Sofakissen weggezogen haben, und es sei völlig ungeklärt, ob der ausländische Pharmakonzern Pfizer das ihm hierzulande gewährte Gastrecht dazu missbraucht habe, 100.000 deutsche Ärzte zu bestechen, 250 Krankenkassen zu betrügen und fünf Millionen deutsche Frauen an ihrer Gesundheit zu beschädigen.
Deshalb kann man den Führern unserer großen deutschen Parteien einfach nur recht geben: Schluss mit der politisch motivierten Schonung von Ausländern! Knallharte Verfolgung nordamerikanischer Verbrecher, die das Gastrecht in Ramstein missbrauchen! Konsequente Ermittlung gegen ausländische Täter, die gegen Recht und Gesetz die Telekommunikation deutscher Frauen abhören! Sofortige Entlassung der Innen- und Justizminister, die es aus politischer Opportunität unterlassen haben, mit der ganzen Härte des Rechtsstaats gegen die Taten von Ausländern einzuschreiten, die von deutschem Boden aus menschenrechtswidrige Entführungen oder Folterungen organisierten, anordneten oder durchführten!
"Ich sage: Null Toleranz gegenüber kriminellen Ausländern!", sprach Sigmar Gabriel. "Es geht darum, alle Möglichkeiten des internationalen Rechts auszuloten, um kriminelle Ausländer in ihre Heimat zurückzuschicken." Besser, liebe Leser, kann man das gar nicht sagen. Da kann selbst die sogenannte FDP, unser waches Auge des Rechtsstaats, nicht mithalten: "Köln darf nicht für unangemessenes Verhalten missbraucht werden", sprach ihre Vertreterin. Wann kommt der Gesetzentwurf zur Strafbarkeit des "Missbrauchs von Städten"?
Alles extrem satirisch
Frauenfreunde
Die Menge war "tausendköpfig", meldete in der ersten Freude des Superlativs unsere wie stets kurz nach der Tat zum Ort des Verbrechens geeilte Gewerkschaft der Polizei. Nach Ausnüchterung und bei nochmaligem Nachzählen ergaben sich "circa 400" Köpfe.
Es ist nun, liebe Christen und Muslime, leider nicht ausgeschlossen, dass sich in dieser Menge zwei Jesuiten auf der Durchreise von Oslo nach Rom befanden. Es ist auch nicht ausgeschlossen, dass sich unter den organisierten Taschendieben eine Frau, vier Iren und zwölf Russen befunden haben. Die sich wie überall übergebenden britischen Domstadtbesucher lassen wir hier beiseite, um nicht unnötige Ressentiments zu schüren. Warum sollte das alles ausgeschlossen sein, da wir ja nicht wissen, was "die Tat" dieser organisierten Bande und was "die Täter" waren?
"21 Verdächtige sind identifiziert", meldete der Deutschlandfunk am 8. Januar, "allerdings befinden sich noch nicht alle in Gewahrsam". Ja gut, sagt der noch nicht vollständig benebelte Kriminologe: Wenn alle Tatverdächtigen in Deutschland "in Gewahrsam" (meint wahrscheinlich: Untersuchungshaft) zu nehmen wären, müssten wir die Anzahl der Gefängnisse etwa verzehnfachen. Dann gründet Pegida eine Bürgerbewegung gegen Justizvollzugsanstalten und für die Einführung der vorläufigen Todesstrafe.
http://www.zeit.de/gesellschaft/zeit...edpost.link.sf
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