Ein Mensch, mit keinem Grund zur Klage
als dem der allgemeinen Lage,
klagt trotzdem und auf jeden Fall
klagt herzlich laut und überall,
dass jedermann sich überzeugt,
wie tief ihn Not und Sorge beugt.
als dem der allgemeinen Lage,
klagt trotzdem und auf jeden Fall
klagt herzlich laut und überall,
dass jedermann sich überzeugt,
wie tief ihn Not und Sorge beugt.
Kennen Sie auch diese Zeilen von Eugen Roth? Ich glaube, dass die, hier auf den canarischen Inseln lebenden, Ausländer (ob Österreicher, Deutsche oder Engländer) dieses Gedicht als tägliches Morgengebet sprechen, denn sonst verstehe ich das ewige Gejammer wirklich nicht.
Da ist einmal das Wetter – man beschwert sich wenn der Himmel bedeckt ist, wenn die Sonne scheint, wenn es ein bisschen kühler ist oder man den fast tropischen Temperaturen ausgesetzt ist.
Dann schließt nahtlos die Tirade über die dummen Canarios an. Weil d i e doch so laut sind, nicht autofahren können und geschäftsuntüchtig sind, weil sie ungebildet und der deutschen Sprache nicht mächtig sind, Wie kann man denn .........?
Um den Vormittag perfekt zu machen, trifft sich Herr oder Frau „Deutsch“ oder „Österreich“ auf ein Kaffeetscherl oder ein Bierchen, mit Gleichgesinnten, um die politische Situation „drüben“ zu erörtern. Die Steuersituation, Pensionskürzungen, Medikamenten- oder Zahnersatzleistungen sind dabei ein absolut ergiebige Themen.
Dann begibt man sich sorgengequält, weil doch die Renditen beim Sparbuch oder die Ausschüttungen an der Börse nicht mehr so sprudeln, in den nächsten Supermarkt, bekrittelt die überhöhten Preise für deutsche Produkte „... bei Aldi kostet die Konfitüre aber nur 99 Cent......“ und kauft, was Gott und Arzt verboten hat.
Am Nachmittag legt man eine siesta ein. Im Appartement, dass da eigentlich viel zu klein ist, wenn man an die Villa, zu Hause in Bad Homburg, denkt oder am Pool, dass natürlich solargewärmt ist. Auch hier kann man Gleichgesinnte treffen, um sich mit ihnen über die unverschämten Flugpreise, die zu engen Sitze im Flugzeug oder das, währendes des Fluges verabreichte und absolut ungenießbare Essen beschweren.
Der Abend – ach Gott was ist man doch für ein armes Schwein. Weder Konzerte noch Theater zerstreuen die Langeweile, zu viele Touristen bevölkern die Strassen, es tut sich eigentlich viel zu wenig und die Gehsteige werden zu früh in die Höhe geklappt. Weil man ist halt von „drüben“ anderes gewohnt. Und wehe dem, wenn die Verantwortlichen bei den einzelnen Fernsehstationen (die man natürlich bequem über Satelliten empfängt) wieder einmal nicht den eigenen Geschmack getroffen haben. Wofür zahlt man eigentlich! ........ oder zahlt man vielleicht hier gar nichts dafür?
Das absolute Highlight der Meckerei über Teneriffa kann man sich aber derzeit in der Sendung „die Rückwanderer“ ins Wohnzimmer flimmern lassen. „17 Jahre Teneriffa sind genug“ wird hier munter in die Kamera geblafft „ich habe nie Freunde unter den Canarios gefunden“ oder, „ich will meine Tochter vor Drogen schützen“. Die Wienerin in mir denkt sich „na bumm, das muss ja der Horrortrip schlechthin gewesen sein.“ Und, nachdem Neugier ja die Mutter des Wissens ist, fragt man halt einmal im Bekanntenkreis herum, ob denn einer jenen Herr Keller, dem hier so schreckliches auf der Insel widerfahren ist, kennt. Man wird fündig, findet den einen oder anderen der wissend die Augen verdreht, sich aber der Äußerung enthält, trifft auf Menschen die staunend fragen „ja hast Du ihn den nicht gekannt – der hat doch das Lokal „Egon“ in die Pleite geführt“. Weitere Auskünfte über Herrn Kellers nächtliche Expeditionen möchte ich hier nicht kommentieren, denn sie haben mir kalte Schauer über den Rücken gejagt.
Zwar muss ich gestehen dass ich noch nicht 17 Jahre auf dieser Insel lebe. Doch auch in den etwas mehr als 7 Jahren habe ich hier Freunde gefunden, verspüre die Liebenswürdigkeit und Zuneigung der Canarios tagtäglich und, wenn ich ganz ehrlich bin, so wurden mir noch nie Drogen, aber oft ein paar frische Früchte oder ein Glaserl Wein angeboten. Vielleicht aber auch weil ich den Kontakt zum Drogenmilieu nie gesucht habe.
Eugen Roth beendet sein Gedicht mit der Strophe:
Wenn er sich nämlich unterfinge
zu sagen, dass es gut ihm ginge,
so ging es ihm dann nicht mehr gut::
der Neid, der rasche Arbeit tut,
hätt´ ihn vielleicht schon über Nacht
um all sein Gutergehen gebracht.
Drum hat der Mensch im Grunde recht,
der gleich erklärt, ihm ging es schlecht.
zu sagen, dass es gut ihm ginge,
so ging es ihm dann nicht mehr gut::
der Neid, der rasche Arbeit tut,
hätt´ ihn vielleicht schon über Nacht
um all sein Gutergehen gebracht.
Drum hat der Mensch im Grunde recht,
der gleich erklärt, ihm ging es schlecht.
Ich finde, wir sollten uns freuen, dass es uns gut geht. Wir sollten die Früchte unserer Arbeit, die sich uns bietenden Möglichkeiten, die Sonne, das Meer und die Flora genießen und die Aussagen Herrn Kellers über diese zauberhafte Insel in die Kategorie „Dichtung“ einordnen.
Dass in jeder Dichtung ein Fünkchen Wahrheit steckt wissen wir doch alle, aber es heißt doch auch „Jeder ist seines Glückes Schmied“, das meint
Eure Wienerin
Irene-Christine Graf
Kommentar