langatmig würde ich nicht sagen, es ist ein sehr individueller stil mit plastisch anmutenden bildern.
die aussagekraft ist etwas versteckt, man sieht sie nicht auf den ersten blick.
wer hier nur als tourist herkommt oder hier von seiner rente lebt, wird den artikel vermutlich auch nicht verstehen. und tatsächlich, rentner und touristen werden die insel wohl kaum als "jodido" bezeichnen wollen, eher ganz im gegenteil.
wenig versteckt ist ebendieser satz mit der "gef... insel", man hätte auch etwas diskreter mit "verdammt" übersetzen können. die prognose "und wird es immer sein" möchte ich eigentlich nicht unterschreiben wollen, die hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt. und es kommt halt wie schon gesagt auf die perspektive an, ob man von unten, von oben, oder von der seite auf die geschehnisse schaut.
und hier und da regt sich etwas in den reihen der 99 %. aber nur sehr zaghaft. zu zaghaft, um etwas im größeren stil verändern zu können, so feiert man schon kleine erfolge, etwa gegen die lokalkorruption. tropfen auf heiße steine.
spannend wäre es, nicht nur nach den ursprüngen der heutigen inselgesellschaft zu schauen, sondern auch die spuren detaillierter zu beschreiben, die frühere ereignisse bis heute hinterlassen haben und die ohne kenntnisse der vorgeschichte nicht so leicht zu verstehen sind.
das "pssssst", wenn jemand den mund nicht halten will. nicht verwunderlich, wenn man weiß, dass querulanten (das sind auch schon mal solche, die nicht immer wegschauen oder nicht laut genung ja sagen) dann auch schon mal verfolgt und liquidiert wurden. heute geschieht dies subtiler.
ich neige zu der ansicht, dass die grenzen der gesellschaftlichen schichten früher klarer abgesteckt waren. heute sind sie nicht ohne weiteres ersichtlich, allerdings zu spüren. in unkenntnis der vorgeschichte läuft man gegen unsichtbare, aber spürbare mauern. mehr oder minder spürbar, abhängig davon, wer sich gerade durch was in welchem umfang gestört fühlt und ob dieses gefühl von genügend menschen seiner schicht geteilt wird. die einigkeit ist hier und da am bröseln. und unter den feudalherrschaften gibt es auch solche, die sich ein wenig mehr öffnen wollen.
naja, ich mache mir nix mehr vor. ich hab lange gebraucht, um ein wenig zu verstehen. vielleicht war ich einfach nur zu schwer von begriff. und manchmal will ich das auch gar nicht alles begreifen wollen, weil es mir unheimlich vorkommt im jahr 2015. aber in unseren deutschen landen geht es derzeit auch irgendwie unheimlich zu, vor lauter geheimdienst, abhören, publizieren von geheimnissen, geheimen abkommen und aussitzen und rücktrittsforderungen etc.
also doch, einfach nur die sonne und das klima genießen?
Zuletzt geändert von SanLorenzo4; 08.08.2015, 04:07.
Als Betrachter von aussen, Kurzbesucher, also Tourist, oder Resident OHNE engere Beziehung zu den Einwohnern, und dann noch spezifischen Einwohnern, kann man wenig essentielles über die Bevölkerung aussagen, man ist AHNUNGSLOS !
Heute noch erlebe ich leicht befremdliche Gefühlseindrücke, lese ich die hiesige Presse, in der oft sehr lyrisch geschriebene Beiträge von langjährigen Periodisten/Journalisten erscheinen, die schon einen gewissen Schriftsteller-Status besitzen und anerkannte Kommentatoren des kanarischen Pressepanoramas darstellen.
Oft lese ich, manchmal krampfhaft, diese Artikel, animiert durch die entsprechende Überschrift, oder intrigiert durch die erwartete Aussage, doch nach einigen Absätzen nehme ich doch wieder davon Abstand, denn der antiquierte Stil, in dem diese Artikel geschrieben werden, dringt nicht in mein Bewußtsein weit genug ein, um ihn für mich verständlich zu machen: er langweilt mich, ich ziehe keinen Nutzen daraus, und, glücklicherweise, weil sie auch keine Relevanz für mich haben.
Da hat mein Vorredner scheinbar bessere Karten, und kann seinen Nutzen erkennen.
Habe, als es noch nur die beiden nationalen Fernsehkanäle hier gab, im 18-Stunden-Sendebetrieb, die spanische Literatur in Buchform erkundet und dort genauso meine "Leseschwäche" erkannt, obwohl ich kein Legastheniker bin: zu schwierig um dran zu bleiben.
Und das, in der Art, trifft auch auf den im #1 benannten Artikel zu.
Ich führe hier mal eine Quelle an, die für manchen doch relevant sein könnte, wegen seiner Reichhaltigkeit:
Ich finde den Artikel gelungen. Sagt sehr viel aus über die denke der "Eingeborenen". 1 zu 99 ist die Verteilung des Wohlstandes auf Teneriffa und damit noch schlechter als in der BRD - wo die Kanzlerin meint: Uns ging es noch nie so gut.
Bei der verdeckten Armut hierzulande, Harz 4 , Aufstocker, verschämte Nutzer der Tafel´n , Arbeitslose, nicht angerechnete Arbeitslose weil in Umschulung oder über´s Alter zum anrechnen in der Statistik.
Als Urlauber, der 1-3 Wochen dort verbringt, bekommt man nichts mit, wie es tatsächlich auf der Insel der Glückseligen zugeht.
Und als Resident in geschlossenen Urbanisationen wo kaum Kontakt zu den Einheimischen zu Stande kommt wohl auch nicht.
"Ob ich morgen leben werde,
weiß ich freilich nicht.
Aber, wenn ich morgen lebe,
daß ich morgen trinken werde,
weiß ich ganz gewiß."
im nachhinein bedauerlich, dass in unserem geschichtsunterricht in deutschland in den 70ern zwar exzessiv römische kaiser und mittelalter behandelt wurden, aber die jüngere geschichte wichtiger europäischer staaten weitgehend ausgeklammert wurde.
alles, was aus dieser zeit in meinem kopf hängen geblieben war, war das thema legion condor/guernica.
ein bisserl hab ich in den letzten jahren nun durch den hiesigen geschichtsunterricht der kinder mitbekommen und dadurch verstehe ich die entstehung, die rolle der unterstützung der deutschen im spanischen bürgerkrieg und die methoden für den machterhalt des franco-regimes bis zu francos tod ein wenig mehr. und die konsequenzen für die heutige spanische gesellschaft.
es beschleicht einen auch ein merkwürdiges gefühl, wenn man mal über szenarien nachdenkt, wie sich europa entwickelt hätte, wenn die nazis franco nicht geholfen hätten. die entwicklungen in spanien sind für mich viel schwieriger zu verstehen und vielschichtiger als in deutschland, wo es ja nach dem krieg einen radikalen schnitt gab.
was ich mangels lebenserfahrung in festlandspanien nicht weiß, ist, ob es gravierende unterschiede zwischen kanaren und festland in sachen gesellschaftliche entwicklung in der nach-franco-ära gibt.
kann da jemand von euch erfahrungsbasiert was dazu sagen?
Zuletzt geändert von SanLorenzo4; 09.08.2015, 11:33.
auf Teneriffa ging Francos Diktatur übergangslos in die heutige Zeitz über, da hat sich nicht viel geändert, immerhin hat unter General Franco der Tourismus seinen Anfang genommen.
Die Avenida General Franco wurde auch nur auf Druck Spaniens vor ein paar Jahren in Rambla de Santa Cruz umbenannt
die auf Teneriffa lebenden Deutschen wollen meist von ihrer eigenen Geschichte nichts wissen was das Selbstbild stören könnte. Da interessiert sie die Geschichte der Kanarischen Bevölkerung noch weniger.
Immerhin wurden vermutlich auf Teneriffa zwischen dem Konsul Ahlers Hemingway und Franko die Ubootstationsmiete von Lanzarote gegen das Condortestmanöver der ?Stukas? ausgehandelt.
Speziell Teneriffa war nach 1945 sicherer Zufluchtsort für die braunen Gesellen, die kapitalmäßig gut aufgestellt waren, denen aber Südamerika zu weit weg war ( Urugay, Paraguay ).
Noch 1978 wurde ich in einer gigantischen Finca in Puntillo del Sol mit deutschem Eigentümer mit dem bekannte Gruß jener Zeit in Empfang genommen, was mich sofort dazu bewegte, schnell das Weite zu suchen.
Wahrscheinlich war das eine, kommerziell gesehen, schlechte Entscheidung, verlor ich doch in der Ecke viele mögliche Kundschaft.
Auch war die Frage damals, oder besser gesagt, Anspielung der Canarios an meine Person, als mit "Heil Hitler" begrüßt, und nach der möglichen Gesinnung gefragt, mit Hinweis auf mein Geburtsdatum vom Tisch.
immerhin haben sie dich trotz deiner entscheidung offenbar dein geschäft ausüben lassen... ist ja auch schon mal was, finde ich. da kenn ich ganz andere fälle, auch in der gegenwart.
Ich weiß es noch genau, wie nach dem Tode Francos bei dem einen oder anderen Deutschen Panik aus brach! Und zwar ob der Frage der Nachfolge mit evtl drohenden Enteignungen von ausländischem Eigentum. Da wurden dann voreilig Grundstücke und Immobilien verkauft!
ich frage mich, wieviele Jahre man braucht und wie viele Canarios man kennen lernen muss, um zu dieser eindrucksvollen Klassifizierung zu kommen, siehe oben:
die Canarios sind kindlich denkende Einfachmenschen mit Obrigkeitsgehorsam. Ach ja... und: das besagt nichts.
Gehoert ja auch noch als generelles Statement dazu!
Ich habe in meinen fast 10 Jahren auf der Isla, in staendigem Kontakt mit Einheimischen, inclusive meinem anleierten Canario, niemanden getroffen, der in dieses, m.E. sehr fluffig bezeichnete Billigschema, passt, das die Insulaner hier in 1 Satz mit 3 herabsetzenden Bezeichnungen klassifiziert.
Ich denke auch dass wenn solche eigenen Erfahrungen gemacht wurden, diese nichts mehr mit der neuen Genaration zu tun hat. Ich kenne Soehne, die sich entsetzlich schaemen wenn ihre Vaeter verklaert und lauthals von der Franco- Zeit schwaermen. Kinder, die man nicht als kindlich denkend bezeichnen kann. Junge Frauen die amuesant und gebildet ihre Partei leiten, Kinder unterrichten usw. Kurz- ich finde deine Aussage ziemlich arrogant.
Solange Trolle hier Dauerurlaub machen, sind Diskussionen nicht möglich. Ich hatte schon vor ein par Tagen meinen Beitrag wieder gelöscht, obgleich ich das Thema wichtig fand.
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