Goldener Aluhut 2021“: Preisträger Bodo Schiffmann und „Die Basis“ üben im Vorfeld Kritik
Am Samstag wird im Heimathafen Neukölln der diesjährige „Goldene Aluhut“ verliehen. Mit dem satirischen Negativpreis werden laut Angaben der Veranstalter die krudesten Verschwörungstheorien des Jahres ausgezeichnet. Die Nominierungen kommen vom Publikum und es ist auch das Publikum, das die Gewinner per Online-Voting kürt. 2021 heißen die Preisträger Michael Wendler (Verschwörungstheorien Allgemein), Die Basis (Politik), Boris Reitschuster (Medien & Blogs), Bodo Schiffmann (Medizin & Wissenschaften) und Geistheiler Sananda (Esoterik).
Normalerweise bleiben die Preisträger der Verleihung fern. So kamen in den letzten vier Jahren nur zwei von ihnen persönlich vorbei, um ihre Auszeichnung entgegenzunehmen: der ehemalige Journalist Martin Lejeune (2017, Kategorie „Medien & Blogs“) und der selbsternannte „Volkslehrer“ Nikolai Nehrling (2019, Kategorie „Verschwörungstheorien Allgemein“).
Doch während manche Preisträger den Negativpreis wohl als Häme wahrnehmen, stellt er für andere offenbar eine echte Auszeichnung dar. Nach dem Motto: „Wer mutig genug ist, nicht mit dem Strom zu schwimmen, wird vom Mainstream geschmäht, ist aber trotzdem oder eben deswegen im Recht.“ In Zeiten von Corona und den gesellschaftlichen und politischen Debatten um Sinn und Unsinn von Maßnahmen und Impfungen scheint sich letztere Haltung verstärkt zu haben.
So will die Partei „Die Basis“ ihre Auszeichnung in Person von Henning Hacker, stellvertretender Vorsitzender des Landesverbandes Berlin, am Samstag entgegennehmen. Nominiert wurde die in der Corona-Pandemie gegründete Partei „für ihr Programm mit Inhalten der Querdenken-Bewegung und Nähe zu verfassungsfeindlichen Gruppierungen“. In einem schriftlichen Statement, das SNA exklusiv vorliegt, schreibt der Landesverband, „faktenbasierte Aufklärung und politische Bildung sowie Medienkompetenz und die Fähigkeit des Hinterfragens von Behauptungen in der Öffentlichkeit sind uns ebenso wichtig, wie vor allem die stetige Bereitschaft eines demokratischen Dialogs“. Umso trauriger sei es, dass im Vorfeld der Auszeichnung kein solcher Dialog stattgefunden habe. Auch habe es den Anschein, „als nähme man die Unterstellung des rechten und verschwörungsideologischen Gedankenguts einer Personengruppe einfach hin. Nach wie vor vermissen wir die inhaltliche Begründung für das Attribut rechts oder gar radikal, welches man leichtfertig vergibt“.
Auch die Faktenorientierung, wie sie bereits im Slogan des „Goldenen Aluhuts“ – „Make facts great again“ – suggeriert werde, vermisse „Die Basis“. Aussagen würden willkürlich aus dem Kontext gerissen und auf eine Personengruppe angewandt, unangenehme Fakten, „die ein bestehendes Narrativ ins Wanken geraten lassen würden“, unter den Tisch fallen gelassen. „Die Basis“ lade jeden dazu ein, sich selbst ein Bild von der Partei zu machen. „Liebend gerne treten wir mit den Organisatoren des ‚Goldenen Aluhuts‘ in den Dialog. Wir werden sehen, wie viele Gemeinsamkeiten wir haben. Aus diesen Gründen nehmen wir mit Freude 'zu jeder Zeit, an jedem Ort' die Auszeichnung des ‚Goldenen Aluhuts‘ entgegen.“
„Zu jeder Zeit, an jedem Ort“ dürfte sich auf die Tatsache beziehen, dass die Veranstalter im Vorfeld klargestellt hatten, dass Hacker nicht an der Verleihung teilnehmen darf, sondern den „Goldenen Aluhut“ für seine Partei vor Beginn des Einlasses im Foyer des Heimathafens entgegennehmen kann. Eine Regelung, für die „Die Basis" keinerlei Verständnis hat.
Nicht persönlich anwesend sein wird der Preisträger in der Kategorie „Medizin & Wissenschaften“, HNO-Arzt und Querdenker Dr. Bodo Schiffmann. Der lebt derzeit in Tansania, wo seine Kinder „so zur Schule gehen können, wie Kinder zur Schule gehen sollten“: ohne Maske, ohne Abstand, ohne Tests. Er habe Leute, die den Preis stellvertretend für ihn entgegennehmen würden, so Schiffmann im SNA-Interview. „Das sind Ralf Ludwig und Ivan Künnemann, und die möchten das machen. Aber die Veranstalter, die möchten nicht, dass das entgegengenommen wird. Sie sagen ja: Sie können den Preis vor der Veranstaltung gerne abholen. Dann geben wir Ihnen den, aber in die Veranstaltung dürfen Sie nicht.“ Er erkläre sich das so, dass die Veranstalter die Preisträger oder ihre Stellvertreter nicht reinlassen wollten, weil dann Leute auf der Bühne stehen würden, „, die in der Lage sind, sich zu artikulieren, und eventuell Sachen sagen, die man vielleicht nicht unbedingt auf einer Bühne hören möchte“.
Ganz unrecht hat Schiffmann damit wohl nicht. Giulia Silberberger, Gründerin des „Goldenen Aluhuts“, sagt, sie wolle auf ihrer Veranstaltung „keine Rechtspopulisten auf der Bühne sprechen lassen“. Die Zeiten, als die Preisträger noch auf der Bühne ihre Preise entgegengenommen hätten, seien andere gewesen, genauso, wie die Preisträger. Damals habe man noch „lustige Orgonitverkäufer“ ausgezeichnet, die Veranstaltung sei nicht politisch aufgeladen gewesen.
Den „Goldenen Aluhut“ vom letzten Jahr hätte er bei der Gelegenheit auch noch gern, sagt Schiffmann. 2020 waren Schiffmann, die Querdenken-Bewegung, Querdenken-Gründer Michael Ballweg, Maßnahmenkritiker Samuel Eckert und der ehemalige Sprecher von Querdenken, Stephan Bergmann, zunächst als Sieger in ihren jeweiligen Kategorien hervorgegangen. Weil jedoch massive Manipulationen bei der Stimmabgabe festgestellt wurden, wurden sie von den Veranstaltern kurzerhand disqualifiziert und die Preise an die jeweils Zweitplatzierten verliehen. Laut Bodo Schiffmann beweise sein neuerlicher Sieg, dass die Abstimmung kein Fake sei und die Leute der Meinung seien, dass er die Auszeichnung bekommen solle.
Mit den anderen Nominierten in der Kategorie „Medizin & Wissenschaft“, darunter Clemens Arvay, Professor Sucharit Bhakdi und Stefan Homburg, fühle er sich in bester Gesellschaft, so Schiffmann. „Selbstverständlich, das sind Menschen, die wissenschaftlich arbeiten und die im Gegensatz zum Robert Koch-Institut tatsächlich hier echte Arbeiten zugrunde legen, echte Statistiken machen und echte Wissenschaft betreiben, absolut.“
https://snanews.de/amp/20211028/gold...k-4127940.html
Am Samstag wird im Heimathafen Neukölln der diesjährige „Goldene Aluhut“ verliehen. Mit dem satirischen Negativpreis werden laut Angaben der Veranstalter die krudesten Verschwörungstheorien des Jahres ausgezeichnet. Die Nominierungen kommen vom Publikum und es ist auch das Publikum, das die Gewinner per Online-Voting kürt. 2021 heißen die Preisträger Michael Wendler (Verschwörungstheorien Allgemein), Die Basis (Politik), Boris Reitschuster (Medien & Blogs), Bodo Schiffmann (Medizin & Wissenschaften) und Geistheiler Sananda (Esoterik).
Normalerweise bleiben die Preisträger der Verleihung fern. So kamen in den letzten vier Jahren nur zwei von ihnen persönlich vorbei, um ihre Auszeichnung entgegenzunehmen: der ehemalige Journalist Martin Lejeune (2017, Kategorie „Medien & Blogs“) und der selbsternannte „Volkslehrer“ Nikolai Nehrling (2019, Kategorie „Verschwörungstheorien Allgemein“).
Doch während manche Preisträger den Negativpreis wohl als Häme wahrnehmen, stellt er für andere offenbar eine echte Auszeichnung dar. Nach dem Motto: „Wer mutig genug ist, nicht mit dem Strom zu schwimmen, wird vom Mainstream geschmäht, ist aber trotzdem oder eben deswegen im Recht.“ In Zeiten von Corona und den gesellschaftlichen und politischen Debatten um Sinn und Unsinn von Maßnahmen und Impfungen scheint sich letztere Haltung verstärkt zu haben.
So will die Partei „Die Basis“ ihre Auszeichnung in Person von Henning Hacker, stellvertretender Vorsitzender des Landesverbandes Berlin, am Samstag entgegennehmen. Nominiert wurde die in der Corona-Pandemie gegründete Partei „für ihr Programm mit Inhalten der Querdenken-Bewegung und Nähe zu verfassungsfeindlichen Gruppierungen“. In einem schriftlichen Statement, das SNA exklusiv vorliegt, schreibt der Landesverband, „faktenbasierte Aufklärung und politische Bildung sowie Medienkompetenz und die Fähigkeit des Hinterfragens von Behauptungen in der Öffentlichkeit sind uns ebenso wichtig, wie vor allem die stetige Bereitschaft eines demokratischen Dialogs“. Umso trauriger sei es, dass im Vorfeld der Auszeichnung kein solcher Dialog stattgefunden habe. Auch habe es den Anschein, „als nähme man die Unterstellung des rechten und verschwörungsideologischen Gedankenguts einer Personengruppe einfach hin. Nach wie vor vermissen wir die inhaltliche Begründung für das Attribut rechts oder gar radikal, welches man leichtfertig vergibt“.
Auch die Faktenorientierung, wie sie bereits im Slogan des „Goldenen Aluhuts“ – „Make facts great again“ – suggeriert werde, vermisse „Die Basis“. Aussagen würden willkürlich aus dem Kontext gerissen und auf eine Personengruppe angewandt, unangenehme Fakten, „die ein bestehendes Narrativ ins Wanken geraten lassen würden“, unter den Tisch fallen gelassen. „Die Basis“ lade jeden dazu ein, sich selbst ein Bild von der Partei zu machen. „Liebend gerne treten wir mit den Organisatoren des ‚Goldenen Aluhuts‘ in den Dialog. Wir werden sehen, wie viele Gemeinsamkeiten wir haben. Aus diesen Gründen nehmen wir mit Freude 'zu jeder Zeit, an jedem Ort' die Auszeichnung des ‚Goldenen Aluhuts‘ entgegen.“
„Zu jeder Zeit, an jedem Ort“ dürfte sich auf die Tatsache beziehen, dass die Veranstalter im Vorfeld klargestellt hatten, dass Hacker nicht an der Verleihung teilnehmen darf, sondern den „Goldenen Aluhut“ für seine Partei vor Beginn des Einlasses im Foyer des Heimathafens entgegennehmen kann. Eine Regelung, für die „Die Basis" keinerlei Verständnis hat.
Nicht persönlich anwesend sein wird der Preisträger in der Kategorie „Medizin & Wissenschaften“, HNO-Arzt und Querdenker Dr. Bodo Schiffmann. Der lebt derzeit in Tansania, wo seine Kinder „so zur Schule gehen können, wie Kinder zur Schule gehen sollten“: ohne Maske, ohne Abstand, ohne Tests. Er habe Leute, die den Preis stellvertretend für ihn entgegennehmen würden, so Schiffmann im SNA-Interview. „Das sind Ralf Ludwig und Ivan Künnemann, und die möchten das machen. Aber die Veranstalter, die möchten nicht, dass das entgegengenommen wird. Sie sagen ja: Sie können den Preis vor der Veranstaltung gerne abholen. Dann geben wir Ihnen den, aber in die Veranstaltung dürfen Sie nicht.“ Er erkläre sich das so, dass die Veranstalter die Preisträger oder ihre Stellvertreter nicht reinlassen wollten, weil dann Leute auf der Bühne stehen würden, „, die in der Lage sind, sich zu artikulieren, und eventuell Sachen sagen, die man vielleicht nicht unbedingt auf einer Bühne hören möchte“.
Ganz unrecht hat Schiffmann damit wohl nicht. Giulia Silberberger, Gründerin des „Goldenen Aluhuts“, sagt, sie wolle auf ihrer Veranstaltung „keine Rechtspopulisten auf der Bühne sprechen lassen“. Die Zeiten, als die Preisträger noch auf der Bühne ihre Preise entgegengenommen hätten, seien andere gewesen, genauso, wie die Preisträger. Damals habe man noch „lustige Orgonitverkäufer“ ausgezeichnet, die Veranstaltung sei nicht politisch aufgeladen gewesen.
Den „Goldenen Aluhut“ vom letzten Jahr hätte er bei der Gelegenheit auch noch gern, sagt Schiffmann. 2020 waren Schiffmann, die Querdenken-Bewegung, Querdenken-Gründer Michael Ballweg, Maßnahmenkritiker Samuel Eckert und der ehemalige Sprecher von Querdenken, Stephan Bergmann, zunächst als Sieger in ihren jeweiligen Kategorien hervorgegangen. Weil jedoch massive Manipulationen bei der Stimmabgabe festgestellt wurden, wurden sie von den Veranstaltern kurzerhand disqualifiziert und die Preise an die jeweils Zweitplatzierten verliehen. Laut Bodo Schiffmann beweise sein neuerlicher Sieg, dass die Abstimmung kein Fake sei und die Leute der Meinung seien, dass er die Auszeichnung bekommen solle.
Mit den anderen Nominierten in der Kategorie „Medizin & Wissenschaft“, darunter Clemens Arvay, Professor Sucharit Bhakdi und Stefan Homburg, fühle er sich in bester Gesellschaft, so Schiffmann. „Selbstverständlich, das sind Menschen, die wissenschaftlich arbeiten und die im Gegensatz zum Robert Koch-Institut tatsächlich hier echte Arbeiten zugrunde legen, echte Statistiken machen und echte Wissenschaft betreiben, absolut.“
https://snanews.de/amp/20211028/gold...k-4127940.html
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