Niedergang des Tourismus ???

[Halami]

Hallo Ihr Lieben,

nach 14 Monaten komme ich gerade wieder einmal vom Urlaub in Puerto nach Hause und ich war einigermaßen erschrocken über das gesehene. Manche mögen es ja mit der Zwischensaison abtun oder der Vulkan muss herhalten, aber wen man einigermaßen die Augen aufhat und auch mit den Leuten vor Ort spricht, dann muss man sich wirklich fragen: Kann das alles so weitergehen ?

Leerstände so weit das Auge reicht; Hotels im Ausverkauf als Apartemmentshäuser, leere oder aufgegebene Restaurants, geschlossene Läden.

Man kann natürlich abwarten, da die nächste Hauptsaison ja kommt, aber was bringt die ? Mit Sicherheit weniger Touristen mit noch weniger Geld in den Taschen. Wo früher die Touris abgezockt wurden ( was solls, es kommen ja morgen 10 neue ) sollte doch langsam ein Umdenken einkehren, denn diese Zeiten sind wohl vorbei. Dazu kommt speziell für den Norden, keine Infrastruktur für Junge Leute, die Alten ( ich zähle dazu ) mit Geld werden al la long weniger. Vielleicht sollte man anfangen um jeden Urlauber zu kämpfen, egal an welcher Front. Wenn das nicht geschieht, sollte man sich " Bajamar " einst touristische Hochburg ansehen, dann weis man wohin diese Einstellung führt. Ich persönlich würde solche Zustände sehr bedauern, denn die " Insulaner " leben nun mal von den Touristen und eins ist sicher: Billig waren die Kanarischen Inseln noch nie und die Karawane zieht weiter, auch wenn einzelne ( wie ich ) bleiben.

[Jurgen B]

Niedergang ist wohl etwas dramatisch, aber die Warnzeichen stehen auf dunkelgelb. Das war uebrigens - wenn wir uns mal auf den Norden beschraenken - vor 14 Monaten in Puerto auch schon so. Und es gibt hier schon einige Threads, die sich damit auseinandersetzen. Ich denke und stimme Dir zu, dass sowohl die Tourismusverantwortlichen der Region als auch die Hoteliers die Zeit verschlafen und sich in der Vergangenheit zu sehr darauf konzentriert haben, abzuschoepfen anstatt zu investieren. Das fuehrt dazu, dass Angebot, Qualitaet und das Preis-/Leistungsberhaeltnis vielerorts nicht mehr stimmen und schlichtweg eine Marktbereinigung einsetzt. Vielfach wurde auch Geld fuer Dinge verschwendet, die der Infrastruktur nicht nuetzen. Zusaetzlich fehlt es an einem durchdachten touristischen Gesamtkonzept, wo die Kanaren moeglicherweise gut daran taeten, nach Kooperationsmodellen zu suchen.

Die Tatsache, dass bei den Touristen der Geldbeutel nicht mehr so locker sitzt wie einst, und die Toechter anderer Muetter immer mehr zu ansehnlichen Mitbewerbern heranwuchsen, tut den Rest.

[pweber]

Ich meine, Jurgen B., dass Sie in vielen Dingen recht haben.
Allerdings sehe ich halt das Preis/Leistungsverhältnis im Verhältnis zu Wien, woher ich ja komme.
Nun ja: Billiger ist es hier allemal und schlecht ist die Gastronomie auch nicht. Man sollte halt nicht in Touristenneplokale gehen und auch im Handel gut aufpassen, sonst wird man über den Löffel geschoren.
Hier in Puerto de la Cruz gibt es auch Gastronomen, die glauben im goldenen Zeitalter zu leben, aber auch viele, die sich schon den wirtschaftlichen Verhältnissen angepasst haben. Das gilt auch für Handelsunternehmungen wie auch für Vermieter.
Man muss sich eben die Mühe nehmen, alles zu analysieren.
Man sollte nicht außer acht lassen, dass es auf den Canaren schon mehr als 27 % Arbeitslose gibt. Die haben kein Geld und das drückt die Preise, wo auch Kanaren verkehren.

Liebe Grüße
Paul

[Locutus]

Ich kann den Eindruck von halami nur bestätigen. Eingentlich wollten wir uns in Puerto niederlassen, aber das wird schon immer krasser irgendwie.
Die alten werden immer weniger und junge sieht man fast überhaupt keine mehr.
Und in Punkto Abzocke bzw. Service kann ich nur sagen: Was die Makler uns in Puerto in Bezug Preis-/Leistungsverhältnis gezeigt haben ist ne absolute Frechheit
Absolut das Gegenteil zu El Médano, wo wir aber 29.5. wohnen werden

Ich finds schade, denn Puerto ist eigentlich ein schönes Städtchen

[sonneninsel]

@Locutus

Mit den Preisen hat du vollkommen recht. Wir sind auch kürzlich von Puerto de la Cruz in den Süden gewechselt. Hat nicht nur die Mietpreise als Grund, denn nach 4 Jahren grünem Norden wollten wir sowieso mal den Süden genauer unter die Lupe nehmen, aber letztendlich war es doch einer der Hauptgründe.
Hier an der Südostküste sind die Preise traumhaft - egal ob El Medano oder viele viele andere z.T. kleine Orte.
Vielleicht kommt ja jetzt sogar eine Verschiebung von den größeren in die kleineren Orte im Süden... das ist jetzt nur eine Vermutung, wir haben dieses Wochenende in Abades verbracht und lernten dort die nette Maklerin des Ortes kennen - bei Ihr ist von Krise keine Spur, sie hat genügend Kunden und kann sich vor Terminen kaum retten. Sie sagt, daß es seit ca. 1 Jahr mehr geworden ist, allerdings im Gegensatz zu früher viel viel mehr Vermietung statt Verkauf.
Auch in der deutschen Bar dort hörten wir, daß sich immer mehr deutsche Auswanderer dort niederlassen.

[canarytina]

Da muss ich doch allen zustimmen.
Ist schon ganz schön übel in Puerto, wir waren vor zwei Wochen auch mal wieder dort.
Alles wie leer gefegt, man wird alle 3 meter belästigt, alle wollen einem Ihr Restarant anpreisen. Ist auch O.k., aber früher wurde man nur nett angesprochen, jetzt wird man schon richtig verfolgt. Ist für den tourismus sicher nicht zuträglich.
Die Preise in den Lokalen sind nach wie vor sehr kräftig, um nicht zu sagen "gesaltzen".
Die Gastronomen haben sich meiner Meinung nicht so ganz angepasst.
Wir wohnen in San Isidro, wenn man das mal so vergleicht, ist schon ein riesiger unterschied. z.B. in el Medano ist am Wochenende immmer dicke voll und die Preise sind super, auch in las Americas sind die Preise gar nicht mehr so schlimm. Viele Lokale haben da schon was gemacht.
Na ja, bleibt nur zu hoffen das die Gäste wieder kommen

[Jurgen B]

Nun muss man meines Erachtens aber schon unterscheiden zwischen Urlaubern und Menschen, die sich auf Teneriffa niederlassen moechten. Und ich bin davon ueberzeugt, dass diejenigen, die sich niederlassen, eine Minderheit sind und wirtschaftlich eher "unerheblich" ins Gewicht fallen.

Anders mag das bei den Urlaubern sein, die ein erhebliches wirtschaftliches Potential darstellen. Wenn ich mich mal stellvertretend als Beispiel nehmen darf: ich persoenlich halte dem Norden und Puerto seit 2000 die Treue, habe mir beides ganz bewusst ausgesucht und versuche, 2 x jaehrlich zu kommen. Wenn ich das Gefuehl habe, dort stimmt es nicht mehr und ich fuehle mich nicht wohl, dann komme ich nicht wieder, aber ganz bestimmt weiche ich - ebenfalls ganz bewusst - nicht in den Sueden aus, sondern suche mir ein neues Urlaubsziel. Da ist die grosse Gefahr fuer den Norden und moeglicherweise fuer die gesamte Insel.

[Halami]

Der erste Kommentar, der eigentlich begriffen hat worum es geht!

Ich will der niedergelassenen Gemeinde nicht zu nahe treten, aber es geht nicht um die Touristenkneipe um die Ecke und nicht um den Mietpreis hier oder dort; es geht nicht um Süüden, Osten oder Norden: Es geht um die wirtschaftliche Existenz der Einheimischen und Zugereisten, die von Tourismus direkt leben: Es geht um den Kellner, den Touri-Busfahrer, um das Zimmermädchen und die Verkäuferin im Touri-Ramschladen. Es geht nicht um einzelne Personen, nicht um Zugereiste ( die wenn drauf ankommt wieder in die Heimat zurückreisen könnten ) ; es geht um den Willen ( auch politisch ) grundsätzlich den Tourismus auf Teneriffa so attraktiv zu gestalten, dass Urlauber kommen oder gar wiederkommen ( ich in 32 Jahren ca 40 mal ) und ihr Geld auf den Canaren lassen und nicht irgendwo auf der Welt, denn dass nützt den Canarios nichts und 27 % Arbeitslose sprechen doch eine deutliche Sprache oder nicht ? Man stelle sich den Worst-Case Fall vor : Teneriffa ist eine schöne Urlaubsinsel und keiner fliegt hin !!!

[Locutus]

@Halami
Man kann das Problem zeitlich und auch geografisch schon etwas festmachen

In den frühen 1980er Jahren war sogar Gran Canaria noch eine Art Geheimtipp für etwas gehobenere Ansprüche - 10 Jahre später wars da ähnlich wie auf Mallorca
Anfang der 1990er Jahre gabs auf Teneriffa den Norden, im Süden gabs überwiegend nur kleine Fischerdörfer. Preislich hob sich die Insel auch etwas ab von Gran Canaria, Lanzarote und Fuerteventura. Dann kam man auf die Idee das im Süden das Wetter schöner, die Brandung sanfter und die Grundstücke billiger sind. Also begann man den Süden zuzubetonieren und hat überwiegend auf das jüngere Partyvolk gesetzt

Stand heute: Die Rentner hocken im Norden und die jungen im Süden. Beiden Klientels sitzt das Geld nicht mehr so locker wie früher und so wird eben daheimgeblieben oder nach Mallorca geflogen
Die etwas besser betuchten die Teneriffa noch vor 20 Jahren gerne besuchten sind durch die o. g. Entwicklungen verschreckt worden und fühlen sich weder im Norden noch im Süden mehr wohl
Zudem gibts ein absolutes Überangebot in fast allen Bereichen auf der Insel

[Touristin]

Die Rentner hocken im Norden und die jungen im Süden. Beiden Klientels sitzt das Geld nicht mehr so locker wie früher und so wird eben daheimgeblieben oder nach Mallorca geflogen
Die etwas besser betuchten die Teneriffa noch vor 20 Jahren gerne besuchten sind durch die o. g. Entwicklungen verschreckt worden und fühlen sich weder im Norden noch im Süden mehr wohl

Stimmt. Jüngere konnte man nach Puerto noch nie mitnehmen. Ich bin zwar nicht mehr jung, aber ich hätte trotzdem gern ein etwas interessanteres Angebot! Die Rentner sind eben auch nicht mehr so wie vor 20 Jahren.
Ich war 1985 das erste Mal dort, seitdem ca. alle zwei Jahre. Häufiger allerdings auf La Palma - aber dafür bin ich vorerst nicht mehr gut genug zu Fuß.
Im Dezember wieder mal Puerto. Alles sehr teuer, vor allem das Hotel. Und im gehobenen Preisniveau erwarte ich nicht, statt des zugesagten Zimmers ganz oben im Haus ein lautes mit schimmeligem Bad ganz unten zu kriegen. Da ärgert man sich doch darüber, dass man für den gleichen Preis auch Komfortableres in Cancun o.ä. gekriegt hätte!