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    #1

    Du fühlst nichts, du besitzt nichts

    Eine Frau hat folgende Zeilen auf ihrem Facebook-Profil gepostet:

    Die kommen doch nur her, um sich hier aushalten zu lassen! Richtig?

    Du bist 29 Jahre alt und hast eine Frau, zwei Kinder und einen Job. Du kommst über die Runden. Du kannst dir auch mal was leisten, und lebst in einem kleinen Häuschen in der Stadt. Plötzlich ändert sich die politische Lage in deinem Land und ein paar Monate später stehen Soldaten vor deinem Haus. Und vor den Häusern der Nachbarn. Sie sagen, wenn du nicht für sie kämpfst, erschießen sie dich. Dein Nachbar weigert sich. Ein Schuss. Das wars.

    Du hörst, wie einer der Soldaten zu deiner Frau sagt, dass sie die Beine breit machen soll. Du schaffst es irgendwie, die Soldaten erstmal loszuwerden und denkst die halbe Nacht lang nach. Auf einmal hörst du einen Einschlag. Dein Haus hat kein Wohnzimmer mehr. Ihr rennt raus und seht, dass die ganze Straße zerstört ist. Kein Stein steht mehr auf dem anderen. Du bringst deine Familie zurück ins Haus und rennst an die Stelle, an der das Haus deiner Eltern stand. Es ist nicht mehr da. Deine Eltern auch nicht. Du siehst dich um und entdeckst einen Arm mit dem Ring deiner Mutter am Finger. Der Rest deiner Eltern ist nichtmal mehr auffindbar.

    Aber die Asylanten haben so viel Luxuszeug! Smartphones, Markenklamotten und so! Richtig?

    Du denkst jetzt nicht mehr nach. Du rast nach Hause und rufst, deine Frau soll die Kinder anziehen. Du schnappst dir eine kleine Tasche, denn mehr könnt ihr auf die Dauer nicht tragen, und packst das Nötigste. Nur je 2 Kleidungsstücke pro Kopf passen in die Tasche. Was nimmst du mit??? Du wirst deine Heimat vermutlich nie wiedersehen. Deine Familie nicht, deine Nachbarn nicht, deine Arbeitskollegen ... Aber wie sollst du in Kontakt bleiben? Hektisch wirfst du also dein Smartphone und das Ladekabel in die Tasche. Dazu von jedem ein paar Klamotten, etwas Brot und das Lieblingskuscheltier deiner kleinen Tochter.

    Die können sich die Flucht doch locker leisten. Dann sind die auch nicht arm!

    Für den Notfall, denn man hat es kommen sehen, hast du all dein Geld bereits zusammengekratzt. Durch deinen recht gut bezahlten Job hast du etwas auf der Seite gehabt. Pro Kopf kostet der nette Schlepper von nebenan schlappe 5000 Euro. Du hast 15.000. Wenn du Glück hast, können alle mit. Wenn nicht, musst du dich von deiner Frau trennen. Du liebst sie und betest, dass sie euch alle mitnehmen. Spätestens jetzt bist du vollkommen blank und hast nichts mehr. Nur deine Familie und die Tasche. Die Flucht bis zur Landesgrenze dauert zu Fuß zwei Wochen.
    Du hast Hunger und seit einer Woche kaum etwas gegessen. Du bist schwach, genau wie deine Frau. Aber Hauptsache die Kinder haben genug. Sie weinen die ganzen 2 Wochen über. Die Hälfte der Zeit musst du deine kleinste Tochter tragen. Sie ist erst 21 Monate alt.

    Nach weiteren 2 Wochen seid ihr am Meer. Ihr werdet mitten in der Nacht mit hunderten anderer Flüchtlinge auf ein Schiff geladen. Du hast Glück. Deine ganze Familie darf mit. Das Schiff ist so voll, dass es zu kentern droht. Du betest, dass ihr nicht ertrinkt. Die Leute um dich herum weinen, schreien. Ein paar kleinere Kinder sind verdurstet. Die Schlepper werfen sie über Bord. Deine Frau sitzt teilnahmslos in einer Ecke. Sie hat seit 2 Tagen nichts getrunken. Als die Küste in Sicht ist, werdet ihr auf Beiboote verteilt.
    Deine Frau und deine Kleinste auf eins, und du und die Große auf das daneben. Ihr werdet ermahnt, die Klappe zu halten, damit euch niemand kommen hört. Deine Große versteht das. Deine kleine im Nebenboot nicht. Sie hört nicht auf zu weinen. Die anderen Flüchtlinge werden nervös. Sie halten deine Frau an, das Kind ruhig zu stellen. Sie schafft es nicht. Einer der Männer packt deine Tochter, entreißt sie deiner Frau, und wirft sie über Bord. Du springst hinterher, aber du findest sie nicht mehr. Nie mehr.In 3 Monaten wäre sie 2 Jahre alt geworden.

    Das reicht euch noch nicht?! Die habens hier immer noch zu gut und kriegen alles in den Arsch geschoben?

    Wie du, deine Frau und deine große Tochter es in das Land, das euch aufnimmt, geschafft haben, weißt du nicht mehr. Alles ist wie in Watte gepackt. Deine Frau hat seit dem Tod eurer Tochter nicht mehr gesprochen. Deine Große hat seitdem das Kuscheltier der kleinen auf dem Arm und ist völlig apathisch. Du musst durchhalten. Ihr seid gleich an der Notunterkunft angekommen. Es ist 22 Uhr. Ein Mann, dessen Sprache du nicht sprichst, führt euch in eine Halle mit Feldbetten. Dicht an dicht stehen sie. 500 Stück. In der Halle ist es stickig und laut. Du versuchst dich zu orientieren. Zu verstehen, was die Menschen dort von dir verlangen. Aber eigentlich kannst du kaum noch stehen. Eigentlich wünscht du dir fast, sie hätten dich erschossen. Stattdessen packst du deine Habseligkeiten aus: Je zwei Teile für jeden, und dein Smartphone. Dann verbringt ihr die erste Nacht in einem sicheren Land. Am nächsten Morgen wird Kleidung an euch verteilt. Auch Markenklamotten sind unter den Spenden. Und ein Spielzeug für deine Tochter. Du bekommst 140 Euro. Für den ganzen Monat.

    Die sind doch jetzt hier sicher. Also sollen die sich freuen!

    Draußen im Hof hältst du in deinen neuen Klamotten dein Smartphone in die Luft und hoffst auf Empfang. Du musst wissen, wer aus deiner Stadt noch lebt. Dann kommt ein "besorgter Bürger" vorbei und beschimpft dich. Du weißt nicht, wieso. Du verstehst was von "Zurück in dein Land!" Bruchstücke von "Smartphone" und "alles in den Arsch gesteckt' bekommst du noch mit. Irgendwer konnte es übersetzen.

    Und jetzt sag mir, wie du dich fühlst und was du besitzt.

    Die Antwort auf beide Fragen ist:" NICHTS!"
    Achte auf Deine Gedanken, denn sie werden Worte.
    Achte auf Deine Worte, denn sie werden Handlungen.
    Achte auf Deine Handlungen, denn sie werden Gewohnheiten.
    Achte auf Deine Gewohnheiten, denn sie werden Dein Charakter.
    Achte auf Deinen Charakter, denn er wird Dein Schicksal.

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    #2
    hola, was will chaxiraxi uns damit sagen ?

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      #3
      Chaxiraxi,

      hast du vl den Link von Facebook dazu?

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        #4
        @faro
        mal was zum Nachdenken, danke Chaxiraxi
        Scheinbare Rechtschreibfehler beruhen auf einer individuellen Rechtschreibreform und/oder klemmender Tastatur.

        Gruß Günter

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          #5
          Hier der Link, der im FB rauf, runter, hin und her ging:
          http://www.facebook.com/tina.beckman...95301823853987
          Immer, wenn ich sage: "Heute esse ich nur Obst", fällt eine Schokolade vor Lachen aus dem Schrank und bricht sich die Rippen

          UM ZU VERSTEHEN, WARUM MACHEN ÜBERALL IHREN SENF DAZU GEBEN, MUSST DU LERNEN, WIE EINE BRATWURST ZU DENKEN

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            #6
            dankefein

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              #7
              eine schöne, zum Herzen gehende "Story"-

              aber wie passt die Tatsache das bereits mit gefälschten Syrischen Pässen gehandelt wird dazu?

              http://www.gmx.net/magazine/politik/...essen-30898394

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                #8
                Zitat von fincalamontana Beitrag anzeigen
                eine schöne, zum Herzen gehende "Story"-

                aber wie passt die Tatsache das bereits mit gefälschten Syrischen Pässen gehandelt wird dazu?

                http://www.gmx.net/magazine/politik/...essen-30898394
                Weil es schon immer skrupellose Arschlöcher gab, gibt und geben wird, die die Not von Menschen für ihre Zwecke ausnutzen.

                Und zum Glück auch solche, die nicht fragen und diskutieren sondern einfach machen

                http://www.bbc.com/news/world-europe-34162844

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                  #9
                  besser hätte man nicht beschreiben können, wie es den menschen geht.
                  unfassbares leid und unfassbare qualen, wer da noch von "betrügern" redet, hat einfach mal keine ahnung.

                  zwecks "asylbetrug noch folgende" anmerkungen von Von PETER VONNAHME, 22. August 2015: (ein ehemaliger asylrichter, also einer, der diese menschen genau kennt):

                  "Entscheidend ist jedoch, dass nach meiner sicheren Erinnerung nahezu alle Asylbewerber einen überaus triftigen Grund für das Verlassen ihrer Heimat hatten. Das sollte all jenen zu denken geben, denen das Wort vom Asylbetrüger so leicht über die Lippen geht. Warum nennt man eigentlich die Asylsuchenden Betrüger? Kein Bauwerber, dessen Bauantrag abgelehnt wird, ist in unserem Sprachgebrauch ein Baubetrüger. Ebenso wenig ist ein Unternehmer, dessen Subventionsantrag abgelehnt wird, ein Subventionsbetrüger. Nur die erfolglosen Asylantragsteller sollen Betrüger sein? Das ist hetzerisch."

                  wer den ganzen - sehr guten artikel lesen will: http://www.hintergrund.de/2015082236...tergrund.de%29

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                    #10
                    Zitat von faro Beitrag anzeigen
                    hola, was will chaxiraxi uns damit sagen ?
                    Hola faro - was sagt es Dir? Was geht in Dir vor, wenn Du dies liest?

                    Einmal fernab von jeglicher Asyldiskussion - diese Zeilen haben mich zutiefst berührt. Auch natürlich das geschilderte Schicksal, das millionenfach so oder so ähnlich erlitten wird.

                    Besonders beeindruckt hat mich die ausgeprägte Empathiefähigkeit, die aus diesen Zeilen herauszulesen ist. Die Fähigkeit sich in die Wahrnehmungswelt anderer hineinzuversetzen - dieses: "Wie ginge mir es, wenn ich an der Stelle des anderen wäre?"
                    Achte auf Deine Gedanken, denn sie werden Worte.
                    Achte auf Deine Worte, denn sie werden Handlungen.
                    Achte auf Deine Handlungen, denn sie werden Gewohnheiten.
                    Achte auf Deine Gewohnheiten, denn sie werden Dein Charakter.
                    Achte auf Deinen Charakter, denn er wird Dein Schicksal.

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                      #11
                      Sehr bewegender Bericht, danke Chaxiraxi!

                      Vielen Flüchtlingen mag Ähnliches widerfahren sein und leider mischen sich auch "andere" darunter.

                      Wir haben ein Flüchtlingscamp in 500m Luftlinie Entfernung und es gibt keinerlei "Vorkommnisse".
                      Bei einer Kollegin sieht das allerdings ein wenig anders aus, denn die gegenüber ihrem Haus Wohnenden machen jede Nacht "Party" und ständig rückt die Polizei aus. Doch auch dieses Partymachen kann ja ein Ventil für den Gewinn der Sicherheit bei uns sein. Man sollte nicht alles aus eigener Perspektive bewerten, siehe den Bericht von Chaxiraxi!

                      Das mit dem Handel von syrischen Pässen habe ich auch schon mal im TV gesehen!

                      Summa summarum vertraue ich den deutschen Behörden, dass die Ordnung aufrecht erhalten bleibt und jeder Antrag genau überprüft wird.

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