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    #1

    Leben und sterben auf Teneriffa

    Heute hatte ich die Ehre an einer Beerdigung im Krematorium von Santa Cruz teilzunehmen und ich war schockiert.
    Schon beim Betreten des Geländes war ich verwundert, denn ich sah viele Menschen konnte diese aber nicht einer Beerdigungsteilnahme zuordnen, da diese Kleidung trugen, die ich in ein Einkaufszentrum zum Shoppen verorten würde. Bunte, teils grelle Kleidung, kurze Röcke, Bauchfrei und teils halbdurchsichtige Blusen. Männer in Bermudas und bessere Badelatschen, dazu T-Shirt und eine coole Sonnenbrille.
    Wir gingen in das Gebäude und fanden dort dieselben Menschen vor und eine Lautstärke und Gelächter, wie in einem Fussballstadion. Leute waren lauthals in Diskussionen vertieft, die Stimmung war ausgelassen und in der Cafeteria wurde Kaffee und Bier konsumiert.
    Als wir dann in den Saal gingen, wo die Messe stattfand, kamen auch völlig fremde Menschen hinzu, die niemand kannte.
    Ich kam mir im schwarzen Anzug völlig deplatziert vor und fragte mich, was hier passiert.
    Warum ich das schreibe? Ganz einfach, ich möchte Euch schon mal darauf vorbereiten, dass Beerdigungen hier völlig anders ablaufen als uns in D-A-CH bekannt ist. Also gute Mine und durchstehen.
    Du kannst es nie allen Recht machen. Selbst wenn du über’s Wasser laufen kannst, kommt sicher einer und fragt, ob du zu blöd zum Schwimmen bist

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    #2
    Zitat von Nespresso Beitrag anzeigen
    Heute hatte ich die Ehre an einer Beerdigung im Krematorium von Santa Cruz teilzunehmen und ich war schockiert.
    Schon beim Betreten des Geländes war ich verwundert, denn ich sah viele Menschen konnte diese aber nicht einer Beerdigungsteilnahme zuordnen, da diese Kleidung trugen, die ich in ein Einkaufszentrum zum Shoppen verorten würde. Bunte, teils grelle Kleidung, kurze Röcke, Bauchfrei und teils halbdurchsichtige Blusen. Männer in Bermudas und bessere Badelatschen, dazu T-Shirt und eine coole Sonnenbrille.
    Wir gingen in das Gebäude und fanden dort dieselben Menschen vor und eine Lautstärke und Gelächter, wie in einem Fussballstadion. Leute waren lauthals in Diskussionen vertieft, die Stimmung war ausgelassen und in der Cafeteria wurde Kaffee und Bier konsumiert.
    Als wir dann in den Saal gingen, wo die Messe stattfand, kamen auch völlig fremde Menschen hinzu, die niemand kannte.
    Ich kam mir im schwarzen Anzug völlig deplatziert vor und fragte mich, was hier passiert.
    Warum ich das schreibe? Ganz einfach, ich möchte Euch schon mal darauf vorbereiten, dass Beerdigungen hier völlig anders ablaufen als uns in D-A-CH bekannt ist. Also gute Mine und durchstehen.
    In Südamerika föllig normal

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    • Nespresso
      Nespresso kommentierte
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      Wann wurde Teneriffa denn Südamerika zugesprochen?

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    #3
    Die beiden Geschichten, die ich auf der Insel bei Bestattungen erlebt hab, waren zwar anders, aber nicht unbedingt pietätvoller. Beide Male handelte es sich um Seebestattungen.

    Bei der ersten kam die (biologisch abbaubare) Urne mit der Flut nach dem recht unprofessionellen Wurf wieder Richtung Ufer getrieben, bevor der Werfer die Idee hatte, die Urne mit einem Seil und Schleudertechnik weiter raus zu bugsieren.

    Bei einer anderen Bestattung (diesmal per Boot) konnte man Zeuge eines kleinen Dramas zwischen Ex-Frau und aktuellerer Freundin werden und die Urne wollte nicht untergehen.

    Naja, andere Länder, andere Sitten und Gebräuche.
    ...

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      #4
      Was soll ich sagen? Ich habe bisher eine (Urnen-)Bestattung in Granadilla erlebt. Die Vorkommnisse, die ich hier lese, "durfte" ich nicht erleben. Was mich erstaunt hat: Der hinterbliebene Ehemann trug die Urne alleine und selbständig aus der Friedhofs-Kapelle bis zur Grabstelle. Keine Prozession, kein vorausgehender Pfarrer oder sowas. Ich habe in Deutschland meinen Vater auch eigenhändig zu Grabe getragen, aber vor mir lief ein Pfaffe mit einen Kreuz her. Warum der so wichtig war, dass er die Prozession anführte, habe ich nicht verstanden - aber auf TF hat es mich halt erstaunt, .

      Geschockt hat mich eher die "Grabstelle", in der die Urne eingemauert wurde. Von aussen sahen all die anderen, bereits gefüllten Grabstätten edel aus, mit Marmor-Platten davor etc.. An diesem Tag habe ich erstmalig gesehen, wie so ein Grab von innen aussieht: wie eine Baustelle im Rohbau. Und ich glaube nicht, dass sich daran später nochmal was ändert. Passend dazu hat dann ein Friedhofs-Mitarbeiter in Bauarbeiter-Kleidung die Grabstelle mit einem grob zugeschnittenen Styropor-Deckel und einem bisschen per Spachtel aufgetragenem Gips verschlossen.

      Lieber soll mein Kadaver nach dem Ausschlachten in einer Klinik zugunsten Organ-Bedürftiger von Krebsen und Feuerwürmern oder von Würmern und Maden aufgefressen werden, als in so einem elenden, finsteren Beton-Loch zu enden, in dem meine Überbleibsel vermutlich auf Jahrzehnte dem ewigen Kreis entzogen werden.
      * * *

      Wenn Du ein Problem mit mir hast, darfst Du es gerne behalten.

      *** Es ist ja deins. ***

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        #5
        Zitat von J-Man Beitrag anzeigen
        Was soll ich sagen? Ich habe bisher eine (Urnen-)Bestattung in Granadilla erlebt. Die Vorkommnisse, die ich hier lese, "durfte" ich nicht erleben. Was mich erstaunt hat: Der hinterbliebene Ehemann trug die Urne alleine und selbständig aus der Friedhofs-Kapelle bis zur Grabstelle. Keine Prozession, kein vorausgehender Pfarrer oder sowas. Ich habe in Deutschland meinen Vater auch eigenhändig zu Grabe getragen, aber vor mir lief ein Pfaffe mit einen Kreuz her. Warum der so wichtig war, dass er die Prozession anführte, habe ich nicht verstanden - aber auf TF hat es mich halt erstaunt, .

        Geschockt hat mich eher die "Grabstelle", in der die Urne eingemauert wurde. Von aussen sahen all die anderen, bereits gefüllten Grabstätten edel aus, mit Marmor-Platten davor etc.. An diesem Tag habe ich erstmalig gesehen, wie so ein Grab von innen aussieht: wie eine Baustelle im Rohbau. Und ich glaube nicht, dass sich daran später nochmal was ändert. Passend dazu hat dann ein Friedhofs-Mitarbeiter in Bauarbeiter-Kleidung die Grabstelle mit einem grob zugeschnittenen Styropor-Deckel und einem bisschen per Spachtel aufgetragenem Gips verschlossen.

        Lieber soll mein Kadaver nach dem Ausschlachten in einer Klinik zugunsten Organ-Bedürftiger von Krebsen und Feuerwürmern oder von Würmern und Maden aufgefressen werden, als in so einem elenden, finsteren Beton-Loch zu enden, in dem meine Überbleibsel vermutlich auf Jahrzehnte dem ewigen Kreis entzogen werden.
        Nirgends wird soviel gelogen wie in Foren und bei Beerdigungen. Und wenn der Pfaffe vorneweg läuft, liegt das wohl daran. das der gutbezahlte Repräsentant der reichsten Firma der Welt, für den erbettelten Reichtum sich etwas bewegt.

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          #6
          Hab mal interessehalber etwas gegooglt und diesen wirklich interessanten Erfahrungsbericht einer deutschen Auswanderin gefunden:

          De mortuis - Tod und Trauer auf kanarisch | kanarisch!

          Demnach scheint mir eine kanarische Beisetzung allemal sehr viel ehrlicher als oftmals die Krokodilstränen am Grab einer evtl. jahrelang zerstrittenen Familie mit den Halbsätzen ..... "hätte ich doch" oder "weshalb haben wir nicht früher darüber geredet" o.ä.

          Schwarze Kleidung gehört tatsächlich nicht zur Tradition - und es geht sehr, sehr schnell - aus Tradition heraus entstanden aufgrund der hohen Temperaturen.

          Besonders interessant finde ich, dass man auf den Kanaren die Urne des Verstorbenen mit nach Hause nehmen darf, was in D nicht möglich ist.
          Das heißt, wenn die Zeremonie auf den Kanaren stattfindet, können die nächsten Angehörigen die Urne mit nach Deutschland nehmen (vorausgesetzt, es gibt da nicht wieder deutsche Regeln, die das verbieten) ....
          Jedenfalls ist der Bericht in Form einer selbst erlebten Erzählung wirklich aufschlussreich und nach dem Lesen denke ich .... eigentlich schön, auf Teneriffa zu sterben ....

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            #7
            Da Bestattungen eher für die Hinterbliebenen sind, als für den Verstorbenen, finde ich es gut, wenn der Tod als "zum Leben gehörendes Ritual" gelebt wird.
            Ich würde auch nicht wollen, dass meine Familie allzu sehr leidet, wenn ich nicht mehr lebe. Das mit der Kleidung zum Ausdruck zu bringen, ist aus meiner Sicht positiv.

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              #8
              Beerdigungen habe ich schon mehrere auf Teneriffa erlebt.
              zum Teil erst ein halbes Jahr nach dem Tod der Person, bis die ganze Verwandtschaft Zeit hat. In diesem Fall war die Urne des Mannes im Schlafzimmer seiner Frau auf dem Nachttisch.
              Wenn du in Teneriffa verbrannt wirst kommt die Urne nach Hause.
              Schön fand ich die Idee eines Bekannten, ein teil der Asche auf Teneriffa zu lassen, ein Teil dann ganz offiziell in Deutschland beerdigt.
              Beerdigungen von älteren Person laufen in Teneriffa sehr entspannt.
              Bei einer jüngeren Person oder Kind ist es dafür umso angespannter, das ist aber nur mein persönlicher Eindruck

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                #9
                Jaaa...schon heftig...
                Ich würde schon gerne verbrannt werden (die Vorstellung von den Würmern gefressen zu werden gefällt mir nicht wirklich).
                Allerdings musste ich gerade an die Beerdigung von meiner Oma denken. An einem regnerisch eiskalten Januartag, wo der Sarg in dieses Eiskaltes schwarzes Loch gehoben wurde...

                Zu der Kleidung:
                ich wünsche mir schon, dass die Leute helle Kleidung tragen, aber hoffentlich nicht in Badelatschen ankommen.

                Eigentlich soll's doch einem ganz egal sein, tut es aber doch nicht. LG

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                  #10
                  Zitat von Wildfang Beitrag anzeigen
                  (die Vorstellung von den Würmern gefressen zu werden gefällt mir nicht wirklich)
                  Einerseits kann ich das gut verstehen. Andererseits wird da nur ein nicht mehr benötigter Kadaver verwertet und in den natürlichen Kreislauf zurückgegeben. Ich gebe zu: Ich bin da stark von der Ansprache beeinflusst, die Mufasa seinem Sohn Simba im "König der Löwen" zum Thema "Der ewige Kreis" gehalten hat. Kindgerecht aufbereitet, so dass auch ich es verstanden habe.

                  Egal, wie man weltanschaulich dazu steht: Glaubt man, dass es nach dem Tod "weiter geht", wird der Leichnam nicht mehr benötigt. Glaubt man, dass der Tod das endgültige Ende ist, wird der Leichnam ebenfalls nicht mehr benötigt. Also sollen meinen Leichnam die bekommen, die vielleicht noch etwas damit anfangen können: die Empfänger von Organspenden und die Bakterien, Pilze, Pflanzen, Würmer, ... und somit später irgendwann die Artgenossen der Spezies, die mir zu meinen Lebzeiten als Nahrung gedient haben.

                  Ob die Hinterbliebenen eine "Gedenkstätte" brauchen, ist auch fraglich. Wenn sie sich ohne Grab nicht an mich erinnern (wollen), werden sie das mit Grab auch nicht tun. Wenn sie sich dagegen gerne an mich erinnern, brauchen sie kein Grab (in welcher Form auch immer) dafür.

                  Allerdings möchte ich keine Verpflichtung zur "Grabpflege" hinterlassen.
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                  • Condor
                    Condor kommentierte
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                    .... nur mal so .... mit Organen von einem Leichnam kann niemand mehr etwas anfangen. Organe werden ausschließlich von Hirntoten entnommen, wobei sämtliche Organe im Körper bis zur Entnahme noch künstlich am Leben gehalten werden .... Und ob ein Hirntoter, dem die Organe entnommen werden, tatsächlich NICHTS mehr spürt, ist sehr umstritten. Ein Thema, das sehr gerne mal weg gewischt wird - eben, weil mit Organen auch gut gehandelt werden kann ....

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                  #11
                  bei der Aufbahrung meiner Schwiegermutter in Santa Cruz auf dem Friedhof ging es sittsamer zu aber niemand war in Trauerkleidung. Der Toten, hatte ich passend zum Anlass, ihr Lieblings Outfit, eine weisse 3/4 lange Hose und ein buntes, mit pastelligen Blumen bedrucktes Shirt anziehen lassen. Nach der Verabschiedung am offenen Sarg, wurde sie verbrannt. Die Urne haben wir ein paar Tage später beim Bestatter abholen können . Sie stand dann erst mal ein paar Monate bei uns im Haus, bis sich die Gelegenheit fand, die Kinder waren zu besuch, auf den Berg zu fahren. Im schönsten Sonnenuntergang haben wir dann die Urne geöffnet, die Asche ist in einem profanen Plastikbeutel verpackt und sie feierlich in alle Winde verstreut. Durch die Aufwinde bekamen wir als Trauergemeinde auch etwas von der Asche ab....wir haben an sie gedacht, etwas geweint, viele Anekdoten erzählt, viel gelacht....ich bin sehr zufrieden damit, wo sie ruht...einen besseren Ausblick auf ihre geliebte Insel gibt es nicht und statt in einem kalten, dunklen und nassem Grab, ist sie luftig und frei. Die Urne der Schwiegermutter neiner Schwester, steht schon seit mindestens 10 Jahren auf Mallorca in ihrem Haus, pendelt zwischen Schrank und Keller, weil.mein Schwager sich einfach nicht entscheiden kann, was die beste Ruhestätte für sie ist, was ihr Wille gewesen wãre . Wir hatten es dagegen leicht, meine liebe Schwiegermutter hat sich zu Lebzeiten mehrfach dahin geäussert, das sie verbrannt und verstreut werden möchte und auf keinen Fall ins Meer.
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                  canaria aria

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                  • Schriftgröße
                    #12
                    Ein Freund von mir hat seine Partnerin auch bitten müssen das sie die Urne ihres verstorbenen Mannes aus dem Regal in der Diele entfernt.
                    Er wollte nicht immer an ihm vorbei gehen.

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                      #13
                      Mein Körper ist gewissermaßen vpn mir nur noch gepachtet, auf die mir verbleibende Lebenszeit und so nutze ich ihn noch.

                      Ich habe ihn der ULL ( Universidad de La Laguna ) vermacht, zum Studium und Praktikum an einem echten Leichnam, was den angehenden Medizinern zu Gute kommt, denn nur aus Büchern allein kann man nicht alles erlernen.

                      Da kommt bei meinem Ableben eine Abordnung der medizinischen Fakultät und nimmt meine sterbliche Hülle mit zum Sezieren, wobei den Medizinstudenten nicht nur die Anatomie, der Körperbau eines Menschen anschaulich gemacht werden kann, sondern auch die möglichen Erkrankungen der Organe aus erster Sicht authentisch geläufig erscheinen lassen.

                      Und wo viele einzelne Seziertische, von einer Gruppe von Medizinstudenten umdrängelt, keine gute Lösung für diese bietet, weil sie sich dabei gegenseitig auf die Füsse treten, und um alles gut sehen und auch begreifen zu können, müssen sie mit der existierenden Anzahl an Exponaten zurecht kommen.

                      Auch hat es seinen eigenen Wert, als Student der traumatologen Anatomie, nicht am Seziertisch der internen Medizin stehen zu müssen, sondern durch die grosszüge Gabe eines Donanten verfügbares Exponates an einem, sonst ohne diesem leerstehenden Seziertisch, in seiner Sektion und am eigenen Lehrstoff und Leichnam wirken zu können.

                      So habe ich meiner Nachwelt etwas sinnvolles hinterlassen.

                      Als mir wohlbewusster Mäzén, mache ich meinem kanarischen Gastvolk diese Donación/Stiftung als meine Dankesbescheinigung für ihre Freundlichkeit, damals, als es noch ausserordentlich schwierig war, mich als Immigranten anerkannt zu haben.

                      Und ich nun, als Unterstützung der Schulung und Forschung auf medizinischen Gebieten, den Canarios, in einer Riesenwelt voller existierender Rätsel, diese zu ergründen möglich zu machen.
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                      ******************************************

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                        #14
                        sehr grosszügig. Eigentlich nachahmenswert - die Idee hat was. Organspender sind wir natürlich schon lange. Mal sehen ob das auch für mich infrage kommt.

                        Meine Tochter hat an der ULL Pharmazie studiert und musste auch den Anatomiekurs der Medizinstudenten besuchen. Die Körper stehen teilweise ganz und teilweise in einzelnen Teilen/ Organen zur Verfügung. Meine Tochter musste bei einem Neuankömmling die Zunge entfernen. Nach der Arbeit wird alles wieder fein säuberlich in Formol gepackt und steht so immer wieder zur Verfügung, bis man in die kleinsten Strukturen zerlegt ist.
                        Insgesamt war es ein von Dankbarkeit und Achtung vor den Spendern geprägtes Vorgehen und sie war tief beeindruckt, wie fragil und gleichzeitig genial unser Sein doch im Grunde ist.
                        canaria aria

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                          #15
                          Dies war auch der letzte Wille meines Schwiegervaters, und es hat letzten Sommer auch wie gewünscht funktioniert. Es ist auch für die Angehörigen definitiv die kostengünstigste und aufwandärmste Methode des Abgangs von der Erde. Die Uni Tübingen hat sich über die Körperspende gefreut. Sein Körper wird dort jetzt zwei Jahre lang verwendet und anschließend werden die sterblichen Überreste anonym bestattet. Man kann sie sich als Angehöriger aber dann auch noch aushändigen lassen, wenn man will.

                          Mittlerweile ist es allerdings so, dass es in Deutschland ein Überangebot an willigen Körperspendern gibt, weil Bestattungen so teuer sind. Die Kliniken werden in Zukunft die Leute nicht mehr umsonst annehmen. Mein Schwiegervater war dort schon über 20 Jahre gemeldet, da war es dann noch kostenfrei.

                          Für die Angehörigen ist das aber nicht immer einfach. Meine Schwiegermutter hat sehr lange gebraucht, sich mit diesem Wunsch von ihm zu arrangieren. Wir haben dann eine Trauerfeier organisiert, es gab halt keinen Sarg oder Urne, nur ein Foto.

                          Die kanarische Tradition, dass alle noch einmal am Sarg Abschied nehmen wird so nicht funktionieren. Der Tote muss sehr frisch sein. Der Arzt stellt den Tod fest, die Klinik wird sofort informiert, und die kamen sehr, sehr schnell.

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                            #16
                            Ich finde es auch eine sehr gute Tat seinen leblosen Körper der Medizin/Forschung zur Verfügung zu stellen. Auch in Anbetracht dessen, daß ab einem gewissen Alter (ich glaube es ist 70) der Organspendeausweis ja prakt. unbrauch geworden ist.

                            Je nach Land kann man seinen Körper entweder per Testament oder anderer schriftl. Äußerungen der Forschung vermachen.
                            Ich danke allen, die nichts zur Sache zu sagen hatten und trotzdem geschwiegen haben!
                            ---
                            La enfermedad del ignorante es ignorar su propia ignorancia.

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                              #17
                              Wenn ich recht informiert bin, ist Organspendenbereitschaft, wenn nicht ausdrücklich widersprochen wird, in Spanien ja die Regel. Was La Torre da beschrieben hat, geht natürlich darüber deutlich hinaus, alle Achtung. Setzt sicher auch die Bereitschaft vorhandener Angehöriger voraus, was gerade bei spanischen Verwandten mit traditionell katholischen Wertmaßstäben nicht ganz konfliktrei sein dürfte.

                              Nun ja, was die reine Organspende angeht, ist das ab einem gewissen Alter vermutlich nicht mehr sonderlich gefragt, da greift man aus Qualitätsgründen sicher eher auf frische Unfallopfer u.ä. zurück. Wie es mit mehrfachgeimpften Verstorbenen ausschaut, weiß ich nicht, aber von den Clots ist ja zum Glück auch nur ein gewisser Anteil (je nach Charge bis max 5 %) betroffen. Wie man mit hier verunfallten Touristen umgeht, weiß ich nicht, aber ich denke, da zählt die Staatsbürgerschaft und nicht der aktuelle Aufenthaltsort?

                              Kein schönes Thema, aber eins, wo man nicht dran vorbeikommt, früher oder später, sollte man gleich behandeln, wenn man sich an Testament etc. macht. Kostet Überwindung.

                              Was ich in dem Zusammenhang auch jedem empfehlen würde, ist, gemeinsam mit den Angehörigen mal das Thema Witwen/Witwerrente zu behandeln. Gerade wenn solche bürokratischen Prozesse bis zum Tag X eher in Händen des Verstorbenen lagen, ist die Hinterbliebene da schnell überfordert, was bei gemischten Ehen noch stärker gilt. Den Antrag der deutschen RV kann man sich ja runterladen und mal probeweise soweit es geht ausfüllen. Hilft im Falle des Falles dann hoffentlich ungemein weiter. Da kommt ansonsten in einer schwierigen Situation auch noch die finanzielle Not dazu. Braucht niemand.
                              ...

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