Meine kleine Weihnachtsgeschichte, 25.12. 2015

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    #1

    Meine kleine Weihnachtsgeschichte, 25.12. 2015

    Am 1.Weihnachtsfeiertag zog es mich zum fotografieren
    an unseren „Hausstrand“ Playa San Marcos.
    Es waren, wie erhofft, nicht sehr viele Menschen am Strand,
    sodass ich in Ruhe meinen kleinen Fotoauftrag erledigen konnte.
    1.San Marcos.jpg


    Einer freundlichen canarischen Dame namens Mari verdanke
    ich die rechtzeitige Flucht vor einer Riesenwelle, die mich
    und die Camera überschütten wollte;
    einem vergnügten Hund verdanke ich sehr amüsante Momente,
    als er in die Fluten hüpfte und dabei Hund & Herr sichtlich einen
    riesigen Spass hatten.
    2.Hund.jpg

    Beim Plaudern mit Mari höre ich ein stetes Klopfen, das zu einem
    Mann gehört, der unterhalb der Mauer einen Vulkanstein bearbeitet
    und ihm ein Gesicht gibt.
    Neugierig klettere ich zu ihm runter und bewundere seine Arbeit.
    3. Manuel.jpg

    Er will wissen, ob ich Ahnung von den bildenden Künsten habe-
    ja, habe ich- ich male.
    Und was ?
    Vorwiegend nackte Frauen.
    Da leuchten seine Augen: Frauen SIND Kunstwerke !
    Er will irgendwo, irgendwann meine Bilder sehen.
    Wir philosophieren ein wenig über die Kunst, ohne Profit
    künstlerisch tätig zu sein.
    Sein Sohn erklärt mir, Manuel „lässt sich nicht gerne mit Blumen bewerfen“.
    Er nenne sich nicht Künstler, nur einer, der mit Hammer und Meissel arbeite.
    Auf meine Frage, ob er mir den Stein verkaufe, antwortet er mit einem entschiedenen NEIN.
    Er verkauft seine Steine nicht.
    Aber er könnte ihn mir schenken, sobald er fertig sei,
    was ich wiederum ablehne...
    Da packt er unverzüglich Hammer & Meissel zusammen,
    schultert den Stein und befielt mir, mit zukommen.
    Wohin ?
    Ins „Hotel reja“, zu seinen Steinen. ( Hotel Gitter)
    Aha.
    Ich folge ihm die Treppen hinauf an die Strasse, an ein blaues Eisengitter,
    das ich schon hundertmal im vorbeigehen gesehen,
    aber nie einen Blick hinein geworfen hatte.
    Er entriegelt das Schloss und öffnet das Tor.
    Ich komme aus dem Staunen nicht mehr raus.
    Ein in die Felsen gehauener Schuppen der besonderen Art.
    Unbeschreiblich.
    Ich schaue alles an, fotografiere mit seiner Genehmigung munter drauf los,
    bleibe länger an einem behauenen Stein stehen, der an der Mauer hängt.
    Manuel beobachtet mich wohl sehr genau, nimmt diesen Stein von der Wand und überreicht ihn mir.
    4.Hotel Reja.jpg

    Was der kostet? Nichts. Er will kein Geld.
    Manuel hat eine kleine Rente, das reicht für Essen & Trinken.
    Der Strand, die Steine, die Sonne sind kostenlos.
    Er will wissen, warum ich einen englischen Namen habe,
    er hat 19 Jahre in Australien gelebt, er spricht noch etwas englisch.
    Dann nimmt er wortlos mein Steinherz , signalisiert ein „komm mit !“
    und geht neben seinem Schuppen ein paar Stufen hoch auf die Terrasse
    eines verschlossenen Restaurants.
    Er schliesst das Gitter auf, zieht es zur Seite und präsentiert nicht ohne Stolz
    noch mehr seiner Werke in dem verlassenen Lokal, das mit den skurrilsten Deko-Elementen vollgestopft ist...
    5.Kneipe.jpg

    Vor fünf Jahren verstarb seine Frau, er musste das Lokal aufgeben.
    Ein italienischer Pächter entpuppte sich als Taugenichts,
    der wusste nicht einmal wie man espaguetis kocht, also flog er raus.
    Es ist komplett eingerichtet, uralte schwarz-weiss-Bilder
    (San Marcos anno dazumal) zieren die Theke.
    Eine geräumige Küche mit allem Drum&Dran.
    Er hätte gerne einen deutschen Pächter, ein Gastronom, ordentlich und sauber.
    Fin.
    Manuel will mich zum Essen einladen, er hat noch Stockfischreste, die muss er nur aufwärmen...
    Ich lehne dankend ab, erkläre ihm, dass ich schon viel zu lange weg bin,
    ich nehme das steinerne Herz und verspreche, am Dienstag mit einem Geschenk wieder zu kommen.
    6.Impressionen.jpg

    Was für ein eigenwilliger, beglückender Weihnachtstag !
    Immer, wenn ich sage: "Heute esse ich nur Obst", fällt eine Schokolade vor Lachen aus dem Schrank und bricht sich die Rippen

    UM ZU VERSTEHEN, WARUM MACHEN ÜBERALL IHREN SENF DAZU GEBEN, MUSST DU LERNEN, WIE EINE BRATWURST ZU DENKEN

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    #2
    Ich wünschte, ich könnte die Kunstwerke auch sehen
    Welch eine schöne Geschichte, Wini.
    Bis bald!!

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      #3
      Versprechen eingelöst !

      Versprochen ist versprochen !

      Heute Mittag überraschte ich Manuel mit dem versprochenen Geschenk.
      Sichtlich gerührt nahm er das Bild dankend an und legte wortlos die Skulptur,
      die er am Freitag bei meinem ersten Besuch in Arbeit hatte, in mein Auto.

      1. IMG_5921.JPG2. DSCN9751.jpg3. DSCN9752.jpg

      Teneri-Fee
      Immer, wenn ich sage: "Heute esse ich nur Obst", fällt eine Schokolade vor Lachen aus dem Schrank und bricht sich die Rippen

      UM ZU VERSTEHEN, WARUM MACHEN ÜBERALL IHREN SENF DAZU GEBEN, MUSST DU LERNEN, WIE EINE BRATWURST ZU DENKEN

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        #4
        Zitat: "Was für ein eigenwilliger, beglückender Weihnachtstag"

        ..... Ich sage: "Was für eine eigenwillige, beglückende Geschichte" ....

        Ich liebe Steine und bewundere Menschen, die aus diesen eigenwilligen, einmaligen Gebilden der Natur kleine Wunderwerke erschaffen. In Puerto sass bis vor zwei Wochen ein "Künstler" an der Playa Jardin und bearbeitete Steine zu kleinen Skulpturen und erweckte sie zu lebendigen Geschichten. Wunderschön!

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          #5
          Vielen Dank für diese schöne Weihnachtsgeschichte
          die uns zeigt wie das alte Tenerife noch lebt.
          Wir kennen San Marcos noch ohne die neuen Lokale,
          als man direkt am Strand und unter einem Baum sitzend
          seinen Fisch bekam;
          bedient von einer zwergenkleinen Frau und
          begrüßt von einem kurzbeinigen Hund der
          weit über 20 Jahre alt wurde.

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            #6
            Zitat von Eva Luna Beitrag anzeigen
            Vielen Dank für diese schöne Weihnachtsgeschichte
            die uns zeigt wie das alte Tenerife noch lebt.
            Exakt diesem Wortlaut schließe ich mich gerne an!

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